Startet die Jahresendrally jetzt durch - oder ist nach der Euphorie der vergangenen Wochen die Luft schon wieder raus? Diese Frage bewegt derzeit vor allem jene Anleger, die zuletzt außen vor blieben. Schließlich haben etliche Aktien seit der Marktkorrektur vom Oktober teilweise schon wieder mehr als 20 Prozent an Wert gewonnen.

Bei der Suche nach Titeln, deren Kurs noch nicht angesprungen ist, hilft der Blick auf die Bewertung. Kennziffern wie Kurs-Gewinn-Verhältnis, Cashflow oder Kapitalrendite geben hier Aufschluss darüber, ob ein Unternehmen im Vergleich zu seinen Wettbewerbern unterbewertet ist und sich ein Einstieg noch lohnt. Wer solche unentdeckten Perlen in sein Depot legt, muss in der Regel allerdings Geduld mitbringen und darauf warten, dass der breite Markt das Kurspotenzial dieser Werte entdeckt und mit Anschlusskäufen die Kurse anschiebt. Mit anderen Worten: Eine fundamental günstige Aktie macht noch keine Jahresendrally.

Umso mehr lohnt in dieser Marktphase der Blick auf charttechnische Kaufsignale. Mit ihnen lassen sich markante Trendwechsel an den Märkten oder bei einzelnen Aktien frühzeitig erkennen. Bestimmte Chartformationen helfen dabei, künftige Outperformer zu identifizieren. Eine Garantie für die Kursentwicklungen sind sie freilich nicht. Auch Chartmuster können Fehlsignale produzieren, nachdem sie klare Kaufsignale ausgedrückt hatten. In Verbindung mit der Fundamentalanalyse liefert die Chartanalyse jedoch eine gute taktische Vorgabe für einen besonders geeigneten Zeitpunkt zum Einstieg.

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Die entscheidenden Kurstreiber

Auf der Grundlage unterschiedlicher charttechnischer Indikatoren haben wir sieben Aktien herausgefiltert, die zuletzt Kaufsignale erzeugten. Entscheidend für die Titelauswahl waren aber nicht ausschließlich charttechnische Faktoren.

Ebenso wichtig waren klassische fundamentale Kriterien wie eine dynamische Umsatz- und Gewinnentwicklung. Und darüber hinaus sind wir selbstverständlich auch den Gründen für die jüngsten Kursanstiege nachgegangen. Nachrichten aus den Unternehmen, etwa als positive Überraschungen im jüngsten Quartalsbericht, spielten eine entscheidende Rolle. Ebenso kursbewegend sind Analystenstudien, vor allem im Kontext einer Branchenstudie, in der das Unternehmen besonders gut abschneidet. Häufig werden die Aktienkurse auch nach Investorenveranstaltungen, auf denen das Management überzeugt, entdeckt oder wiederentdeckt. Bei marktengen Nebenwerten kann auch die positive Resonanz auf Investoren-Roadshows dazu führen, dass einzelne Fonds erste Positionen aufbauen oder ihre Investments in die jeweilige Aktie aufstocken. Und zu guter Letzt werden Insiderkäufe als positives Zeichen gesehen, dass das Management des Unternehmens vom Erfolg überzeugt ist und in naher Zukunft kurstreibende Entwicklungen erwartet.

Diese Faktoren haben dazu geführt, dass die sieben ausgewählten Aktien wegen ihres attraktiven Risiko-Rendite-Profils und deutlichen Kurspotenzials vor dem Durchstarten stehen. Wie bei allen Investments versteht sich das konsequente Einhalten und Nachziehen von Stoppkursen auch hier.

Auf Seite 3-9: Die Sieben Favoriten im Überblick



Barclays: Umbau geht weiter

Das britische Geldhaus befindet sich mitten in Aufräumarbeiten. Bis 2016 sollen mindestens 19 000 der weltweit 140 000 Jobs gestrichen werden. Dazu kommen gerichtliche Verfahren wegen des Verkaufs von fragwürdigen Restschuldversicherungen an Kunden sowie Ermittlungen der New Yorker Staatsanwaltschaft wegen Betrugs und Fälschung im Zusammenhang mit Hochfrequenzhandel.

