Die hat am Donnerstag den Appetit der Anleger auf die Aktien von Kion (KION GROUP) gründlich verdorben. Der Staplerhersteller will gut 13 Millionen neue Aktien an den Mann bringen. Das ließ den Aktienkurs am Vormittag um mehr als neun Prozent auf 65 Euro einbrechen, womit die Papiere das Schlusslicht im MDAX der mittelgroßen Titel waren.

Die neuen Aktien entsprechen etwa elf Prozent des derzeitigen Aktienkapitals und sollen auch den bisherigen Eigentümern angeboten werden. Diese haben das Recht, für neun bestehende eine neue Aktie zu kaufen. Der Großaktionär Weichai Power hat sich den Angaben zufolge verpflichtet, bei der Kapitalerhöhung vollumfänglich mitzuziehen. Mit dem Erlös will Kion zunächst die Verschuldung reduzieren. Zudem möchte der Konzern eine KfW-Kreditlinie kündigen.

Analyst Sven Weier von der Investmentbank UBS zeigte sich von dem Schritt überrascht. Das Unternehmen wolle damit vermutlich den Verschuldungsgrad wieder auf das Niveau vor der Corona-Pandemie senken. Auch könne Kion mit dem neuen Geld das Wachstum im Segment Lieferkettentechnik und Stapler finanzieren sowie zukünftig Kosten sparen. Mit der Ablösung einer Kreditlinie der KfW könne den Aktionären zudem wieder eine volle Dividende winken.

Das konnte diese am Donnerstag aber nicht überzeugen. Der Kurs rutschte im Tief um fast zwölf Prozent ab auf den niedrigsten Stand seit vier Monaten. Zwischenzeitlich fiel er erstmals seit Mitte Juni wieder unter die 200-Tage-Durchschnittslinie, die vielen Börsianern als wichtiger Indikator für den längerfristigen Trend gilt. Vom Corona-Tief Mitte März hatte sich der Kurs bis Mitte Oktober mehr als verdoppelt. Das hohe Niveau nutzt das Unternehmen nun für die Aufstockung des Kapitals.

Experte Peter Rothenaicher von der Baader Bank zeigte sich indes nicht wirklich überrascht von der Kapitalmaßnahme: "Der Verschuldungsgrad von Kion ist im laufenden Jahr deutlich gestiegen". Die Pandemie des Coronavirus und der Finanzierungsbedarf des Unternehmens hätten den operativen Gewinn (Ebitda) erheblich belastet. Die Prognose von Kion für den freien Mittelzufluss 2020 von 50 bis 150 Millionen Euro sei "überraschend schwach". Zudem benötige Kion Geld zur Finanzierung der Wachstumsstrategie namens Kion 2027, zu der die Expansion in China und die Entwicklung neuer Produkte zählten.

dpa-AFX