D ie Corona-Krise hat in den Quartalsabschlüssen der DAX-Konzerne tiefe Spuren hinterlassen. Besonders hart betroffene Konzerne wie Sportartikler Adidas oder Autohersteller wie BMW rutschten tief in die roten Zahlen. Andere Unternehmen wie die Deutsche Post profitierten dagegen vom Onlineboom, den die Pandemie auslöste. Weil die Analysten aber noch schlechtere Ergebnisse erwartet hatten, wurden die Zahlen durchaus positiv im Markt aufgenommen. Angesichts der großen Unsicherheit, wieder steigender Infektionszahlen und der Sorge vor neuen Einschränkungen oder gar einem zweiten Lockdown hielten sich die Unternehmen beim Ausblick zurück.
"Die absoluten Ergebnisse vieler Unternehmen sind katastrophal", fasst Donner & Reuschel-Chefvolkswirt Carsten Mumm den bisherigen Verlauf der Berichtssaison zusammen. "Aber oftmals liegen sie über den zuvor noch stärker revidierten Prognosen der Analysten."
So seien auch die letzten Ausblicke der Unternehmen noch auf dem Höhepunkt der Shutdown-Maßnahmen erstellt worden. Die Lockerungen seien dann aber schneller erfolgt als erwartet. Zudem habe es vor allem in Deutschland massive fiskalische Stützungsmaßnahme gegeben - insbesondere das Kurzarbeitergeld.
Laut Datendienst Bloomberg haben im bisherigen Verlauf der Berichtssaison zum zweiten Quartal knapp zwei Drittel der Unternehmen die Erwartungen der Analysten beim Gewinn übertroffen und 75 Prozent die Umsatzerwartungen.
Neben der Deutschen Post zählt Vonovia zu den Profiteuren der Pandemie. Der Immobilienkonzern erwartet auch für das kommende Jahr keine Wachstumsdelle. Ebenfalls relativ robust zeigt sich das Geschäft bei Siemens. Vor allem die Industriesparte liefert stabile Gewinne; Siemens-Chef Joe Kaeser sieht die Lieferketten intakt.
In die BMW-Bilanz dagegen hat die Corona-Krise tiefe Löcher gerissen. Im Autogeschäft fiel wegen des Produktionsstopps im zweiten Quartal ein Betriebsverlust von 1,55 Milliarden Euro an. Der Münchner Konzern erwartet im Gesamtjahr wegen der Krise einen Absatzeinbruch um ein Fünftel. Ähnlich schlecht ergeht es den Autokonzernen Daimler und Volkswagen.
Robuste Finanzkonzerne
Verluste hinterließ die Corona-Krise insbesondere bei Adidas. Wegen monatelanger Ladenschließungen rutschte der Sportartikelkonzern tief ins Minus. Bei den Konsumgüterherstellern Henkel und Beiersdorf ging der Gewinn um jeweils ein Viertel zurück. Auf der Gewinnerseite stehen dagegen die Finanzkonzerne im DAX. Die Munich Re verbuchte im zweiten Quartal zwar einen Corona-bedingten Gewinneinbruch um 42 Prozent, wegen zusätzlicher Nachfrage nach Versicherungsschutz rechnet der Konzern jedoch im Gesamtjahr mit einem neuen Beitragsrekord.
Das Marktumfeld für Rückversicherer habe sich "deutlich verbessert", sagte Vorstandschef Joachim Wenning. "Wir wachsen profitabel." Auch der Versicherungsriese Allianz steuert trotz Pandemie auf einen Jahresgewinn von zehn Milliarden Euro zu - "falls eine zweite große Corona-Welle ausbleibt", wie Finanzvorstand Giulio Terzariol einschränkte. Überraschend stark hatte sich auch die Deutsche Bank geschlagen, die mit einem Vorsteuergewinn von 158 Millionen Euro die Analysten positiv überraschte.
Die Aussichten für das zweite Halbjahr bleiben dennoch verhangen. Eine konkrete Jahresgewinnperspektive lieferte lediglich die Deutsche Post. "Neben Paketlogistik sind derzeit nur Pharma und Technologie in der Lage, konkret zu planen", sagt Carsten Mumm von Donner & Reuschel. Im Maschinen- und Fahrzeugbau dagegen herrscht Auftragsflaute. "Über allem liegt eine außergewöhnliche Ungewissheit, und wenn es überhaupt Ausblicke gibt, stehen sie unter der Prämisse, dass es keine zweite Infektionswelle und vor allem keine erneuten flächendeckenden Shutdowns gibt", so Mumm.