Dass einige Banken wie Goldman Sachs zuletzt ihre Gewinnziele für Barclays erhöhten und die Aktie zum Kauf empfehlen, hängt mit den neuen Eigenkapitalregeln der britischen Bankenaufsicht zusammen. Dieses Regelwerk fiel weniger drastisch aus als gemeinhin erwartet worden war. Damit kommt Barclays wahrscheinlich um neuerliche Kapitalmaßnahmen herum, um die weitere Umstrukturierung der Investmentsparte zu finanzieren. Zugleich dürfte sich der Sanierungskurs in den kommenden zwei Jahren mit deutlich steigenden Gewinnen positiv niederschlagen.

SRI





eBay: Aus eins mach zwei

Fast zwei Jahre kam die Aktie des Online-Auktionshändlers nicht vom Fleck - bis im Oktober die Abspaltung des Bezahldiensts Paypal publik wurde. Das freut nicht nur Großaktionär Carl Icahn, der seit Langem eine Trennung der beiden Geschäftsfelder gefordert hatte, sondern auch die Investoren. Einig sind sich Branchenexperten, dass Paypal als eigene Einheit sein Wachstumspotenzial noch besser ausschöpfen kann. So plant der Onlineabrechner mobile Bezahl-Apps mit neuen Funktionalitäten - inklusive kontaktlosem Bezahlen über Geldkartenterminals.

Die jüngsten Kursgewinne sind dagegen mit neuen Impulsen für das Geschäft von Ebay zu erklären. Da wäre zum einen das Weihnachtsgeschäft, das jetzt Fahrt aufnimmt. Dazu kommen Neuheiten wie die Smart Stores, mit einem großen Spiegel und Touchscreen ausgestattete Läden, über die Kunden das gesamte Sortiment an Kleidung durchstöbern und Stücke für eine virtuelle Anprobe auswählen können.

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GEA Group: Leckere Rendite

Der Investorentag am 19. November hat beim Spezialisten für Prozesstechnik eine neue Kaufwelle ausgelöst. Gea Group hat sich nahezu vollständig auf die Abnehmermärkte in der Lebensmittelindustrie ausgerichtet und ist hier international flächendeckend präsent.

Jüngster Coup: eine Partnerschaft in China mit dem von Nestlé eröffneten Dairy Farming Institute. Nach den Skandalen um verunreinigte Milch setzt die Regierung in Peking alles daran, eine landesweit hochwertige Milchversorgung zu gewährleisten. Mit seiner Expertise in Melktechnik und Hygiene in der Milchproduktion mischt Gea hier jetzt ganz vorn mit. Die Erlöse aus dem Verkauf der Wärmetauschersparte will die Gesellschaft für Zukäufe in der Milchverarbeitung und Getränkeproduktion verwenden. Das starke Zahlenwerk im dritten Quartal untermauert den Aufwärtstrend. Der Lohn: Kaufempfehlungen mit höheren Kurszielen durch etliche Analystenhäuser.

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Henkel: Glänzende Aussichten

Plus fünf Prozent seit dem Oktober-Tief. Damit zählt die Henkel-Aktie zu den Top- Performern im DAX. Der Hersteller von Markenprodukten für Reinigung, Körperpflege und Klebstoffe hat es geschafft, auch in einem schwierigen Marktumfeld mit seinen jüngsten Quartalszahlen positiv zu überraschen. Besonders gut läuft das Geschäft mit Persil Waschmittel, Klebstoffen und Schwarzkopf-Shampoo in den Schwellenländern. Auch das Russland-Geschäft hat dazu überproportional beigetragen.

