Joe Bidens amerikanischer Rettungsplan übersteigt bei Weitem den "Wumms" des deutschen Finanzministers. Der US-Präsident will das "Leiden der Bevölkerung" mit 1900 Milliarden Dollar lindern. Schon im kommenden Jahr soll das gigantische Konjunkturpaket für Vollbeschäftigung sorgen. Das stimmt nicht alle Investoren positiv. Die Stimulierung droht über das Ziel hinauszuschießen. Zu viel Geld im Umlauf könnte einen Anstieg der Inflation bewirken, auf den die US-Notenbank eigentlich mit Zinserhöhungen reagieren müsste.
Das aber wäre schlecht für Gold. Das Edelmetall wirft keine laufenden Erträge ab. Es steht daher in Konkurrenz zu festverzinslichen Papieren. Seit Jahresanfang hat der Goldpreis um rund acht Prozent verloren. Die Rendite der zehnjährigen Staatsanleihe ist dagegen gestiegen.
Doch seit der jüngsten Fed-Sitzung sind Zinserhöhungen fürs Erste vom Tisch. "Die US-Notenbank hat klargestellt, dass sie etwaige Anpassungen ihrer Geldpolitik mit viel Vorlauf kommunizieren wird", sagt Ned Naylor-Leyland. Der Fondsmanager des über eine Milliarde Dollar schweren Jupiter Gold & Silver Fund will auch nicht ausschließen, dass Notenbankchef Jerome Powell sich zur Zinskurvensteuerung entschließen wird. "Yield Curve Control" bedeutet: Die Notenbank gibt eine Zielrendite beispielsweise für die zehnjährige Anleihe vor und stellt durch Käufe oder Verkäufe sicher, dass diese auch erreicht wird.
Silber für die Umwelt
Sinkende Realzinsen sind laut Naylor-Leyland dann aber unvermeidbar, wodurch Gold als bewährter Inflationsschutz wieder an Attraktivität gewinnen würde. Der Fondsmanager rechnet jedoch nicht nur mit einem Bullenmarkt bei Gold, sondern auch bei Silber: "Das Angebot ist wesentlich begrenzter als von manchen Branchenanalysten behauptet." Zudem steige die Nachfrage seitens der Industrie. Silber wird unter anderem für einige Umwelttechnologien benötigt.
Naylor-Leyland hat die beiden Edelmetalle mit rund 20 Prozent gewichtet. Etwa 80 Prozent der Mittel entfallen auf die Aktien von Minenunternehmen. Diese profitieren nach Meinung des Fondsmanagers nicht nur vom Preisanstieg bei Silber und Gold, für einen Kauf sprächen auch günstige Bewertungen, höhere Free Cashflows, steigende Dividenden, Explorationserfolge und verstärkte Fusions- und Übernahmeaktivitäten. "Jetzt muss nur noch der Wind drehen und eine breite Marktdynamik einsetzen", sagt Naylor-Leyland. Der Zeitpunkt zum Einstieg sei günstig. Vor Kurzem erwarb der Manager hochwertige australische Mid-Cap-Goldminenwerte, die 50 Prozent unter dem Niveau des vergangenen Sommers notierten.
Potenzielles politisches Risiko
Schon länger im Portfolio befindet sich dagegen First Majestic Silver. Das kanadische Unternehmen betreibt unter anderem die Mine San Dimas im mexikanischen Bundesstaat Durango. Im laufenden Jahr will das Management die Silberproduktion um 20 Prozent erhöhen. Einen Wermutstropfen beziehungsweise ein politisches Risiko könnte es aber geben, denn der Staat Mexiko fordert Steuernachzahlungen in Höhe von 500 Millionen Dollar. Den Streit soll nun ein Schiedsgericht der Nafta schlichten. Finanziell ist das Unternehmen jedoch gut aufgestellt. Ende vergangenen Jahres verfügte First Majestic Silver über 238 Millionen Dollar an Cash.