Die von US-Präsident Donald Trump vorangetriebene Steuerreform schlug mit einer einmaligen Belastung von 2,4 Milliarden Dollar ins Kontor - es handelte sich im Falle von JPMorgan vor allem um eine Sonderabgabe auf im Ausland geparkte Gewinne. Dadurch rutschte das Quartalsergebnis im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 37 Prozent ab. Ohne diese Belastung, so rechnete JPMorgan vor, wäre der Gewinn praktisch stabil geblieben.
Bankchef Jamie Dimon lobte die Steuerreform aber ausdrücklich - sie mache die US-Wirtschaft wettbewerbsfähiger und komme damit allen Amerikanern letztlich zugute. Kern des Regelwerks ist eine deutliche Absenkung der Unternehmenssteuern. JPMorgan Chase erklärte, dass die effektive Steuerquote im laufenden Jahr auf 19 Prozent fallen werde - nach zuletzt 32 Prozent. Das bedeutet, dass künftig deutlich mehr Gewinn hängen bleiben wird.
Die Bankführung hatte die Anleger bereits auf die anfängliche Belastung vorbereitet. Entsprechend entspannt fiel die Reaktion am Aktienmarkt aus: Das Papier verlor vorbörslich knapp ein halbes Prozent.
JPMorgan Chase gehört noch zu den Banken, die glimpflich in Sachen Einmalbelastung wegen der Steuerreform davonkommen. Hart trifft es ausgerechnet jene Institute, die in der schweren Finanz- und Wirtschaftskrise massive Verluste anhäuften wie die Citigroup oder die Bank of America. Denn diese haben sogenannte Verlustvorträge in ihren Büchern stehen, mit denen sie künftige Steuern senken können. Angesichts der niedrigeren Steuerquote sind diese Verlustvorträge nun aber weniger wert - und Abschreibungen werden fällig.
Auch die Deutsche Bank rechnet zunächst mit einer Belastung von 1,5 Milliarden Euro wegen der US-Steuerreform. Das dürfte zum dritten Jahresverlust in Folge für das Frankfurter Geldhaus führen. Auch einige US-Banken dürften Verluste schreiben. Viele große Wall-Street-Häuser legen in der kommenden Woche ihre Geschäftszahlen vor.
Zur Einmalbelastung durch die Steuerreform kommt für die Großbanken dies- und jenseits des Atlantiks die anhaltende Flaute an den Kapitalmärkten hinzu - also im Handel mit Aktien, Anleihen, Rohstoffen oder Währungen. Das vierte Quartal sei diesbezüglich "eines der schwächsten der vergangenen 25 Jahre" gewesen, hatte der zuständige Deutsche-Bank-Vizechef Marcus Schenck erst am Freitag in einem Interview mit dem "Handelsblatt" gesagt.
Das zeigte sich auch bei JPMorgan: Die Einnahmen aus dem Anleihehandel brachen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 34 Prozent ein, der Aktienhandel blieb immerhin stabil. Der Gewinn der gesamten Kapitalmarkt- und Investmentbanking-Sparte schrumpfte vor diesem Hintergrund im Schlussquartal von 3,4 Milliarden auf 2,3 Milliarden Dollar.
Gleichzeitig stieg aber der Gewinn im Privatkundengeschäft im Quartal von knapp 2,4 Milliarden Dollar auf mehr als 2,6 Milliarden Dollar. Damit drehte sich das Kräfteverhältnis in der Großbank um, die traditionell das meiste Geld an der Wall Street macht und nicht im klassischen Spar- und Kreditgeschäft./das/ag/nas