Dazu zieht das Europa-Geschäft wieder an - und kompensiert das schwierige Marktumfeld in Nordamerika. Wie seine Wettbewerber muss sich Henkel dort einem knallharten Preiskampf stellen. Zugleich investiert der Konzern weiter in den Ausbau des Markenportfolios. In diesem Jahr flossen bereits 1,7 Milliarden Euro in neue Produkte. Höhere Profitabilität und weiteres Überraschungspotenzial bei den Margen liefern der bereits stattlich bewerteten Aktie neue Kaufargumente.

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Micron Technology: Günstig bewertet

Wachstumsstark, eine starke Marktposition gegenüber den Branchengrößen Intel und Samsung, dazu noch üppige Cashreserven und obendrein günstig bewertet - der US-Chiphersteller liefert den Anlegern eine ganze Reihe an Kaufargumenten. Etliche Analysten haben zuletzt ihre Gewinnschätzungen für 2015 und 2016 hochgestuft. Das Marktumfeld stimmt weiterhin. Während die Herstellungskosten bei Micron stabil bleiben, sind die Preise für Speicherchips wieder leicht gestiegen.

Durch die Übernahme von Elpida und Rexchip ist Micron zum zweitgrößten DRAM-Chipproduzenten hinter Samsung aufgestiegen und hat jetzt auch Halbleiter für tragbare Computer und für die Autoindustrie im Angebot. Im Speicherchipmarkt, einem extrem zyklischen Geschäft, ist Micron in allen internationalen Zielmärkten stark vertreten. Die weiterhin niedrigen Lagerbestände und die hohe Kapazitätsauslastung sprechen dafür, dass die Wachstumsdynamik anhält.

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MTU Aero: Zeit zum Abheben

Die Aktie des Triebwerkherstellers geht langsam wieder in den Steigflug über. Neuen Kurstreibstoff lieferte zuletzt der Investorentag am 25. November. Dort präsentierte MTU einen Ausblick über die Geschäftsentwicklung der nächsten zehn Jahre. Nichts Ungewöhnliches in einer Branche, deren Aufträge sich über einen mehrjährigen Zeitraum erstrecken.

Die kommenden zwei Jahre sieht Vorstandschef Reiner Winkler durch hohe Investitionen geprägt, insbesondere in den Serienhochlauf der neuen Triebwerkprogramme. Trotz der bis 2017 hohen Kapitalkosten will MTU bei der operativen Marge zulegen. Dafür sollen die hohen Auftragsbestände sorgen. Fluggesellschaften modernisieren und vergrößern ihre Flotten mit neuen Modellen von Airbus und Boeing, beide Kunden von MTU. Der eigentliche Gewinnsprung ist dann ab 2018 zu erwarten, wenn das margenstarke Ersatzteilund Wartungsgeschäft zum wichtigsten Gewinntreiber avanciert.

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Wacker Chemie: Solarkrise passé

Rechtzeitig zum 100-jährigen Firmenjubiläum geht es beim Spezialchemiekonzern wieder in allen Geschäftsbereichen mit den Margen aufwärts. Das Zahlenwerk fürs dritte Quartal, das Wacker Chemie Ende Oktober vorlegte, hat die letzten Zweifel ausgeräumt, dass die für 2014 gesetzten Umsatz- und Margenziele erreicht werden. Das gilt vor allem für die Polysiliziumsparte, die den Rohstoff für die Produktion von Solarzellen herstellt und für knapp die Hälfte des operativen Gewinns steht.

Besonders gut kommt bei den Investoren an, dass sich Wacker im hart umkämpften asiatischen Markt behauptet hat. Hier erzielt der MDAX-Konzern 41 Prozent der Erlöse. In einer Phase, in der die zyklische Chemiebranche weiterhin mit Preisrückgängen und sinkender Kapazitätsauslastung zu kämpfen hat, gilt Wacker inzwischen wieder als eines jener Unternehmen, bei denen der Trend klar nach oben zeigt. Dementsprechend steigt das Interesse der Investoren.

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