Mario Draghis Deflationsangst nimmt langsam ein wenig ab. Im Februar fielen die Lebenshaltungskosten im Vergleich zum Vorjahresmonat nur noch um 0,3 Prozent. Das sind immerhin 0,1 Prozentpunkte weniger als erwartet. Im Januar hatte die "Minusinflation" in der Eurozone aufgrund des niedrigen Ölpreises noch alarmierende 0,6 Prozent betragen - meilenweit entfernt von den jährlich zwei Prozent Plus, die der Chef der Europäischen Zentralbank (EZB) anstrebt.

Ermittelt wird die Inflationsrate in der Eurozone von der Statistikbehörde Eurostat anhand eines Warenkorbs. Dieser beruht auf typischen Ausgaben privater Haushalte für Waren und Dienstleistungen. Nahrungsmittel, Alkohol und Tabak etwa sind mit 20 Prozent gewichtet, fast elf Prozent entfallen auf Energie. Um den aktuell noch homöopathischen Aufwärtstrend bei den Preisen zu verstärken, erwirbt die EZB bis September 2016 monatlich für 60 Milliarden Euro Staatsanleihen. Dies soll der Wirtschaft mehr Dynamik verleihen.

Trotz des massiven Einsatzes der Druckerpresse ist ein dramatischer Geldwertverlust kurzfristig nicht zu befürchten. Gleichwohl sind die langfristigen Inflationserwartungen auf 1,76 Prozent gestiegen. Das ist der höchste Wert seit dem Jahr 2010. Die Experten erwarten für die kommenden fünf bis zehn Jahre wieder anziehende Ölpreise, höhere Lebensmittelpreise und steigende Löhne.

Auf Seite 2: Zum Laufzeitende gibt’s mehr



Zum Laufzeitende gibt’s mehr

Schon jetzt kurbelt das Anleihekaufprogramm der Währungshüter die Nachfrage nach inflationsgeschützten Bonds an. Der Kurs des bis 2016 laufenden, von Deutschland emittierten Papiers mit der WKN 103 050 stieg seit Jahresanfang von 100,7 Prozent auf 101,7 Prozent. Auch inflationsgeschützte Anleihen Italiens und Spaniens sind gefragt. Zusätzliche Kursfantasie für Anleihen der beiden südeuropäischen Staaten entzündet sich an der Aufnahme der Länder in den für Vermögensverwalter maßgeblichen Index Barclays World Government Inflation-Linked Bond.

Die meist von Staaten aufgelegten inflationsgeschützten Bonds sind niedriger verzinst als herkömmliche Anleihen. Der Kupon ist jedoch nicht fix, sondern an den harmonisierten Verbraucherpreisindex der Eurozone gebunden. Ein Kupon von zwei Prozent würde demnach bei einer Inflationsrate von drei Prozent auf 2,06 Prozent erhöht (Rechnung: 2,0 % x 1,03). Der Rückzahlungsbetrag am Ende der Laufzeit ist zudem wegen der Anpassungen an die Inflation höher als bei üblichen Anleihen, die am Ende zu 100 Prozent ausbezahlt werden. Bei einer Inflationsrate von zwei Prozent werden 102 Prozent des Nominalwertes zurückgezahlt.

Investoren können auch via Fonds in solche Anleihen investieren. Der mit FondsNote 1 bewertete KBC Inflation-Linked Bonds investiert in inflationsgeschützte Anleihen aus Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien. Auf Dreijahressicht legte er um 23 Prozent zu, allein seit Jahresanfang 5,6 Prozent. Kann Draghi die Deflation erfolgreich bekämpfen, könnte die Rendite künftig noch höher sein.

Auf Seite 3: Investor-Info