Die Corona-Krise hat die Mobilität der Deutschen eingeschränkt - besonders in der Lockdown-Phase von März bis Anfang Mai, aber auch durch den derzeit anhaltenden Trend zum Homeoffice. Der drastische Rückgang der Autoschäden während der Ausgangsbeschränkungen im Frühjahr wirkt sich zunächst positiv auf die Ertragslage der deutschen Autoversicherer aus. Nach Zahlen der Hannover-Rück-Tochter E + S Rück, eines führenden deutschen Autorückversicherers, könnten sich die Gewinne 2020 branchenweit auf 2,2 (Vorjahr: 0,4) Milliarden Euro mehr als verfünffachen.
Die Versicherer haben deshalb auch angekündigt, ihre Kunden daran partizipieren zu lassen. Laut E + S sind die durchschnittlichen Prämien in der Kfz-Haftpflicht bis Juli bereits um 0,8 Prozent gefallen, in der Vollkasko-Versicherung sogar um 1,9 Prozent. Allerdings kommen meist nur diejenigen Kunden in den Genuss einer Prämiensenkung, die ihrer Versicherung auch 2021 die Treue halten. Denn wie beim Marktführer HUK Coburg wird sie als Gutschrift mit der 2021er-Prämie verrechnet.
40 Prozent weniger Schäden
"In den ersten Wochen des Lockdowns hatten wir 40 Prozent weniger Schäden in der Autohaftpflicht und 30 Prozent in der Kaskoversicherung", erläutert eine HUK-Sprecherin. Im Mai seien in der Haftpflicht 25 Prozent weniger verzeichnet worden, im Juni noch 20 Prozent. Mittlerweile hätten sich Autoverkehr und Schäden wieder auf Normalmaß eingependelt. "Insgesamt werden die Pandemiemaßnahmen und der Trend zum Homeoffice bei der HUK-Kfz-Versicherung 2020 zu einem Rückgang des Schadenaufwands von fünf Prozent führen", erläutert die Sprecherin.
Die Kunden sollen davon profitieren, doch in welcher Höhe sei derzeit konkret noch nicht absehbar. Zum jährlichen Wechseltermin in der Kfz-Versicherung, dem 30. November, nehme die HUK Coburg außerdem eine Verschärfung des Wettbewerbs wahr. Folge: "Der Wettbewerb wird dazu führen, dass die Durchschnittsbeiträge auch in den kommenden Monaten geringfügig nachgeben", so die Sprecherin.
Laut Stiftung Warentest könnte sich in diesem Herbst ein Wechsel des Autoversicherers besonders lohnen, weil sich Preise, aber auch Leistungen deutlich verbessert hätten.
Mit dem schärferen Wettbewerb, sinkenden Prämien, aber gleichzeitig wieder zunehmenden Schäden könnte es jedoch auch mit den schwarzen Zahlen bei den Autoversicherern bald wieder vorbei sein, so die E + S Rück. Für 2021 rechnen die Branchenexperten bestenfalls mit stabilen Tarifen für Neukunden und leichter Steigerung im Bestand. Weil das Schadenvolumen gleichzeitig auf Normalmaß steige, könnte die Branche dann mit 800 Millionen Euro in die Verlustzone rutschen.