Es ist mal wieder soweit. Der Jahreswechsel steht an und das bringt neben dem Nikolaus und Neujahresgrüßen unweigerlich auch zahlreiche Anlageempfehlungen von Investmentbanken für das kommende Jahr mit sich.
Börse Online berichtet auch in diesem Jahr wieder auszugsweise über einige dieser Publikationen. Den Anfang machen dabei in diesem Beitrag die Vorhersagen der Société Générale (SocGen). Das französische Institut sieht die Kurse in Europa im kommenden Jahr leicht steigen. Europa soll demnach besser laufen auf die USA und Standardwerte sollen besser abschneiden als Nebenwerte.
Richtig viel zugetraut wird dabei vor allem 15 ausgewählten Einzelaktien. Unterteilt werden diese Titel in vier Kategorien. Bei der ersten Gruppe handelt es sich um Werte, die im Schnitt Kursbewegungen nach oben besonders stark mit machen, bei Gruppe zwei um Werte mit einer attraktiven Dividendenrendite, bei Gruppe drei um Restrukturierungsaktien und bei Gruppe vier um Aktien aus Frankreich, weil dem Heimatmarkt Aufholholpotenzial zugebilligt wird.
Wir haben uns bei der Auswahl der fünf interessantesten Titel am weniger um diese Kategorien gekümmert, sondern ganz einfach eine Berücksichtigung in diesem Beitrag davon abhängig gemacht, welchen fünf Aktien das größte Kurspotenzial zu getraut wird. Herausgekommen sind dabei zwei Titel aus Frankreich, wobei einer davon ein Bauunternehmen und der andere ein Kreditinstitut ist. Hinzu kommen ein britischer Versicherer, eine spanische Modekette sowie ein in Luxemburg domilizierter Stahlkonzern.
Zwei dieser Werte verfügen auch über eine Kaufempfehlung der Börse Online-Redaktion. Wenn die Analysten der SocGen Recht behalten, dann winken Investoren aber bei allen fünf ausgewählten Werten satte Kursgewinne. Zumindest bewegen sich die Kursziele zwischen knapp 35 Prozent und 98 Prozent über den aktuellen Kursen. Lesen Sie auf den nachfolgenden Seiten, um welche Aktien es sich im Einzelnen handelt.
Europa 2015 Top-Empfehlung der Société Générale Nummer eins: Crédit Agricole S.A. (WKN: 982285, 10,175 Euro)
Überzeugt sind die Analysten der SocGen unter anderem vom Branchenkonkurrenten Crédit Agricole. Dahinter steckt ein genossenschaftlich organisiertes Finanzinstitut, das in Frankreich zu den größten Geschäftsbanken des Landes zählt. Vertreten ist das Unternehmen in 23 Ländern und angeboten werden ein breites Spektrum an Finanzprodukten und Dienstleistungen.
Volkswirtschaftlich gesehen steckt Frankreich derzeit zwar noch in einer Krise und es gibt zahlreiche Skeptiker, die eine baldige Trendwende zum Besseren bezweifeln. Doch bei der SocGen sind die Analysten sehr zuversichtlich. Sie glauben fest an eine baldige positive Wirkung der beschlossenen Arbeitsmarktreformen und der sinkenden Lohnkosten. Geht diese Rechnung auf, dürfte die Crédit Agricole davon besonders stark profitieren, weil 50 Prozent der Umsätze in Frankreich erzielt werden. Achtung: Weitere 12 Prozent der Umsätze kommen aus Italien und damit aus einem weiteren Krisenland, das unter Reformdruck steht.
Für SocGen-Analyst Geoff Dawes ist die Crédit Agricole die bevorzugte Aktie aus dem französischen Bankensektor. Zur Begründung verweist er auf die Bewertung (auf Basis der SocGen-Gewinnschätzungen ergibt sich für 2014 ein KGV von acht für 2015), einen schnell steigenden Buchwert (das Kurs-Buchwert-Verhältnis bewegt sich für 2014 bei 0,56), niedrigen Finanzierungskosten und starken Kapitalkennziffern. Außerdem seien die Verantwortlichen dabei, die Profitabilität zu erhöhen und die Ausschläge auf der Umsatz- und Ergebnisseite zu verringern.
