Der hessische Konzern K + S hatte hehre Ambitionen. Mit dem Zukauf des größten südamerikanischen Salzproduzenten Sociedad Punta de Lobos im Jahr 2006 und des traditionsreichen US-Unternehmens Morton Salt 2009 stellte sich K + S an die Spitze des weltweiten Wettbewerbs um die Marktführerschaft in der Branche. 2017 eröffnete K + S zudem ein für drei Milliarden Euro gebautes Kali- Werk im kanadischen Bethune, die größte je getätigte Investition des Salz- und Düngemittelherstellers.

Seither ist das Unternehmen vom Pech verfolgt. Abwasserprobleme am deutschen Standort am Weser-Quellfluss Werra vor allem im Hitzesommer 2018 zwangen K + S zu Produktionsstopps. Gleichzeitig rauschte der Kali-Preis in den Keller. Und in diesem Jahr hat China, um die eigenen hohen Lagerbestände abbauen zu können, einen Importstopp verhängt.

Weil nun das Ziel gefährdet ist, bis Ende 2020 die Finanzverbindlichkeiten von aktuell drei Milliarden Euro zu halbieren, hat Firmenlenker Burkhard Lohr drastische Maßnahmen angekündigt. Es soll "rasch Wert generiert werden, um die Verschuldung zu reduzieren", teilte das Unternehmen dieser Tage mit. Dabei geht es um die Kreditwürdigkeit: Die Ratingagentur Standard & Poor’s hat die Bonität des Unternehmens mit "BB-" auf Ramschniveau herabgesetzt. Die bisher eingeleiteten Maßnahmen, etwa die Konsolidierung der deutschen Tochtergesellschaften mit Synergie­effekten von mehr als 100 Millionen Euro, sind da bislang lediglich ein Tropfen auf den heißen Stein.

Spartenverkäufe geplant


Im Schaufenster steht nun die Geschäftseinheit "America", zu der die Akquisitionen von 2006 und 2009 gehören. Die Analysten der Privatbank M.M. Warburg schätzen den Wert der regionalen Einheit auf mehr als zwei Milliarden Euro. Zudem könnte K + S einen Minderheitseigner für das kanadische Kali- Werk suchen, das nach Unternehmensangaben mittlerweile fünf Milliarden Euro wert ist.

Da jedoch die Konkurrenten ebenfalls ihre Ergebnisprognosen senken mussten, ist fraglich, ob K + S die geschätzten Unternehmenswerte tatsächlich realisieren kann. Der günstigste Fall wäre eine Erholung des Kali-Preises. Das jedoch ist keine Utopie: K + S und die Wettbewerber haben ihre Produktionsmengen gedrosselt. "Mit der Einschränkung haben K + S und alle übrigen großen Anbieter die Voraussetzungen geschaffen, die Balance zwischen Angebot und Nachfrage auf dem Welt-Kalimarkt wieder herzustellen", argumentieren die Analysten der NordLB. Zudem laufen Verhandlungen mit China über ein Ende des Importstopps.

Im Frühjahr 2020 dürfte sich abzeichnen, ob die Pechsträhne mit einem Quäntchen unternehmerischem Erfolg endet. Dann könnte sich auch eine Trendwende an der Börse abzeichnen: Der Kurs hat seit Jahresanfang rund 30 Prozent eingebüßt, der Buchwert liegt etwa doppelt so hoch wie die Marktkapitalisierung. Das macht K + S zum Titel für spekulative Anleger.

Spekulation: Seit Jahren warten K+S-Anleger auf die Trendwende, die Verschlankung könnte sie ein­leiten. Für Mutige!