Die Luft werde zunehmend dünner, schrieben die Analysten der NordLB in einem Kommentar. Weitere Kursgewinne wären nur gesund, wenn der Anstieg auf eine gute konjunkturelle Entwicklung zurückzuführen sei. "Diese aber liegt angesichts des Eingreifens der EZB offenbar gerade nicht vor."
Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte am Donnerstag ein ganzes Bündel von Maßnahmen angekündigt, um die Kreditvergabe in der Euro-Zone anzukurbeln und eine mögliche Deflation - einer Spirale aus fallenden Preisen und rückläufigen Investitionen - zu verhindern. Neben der Senkung der Leitzinsen auf rekordniedrige 0,15 Prozent beschloss die EZB einen Strafzins für Banken und neue milliardenschwere Geldspritzen. Der Dax, der zuletzt von Rekordhoch zu Rekordhoch eilte, kletterte zeitweise knapp über 10.000 Punkte, auf Wochensicht lag das Plus bis Freitagnachmittag bei 0,4 Prozent. Auch die Wall Street konnte in den vergangenen Tagen neue Höchststände verzeichnen, der Dow-Jones-Index kommt auf ein Wochenplus von 0,7 Prozent..
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RÜCKSETZER IN RICHTUNG 9800 PUNKTE MÖGLICH
Für Jens Klatt vom Brokerhaus FXCM ist ein Rücksetzer des Dax in Richtung der 9800er Marke in den nächsten Tagen wahrscheinlicher als ein neuer Anlauf auf die 10.000 Punkte. Die Notenbanker hätten vieles von ihrem Pulver mit den jüngsten Beschlüssen verschossen. "Und was die tatsächlichen realwirtschaftlichen Effekte angeht, werden die Auswirkungen dieser Geldpolitik noch längere Zeit auf sich warten lassen", sagte der Experte.
Wie es um die Wirtschaft der Euro-Zone bestellt ist, dürften in der neuen Woche die Zahlen zur Industrieproduktion zeigen (Donnerstag). Commerzbank-Analyst Christoph Balz erwartet, dass der etwas nachlassende Rückenwind der Weltwirtschaft und der starke Euro die Industrie im April belastet haben dürften. Das prognostizierte Plus von 0,4 Prozent sei kaum mehr als eine Gegenbewegung auf den Rücksetzer von 0,3 Prozent im März. "Auch in den kommenden Monaten dürfte die Industrieproduktion in der Tendenz stagnieren," meint Balz. In den USA stehen unter anderem der Einzelhandelsumsatz (Donnerstag) und die Erzeugerpreise (Freitag) für Mai auf der Agenda.
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KAUM UNTERNEHMENS-TERMINE
Auf Unternehmensseite dürfte es in der Pfingstwoche ruhig bleiben. Lediglich einige Firmen öffnen ihre Türen für die Aktionäre und laden wie der Netzwerkausrüster Adva, der Technologiekonzern Jenoptik und die Krankenhauskette Rhön-Klinikum zur Hauptversammlung ein. Bei Rhön stimmen die Aktionäre darüber ab, ob die Hürde für wichtige Entscheidungen bei dem Unternehmen von 90 auf 75 Prozent gesenkt werden. An der 90-Prozent-Hürde war 2012 der Komplett-Verkauf von Rhön an den Gesundheitskonzern Fresenius gescheitert. Stattdessen übernahm Fresenius für rund drei Milliarden Euro einen Großteil der Krankenhäuser von Rhön.