Als Kaufargument für den Titel wird auch die Dividendenrendite herausgestellt. Gemessen an den für 2014 bis 2016 erwarteten Ausschüttungssätzen von 0,38, 0,50 und 0,60 Euro ergeben sich zum aktuellen Kursniveau Renditen von 3,7, 4,9 und 5,9 Prozent. Das Kursziel beziffert Dawes auf 14 Euro, woraus sich rein rechnerisch ein Potenzial von 37,6 Prozent ergibt. Aus charttechnischer Sicht ist allerdings ein intakter mittelfristiger Seitwärtstrend zu erwähnen. Aktuell bewegt sich die Notiz sogar am unteren Rand dieser Range und bei einem Fall unter 10 Euro, würde sich das Chart deutlicher eintrüben.
Europa 2015 Top-Empfehlung der Société Générale Nummer zwei: Aviva PLC (WKN: 854013, 4,639 britische Pfund, 5,853 Euro)
Mit Aviva befindet sich unter den Top-Empfehlungen der SocGen für 2015 auch eine der größten Versicherungsgesellschaften weltweit. Zu erwähnen ist aber, dass zuletzt noch immer fast die Hälfte der Umsätze auf dem britischen Heimatmarkt erzielt wurde. Wobei das aber kein Nachteil ist, weil die Wirtschaft dort immerhin etwas besser läuft als auf dem europäischen Festland.
Die vor allem als Sachversicherer und Anbieter von Lebensversicherungen tätige Gesellschaft hat in diesem Jahr schon mehr als einmal Schlagzeilen gemacht. Dazu zählte unter anderem die Meldung, wonach Fehlverhalten von zwei ehemals in der Vermögensverwaltung arbeitenden Aviva-Händler Kunden einen Schaden von 100 Millionen Pfund zugefügt haben. Wie außerdem im November bekannt wurde, schließt sich Aviva mit der ebenfalls britischen Friends Life Group Ltd. zusammen. Die Transaktion hat ein Volumen von 5,6 Milliarden britischen Pfund und zusammen betreut der neue Konzern rund 16 Millionen Kunden
An der Börse kam dieses Vorhaben allerdings nicht besonders gut an. Unter anderem hieß es, die Akquisition stehe im Widerspruch zur geplanten Verschlankung der Unternehmensstruktur. Der Aktienkurs ist aktuell auf ein Mehrmonatstief abgerutscht und die Charttechnik hat sich dadurch klar verschlechtert. SocGen-Analyst Abid Hussain setzt dennoch auf den Titel. Zur Begründung verweist er auf Restrukturierungspotenzial. Zudem glaubt er an positive Synergien durch den Zusammenschluss mit Friends Life.
Als wichtiges Kaufargument stellt er auch die Dividendenpolitik heraus. Für die Jahre 2014 bis 2016 sagt er Ausschüttungen von 16,5, 21,5 und 25,5 Pence voraus. Das würde Renditen von 3,56, 4,63 und 5,5 Prozent entsprechen. Moderat gestaltet sich auch das KGV von 8,8, das sich auf Basis des von Hussain für 2015 erwarteten Gewinns je Aktie ergibt. Als Kursziel werden 650 Pfund genannt, was theoretisch einem Kurspotenzial von 40,1 Prozent entspricht. Auch Börse-Online stuft den Titel als kaufenswert ein. Das Kursziel der Redaktion beträgt acht Euro.
