Dabei waren die letzten Meter vor dem Börsengang auch schon holprig. Der Ausgabepreis von 390 Pence je Deliveroo-Aktie lag am unteren Ende der Bewertungsspanne. Denn einige Investoren hätten sich von der Idee verabschiedet, in ein Geschäft zu investieren, von dem sie nicht vollständig überzeugt seien, dass es in absehbarer Zeit Profit abwerfe, erklärte Marktanalyst Michael Hewson vom Handelshaus CMC Markets UK.
Das schief gegangene Börsendebüt ist auch ein Rückschlag für die Bemühungen Londons, nach dem Brexit zu einem attraktiven Ort für Börsengänge und Technologiekonzerne zu werden. Analyst Neil Wilson von Markets.com merkte kritisch an, London sei wohl kein guter Ort, um Techwerte an die Börse zu bringen. Selbst mit dem Ausgabepreis am unteren Ende der Preisspanne habe Deliveroo zu viel verlangt für seine Verluste schreibende Lieferplattform. In einem sehr harten Wettbewerbsumfeld sei der Weg für Deliveroo zur Profitabilität fraglich, führte Wilson aus.
Medien hatten bereits am Vortag berichtet, dass viele Fonds keine Aktien des Online-Lieferdienstes kaufen wollten. Sie hätten Bedenken bezüglich der Behandlung der Kuriere durch das Unternehmen. Es wird erwartet, dass Hunderte von Kurierfahrern sich weigern werden, Lieferungen am ersten Börsentag auszuführen.
Analystin Sophie Lund-Yates von Hargreaves Lansdown sieht in den Regulierungen rund um die Arbeitnehmerrechte gegenwärtig das größte Problem, denn das flexible Arbeitnehmermodell von Deliveroo sei eine wichtige Säule für den Erfolg des Unternehmens.
Einige der größten Vermögensverwalter Großbritanniens hatten bereits in der vergangenen Woche mitgeteilt, beim Börsengang von Deliveroo nicht mitzumachen, weil der Umgang des Unternehmens mit seinen Kurieren nicht ihren verantwortungsvollen Investmentgepflogenheiten entspreche.
Expertin Lund-Yates wies zudem darauf hin, dass selbst eine am niedrigen Ausgabepreis von 390 Pence gemessene Marktkapitalisierung von 7,6 Milliarden Pfund noch deutlich über jener des Kontrahenten von Just Eat Takeaway liege. Dies bedeute, dass Deliveroo unbedingt erfolgreich sein müsse. Andernfalls gerate der Aktienkurs ins Kreuzfeuer.
dpa-AFX