Der vor einem Monat veröffentlichte Ausblick habe die steigenden Beschaffungskosten nicht widergespiegelt, schrieb Analyst Akash Gupta von der US-Bank JPMorgan. Auch sein Kollege Peter Rothenaicher von der Baader Bank sah in der nun veröffentlichten Gewinnwarnung keine allzu große Überraschung. Denn vor knapp zwei Wochen hatte bereits Kions Wettbewerber Jungheinrich mitgeteilt, die gegenwärtigen Markterwartungen nicht erreichen zu können.
Für die Kion-Aktie ging es am Morgen zunächst um knapp drei Prozent abwärts. Wenig später legte sie allerdings deutlich zu. Zuletzt lag sie mit 2,51 Prozent im Plus bei 62,00 Euro und gehörte damit zu den stärkeren Titeln im MDax, dem Index der mittelgroßen Werte. Die Vorzugsaktie von Jungheinrich war mit einem Kursabschlag von 1,6 Prozent hingegen das Schlusslicht im Index.
Nach der jüngsten Kursschwäche und einer soliden Nachfrage könne sich der Kurs der Kion-Aktie nun erholen, schrieb JPMorgan-Analyst Gupta. Und auch Sven Weier von der Schweizer Großbank UBS zeigte sich zuversichtlich: Die unter Druck geratene Aktie könnte schon auf kurze Sicht wieder Kurs nach oben nehmen. Die Frage sei, ob sich die konjunkturellen Unwägbarkeiten legen oder aber in eine schwächere Nachfrage münden.
Ursprünglich war Kion für dieses Jahr von einem Umsatz zwischen 11 und 12 Milliarden Euro und einem bereinigten Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) zwischen 1,01 und 1,15 Milliarden Euro ausgegangen. Doch politische und wirtschaftliche Unsicherheiten machten eine Beurteilung der Geschäftsentwicklung im Gesamtjahr derzeit nicht möglich, hieß es in der Mitteilung. Der Konzern werde eine neue Prognose deshalb erst im weiteren Verlauf des Jahres aufstellen.
"Es bestehen erhebliche Unsicherheiten in der Beurteilung der Geschäftsentwicklung des Konzerns für den weiteren Verlauf des Geschäftsjahres", sagte Unternehmenschef Rob Smith laut Mitteilung. Die grundlegenden Treiber der Industrie seien zwar nach wie vor intakt, aber Materialengpässe und massiv höhere Beschaffungskosten drückten auf das operative Ergebnis des Konzerns.
Den Start in das laufende kann Kion hingegen schon etwas klarer absehen: Im ersten Quartal dürfte das bereinigte operative Ergebnis "wesentlich" unter den 215 Millionen Euro aus dem Vorjahreszeitraum liegen, aber innerhalb der derzeitigen Erwartungen des Kapitalmarktes. Die von dem Unternehmen erhobenen Analystenschätzungen liegen im Mittel bei 156 Millionen Euro. Laut Kion wird die Kennziffer voraussichtlich ähnlich hoch ausfallen wie im vierten Quartal 2021. Damals waren es 150,8 Millionen.
Darüber hinaus rechnet Kion mit nicht liquiditätswirksamen Einmal- und Sondereffekten in Höhe eines deutlich zweistelligen Millionenbetrags. Dabei gehe es um eine mögliche Abwertung von Vermögenswerten für das Russland-Geschäft. Hierunter fielen etwa verliehene Stapler, teilte ein Sprecher auf Nachfrage mit.
Der Free Cashflow des ersten Quartals 2022 soll im Vergleich zum Vorjahreswert von 262 Millionen Euro ebenfalls deutlich negativ ausfallen, hieß es am Montagabend weiter.
Die Finanzkennzahlen für das erste Quartal 2022 sollen am 28. April veröffentlicht werden./lew/he/stw/eas