Europa 2015 Top-Empfehlung der Société Générale Nummer drei: Inditex S.A. (WKN: A11873, 22,08 Euro)
Beim Performance-Potenzial liegt die Aktie von Inditex ganz knapp vor Aviva. SocGen-Analystin Anne Critchlow ist deutlich optimistischer als die meisten anderen Branchenbeobachter und sie beziffert das Kursziel auf 31 Euro. Kann diese Vorgabe erreicht werden, wäre das gemessen am aktuellen Kurs ein Anstieg von 40,4 Prozent.
Critchlow schwärmt auch deshalb so für den Wert, weil sie Inditex für den am besten positionierten Einzelhandelskonzern mit einem mehrgliedrigen Distributionskanal hält. Bei der Gewinnspanne auf EBIT-Basis bestehe Luft nach oben, man sei gut in Wachstumsmärkten vertreten, auch das Online-Geschäft entwickele sich gut und nicht zuletzt profitiere die Gesellschaft auch von der Schwäche des Euro.
Die von der mit mehr als 6.300 Geschäften und acht Marken in 87 Märkten vertretenen spanischen Modekette jüngst vorgelegten Quartalszahlen bezeichnet Critchlow als beeindruckend. Der Mutterkonzern der Textilkette Zara, der über eine ausgefeilte Wertschöpfungskette verfügt, steigerte den Nettogewinn von Februar bis Oktober auf 1,69 Milliarden Euro nach 1,67 Milliarden Euro im Vorjahr. Die Erlöse kletterten gleichzeitig um sieben Prozent auf rund 12,7 Milliarden Euro. Beides lag über den Analystenschätzungen.
Trotz dieser überzeugenden Zahlen und einem vom Vorstand als lebhaft bezeichneten Vorweihnachtsgeschäft ist die Notiz noch immer in einem mittelfristigen Seitwärtstrend gefangen. Verantwortlich dafür dürfte nicht zuletzt die Bewertung sein. Denn mit einem KGV von gut 24, das sich auf Basis des von Critchlow für 2015 erwarteten Gewinns ja Aktie von 0,91 Euro ergibt, ist die Bewertung relativ anspruchsvoll.
Europa 2015 Top-Empfehlung der Société Générale Nummer vier: Vinci S.A. (WKN: 867475, 41,25 Euro)
Wie bei der Crédit Agricole handelt es sich auch bei Vinci um eine Wette auf bessere Zeiten in Frankreich. Denn der Konzessions- und Baukonzern ist mit rund 191.000 Mitarbeitern zwar in rund 100 Ländern aktiv. 2013 wurden aber nach wie vor noch 63 Prozent der Umsätze in Frankreich erzielt. Stark ist Vinci auf dem Heimatmarkt unter anderem als Spezialist für Infrastruktur-Projekte. Eigenen Angaben zufolge hat der Konzern mit einem Streckennetz von 4.386 Kilometern Länge in Kilometern gerechnet mehr als die Hälfte der Autobahnkonzessionen in Frankreich inne.
Obwohl dieses Segment Concessions deutliche Zuwächse verbuchte, musste die Gesellschaft wegen einem schwachen Baugeschäft in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres einen Umsatzrückgang hinnehmen. Konkret sanken die Erlöse um 3,7 Prozent auf 28,43 Milliarden Euro. Auch der Auftragseingang sank um 5,3 Prozent auf 22,9 Milliarden Euro. Bestätigt wurde aber immerhin der Ausblick für das kommende Jahr. Dieser beinhaltet einen leicht sinkenden Umsatz, eine geringfügig steigende EBIT-Marge und netto wird durch den Verkauf von Anteilen am Parkhausbetreiber Vinci Park weiter mit einem deutlichen Gewinnplus gerechnet.
Schon vor Bekanntgabe der neuen Geschäftszahlen hat die SocGen die Aktie von Vinci in die hauseigene Premium List aufgenommen und dafür gleichzeitig Nestle gestrichen. Zur Begründug hieß es damals, der französische Bausektor belebe sich wieder und sei deshalb interessant. Die Strategie, die Geschäft in den Bereichen Flughafen-Dienstleistungen und Energie auszubauen wird als sinnvoll bezeichnet.
