Hinter dieser Frage steckt derzeit selten eine wirkliche, aktive Nutzung eines E-Autos, sondern vielmehr ein zukunftsorientierter Gedanke des Wohnungskäufers. Ladestationen lassen sich von Stadtentwicklern gut bei Neubauten realisieren, im Falle eines Kaufs einer Bestandsimmobilie lassen sie sich auch nachrüsten. Voraussetzung dafür ist eine funktionierende technische Infrastruktur in der Stadt.
Technisch gesehen kann beim Bau eines Wohnhauses eine beliebige Anzahl von Steckdosen verbaut werden. Vom Betreiber her betrachtet wird aber nur eine bestimmte Stromkapazität für einen definierten Standort gewährleistet. Aus diesem Grund wird es häufig nicht möglich sein, dass in einer Tiefgarage mehr als zehn Autos gleichzeitig ans Schnellladestromnetz angeschlossen werden können. Andernfalls sind kostspielige Netzverstärkungen nötig. Herkömmliche Verbrauchsgeräte im Haushalt wie der Elektroherd nutzen zu Stoßzeiten die Stromquelle parallel zur Ladestation: des Weiteren auch Waschmaschinen, Geschirrspüler oder Wäschetrockner. Sie belasten ebenfalls das Netz.
Eine zusätzliche Installation und Nutzung mehrerer Ladestationen für Elektroautos stellt sehr wahrscheinlich eine ersichtliche Herausforderung für den Netzbetreiber dar. Noch existiert dieser mögliche Engpass nicht. Denn von einem E-Auto-Boom in Deutschland ist nicht viel zu spüren. Im realen Verkehrs-leben waren 2016 von rund 3,4 Millionen neu zugelassenen Pkw gerade mal 11 400 Elektroautos unterwegs - trotz 4000 Euro Kaufprämie, die der Staat dazugibt, sind das nur 0,7 Prozent. Im deutschen Fördertopf befinden sich 1,2 Milliarden Euro. Gestartet wurde im Juli 2016. Bis Ende Februar dieses Jahres wurden davon gerade einmal 45 Millionen Euro abgerufen.
Der Trend zu sauberer und nachhaltiger Mobilität ist richtig. Grundsätzlich müsste aber einmal überdacht werden, wie nachhaltig die aktuell angebotenen Elektroautos tatsächlich sind. Grundsätzlich müsste auch einmal überdacht werden, wie nachhaltig Elektroautos insgesamt sind.
Wird ein E-Auto mit Ökostrom geladen, hat es einen höheren Nachhaltigkeitswert als ein Benziner. Eine Studie aus Schweden rechnete vor: Ein Fahrzeug mit einem herkömmlichen Verbrennungsmotor könne acht Jahre gefahren werden, bevor es die Umwelt so stark belastet habe wie die Akkuproduktion für ein Tesla Model S, zumal der Stromverbrauch beim Fahren dabei gar nicht berücksichtigt ist. Zudem sollten Autokäufer erfahren, was etwa mit den Batterien und den weiteren Verschleißteilen eines E-Autos geschieht. Denn ein ganzheitliches Recycling der Komponenten ist aktuell nicht möglich. Nichtsdestotrotz wird das E-Auto ein wichtiger Bestandteil unserer Städte werden.
Das hat auch Auswirkungen auf die Wahl einer geeigneten Immobilie. Nicht nur die klassischen Kriterien wie Lage und Preis spielen eine wichtige Rolle, sondern eine Anbindung an die Konzepte der Zukunft wie eben die E-Mobilität. Immobilienkäufer sollten darauf achten, dass das gewünschte Objekt solchen infrastrukturellen Voraussetzungen entspricht. Ob das E-Auto letztlich der ökologische Stein der Weisen ist, sei weiterhin dahingestellt.
Alexander Harnisch
Der Diplom-Wirtschaftsingenieur hat über 25 Jahre Erfahrung in der Projektentwicklung. Diamona & Harnisch ist ein Berliner Projektentwickler, der seit 2008 hochwertige Eigentumswohnungen in außergewöhnlichen Lagen der Hauptstadt realisiert. Derzeitige Bauvorhaben in Berlin sind die Genthiner 40 in Tiergarten, das Carré Voltaire in Schöneberg sowie das Oskar & Helene in Dahlem.