Als kaufenswert wird der Titel zudem aus Dividendenüberlegungen heraus eingestuft. Analystin Muriel Fellous geht für 2014 von einer Zahlung von 2,22 Euro aus, was eine Rendite von 5,4 Prozent bedeuten würde. Beim Gewinn je Aktie für 2014 rechnet sie mit 4,44 Euro, woraus sich ein einstelliges KGV ergibt. Das Kursziel beträgt in diesem Fall 60 Euro. Das kommt einem Kurspotenzial von 45,5 Prozent gleicht. Börse Online ist mit einem Kursziel von 50 Euro etwas bescheidener, stuft den Wert aber ebenfalls als einen Kauf ein.
Europa 2015 Top-Empfehlung der Société Générale Nummer fünf: ArcelorMittal S.A. (WKN: A0M6U2, 8,578 Euro)
Die Kursziele bei den vier erstgenannten Titeln fallen bereits relativ stattlich aus. Doch es wird in den Schatten gestellt durch das, was die SogGen bei ArcelorMittal für möglich hält. Das Kursziel beträgt hier stolze 17 Euro. Gemessen an den derzeit gültigen Notierungen ergibt sich daraus rein theoretisch ein Kurspotenzial von 98,2 Prozent.
Für diese Aussicht auf eine Kursverdoppelung müssen interessierte Anleger aber vermutlich starke Nerven mitbringt. Zumindest waren diese in der vergangenen Jahren dringend erforderlich. Denn der Aktienkurs befindet sich schon seit Jahren per Saldo auf dem Weg nach unten und gerade wurden sogar neue Tiefs markiert. Charttechnisch gesehen sieht dieser Wert somit alles andere als einladend aus.
Bei der im Jahr 2006 durch den Zusammenschluss von Arcelor und Mittal Steel entstandenen ArcelorMittel handelt es sich mit einer Fördermenge von jährlich rund 90 Millionen Tonnen Stahl zwar um den weltgrößten integrierten Stahlkonzern, doch obwohl man inzwischen in allen globalen Märkten wie beispielsweise der Automobilindustrie, dem Bauwesen oder der Haushaltsgeräte- und Verpackungsindustrie Spitzenpositionen inne hat, leidet auch der Marktführer wie alle Branchenvertreter unter der der schwachen Nachfrage.
Aber obwohl der Markt weiter skeptisch ist, wie der Kursverlauf signalisiert, ist der Titel
gleich in drei der fünf Eingangs aufgezählten Kategorien wider, auf welche die SocGen in kommenden Jahr als Anlagethemen setzt. So gilt ArcelorMittal als eine Aktie, die im Zuge eines freundlichen europäischen Gesamtmarktes überproportional steigen dürfte. Außerdem glaubt SocGen-Analyst Alain William an eine erfolgreich endende Restrukturierungsgeschichte. Er setzt auf einen anhaltenden Abbau der Schulden und der Kosten. Außerdem geht er von einer anziehenden Nachfrage aus sowie Margenverbesserungen im Stahlgeschäft.
Sogar die Bewertung stuft er als sehr günstig ein. Dagegen spricht auf den ersten Blick zwar das KGV, das sich auch auf Basis seiner Schätzungen für 2014 auf hohe 47,7 beläuft. Aber William prognostiziert für 2015 und 2016 eine Verbesserung beim Gewinn je Aktie auf 1,37 und 1,97 Euro. Dadurch würde sich die Bewertung auf tiefe 6,3 und 4,4 verringern. Zuversichtlich ist er auch in Sachen Dividenden. Für 2015 und 2016 hält er Ausschüttungen von 0,50 und 0,75 für möglich. Daraus ergeben sich Renditen von 5,8 und 8,7 Prozent. Wie unter Verweis auf den schwachen Aktienkurs bereits angedeutet, teilt der Markt derzeit den Optimismus von Williams derzeit allerdings noch nicht.