Bereits seit der Antike üben Edelsteine aufgrund ihrer Seltenheit einen besonderen Reiz auf den Menschen aus. Wer die wirklich wertvollen Juwelen der Erde finden will, muss dazu meist viel Aufwand betreiben. Dieses Bild lässt sich auf den Kapitalmarkt übertragen. Denn um die wahren Diamanten aus dem riesigen Aktienuniversum herauszufischen, ist eine intensive Suche vonnöten.
Dies gilt umso mehr in der aktuellen Zeit. Denn nachdem sich die Märkte bereits mehr als ein Jahrzehnt im Haussemodus befinden, schwinden die Möglichkeiten, aussichtsreiche Perlen zu finden, mehr und mehr. Die größten Chancen, vielleicht noch unentdeckte Prachtstücke aufzuspüren, bieten sich im Nebenwertesegment. Denn während Profi-Investoren tagein tagaus jeden Kurstick im DAX mit Argusaugen verfolgen, wird den Small Caps eine relativ stiefmütterliche Aufmerksamkeit zuteil.
Nebenwerte mit gewissen Vorzügen
Zu Unrecht, denn diese Aktiengattung bietet eine Reihe von Vorteilen. Da wären zum einen die oft besseren Wachstumsaussichten. Wegen ihrer geringen Größe sind kleinere Unternehmen flexibler und können so Chancen besser nutzen und sich an Veränderungen schneller anpassen. Zum anderen bieten sie Diversifikationsvorteile im Portfolio, da sie ein anderes Risiko-Ertrags-Profil als Standardwerte besitzen. Mit geringerer Marktkapitalisierung eines Unternehmens nimmt darüber hinaus die Anzahl der Analysten und Investoren ab. "Das führt zu Informationsineffizienzen und damit zu Alpha-Potenzial für aktive Manager", sagt Portfolioexperte Björn Glück von Lupus Alpha.
Die Niedrigzinsphase im Euroraum - EZB-Chefin Christine Lagarde hatte im Dezember klargestellt, dass die Leitsätze noch lange Zeit auf dem gegenwärtigen Niveau verharren werden - sorgt dafür, dass genügend Kapital für weitere Investitionen im Markt ist. In Zeiten, in denen das Geld locker sitzt, geraten die kleineren Firmen gern ins Visier der Big Player. Für Anleger eine lukrative Situation, da Übernahmen häufig mit steigenden Kursen einhergehen. Jüngstes Beispiel dafür ist der Lichtkonzern Osram, bei dem sich mehrere Interessenten ein Bietergefecht lieferten.
"Auch der wirtschaftliche Zyklus spricht für kleinere Werte: Mit einer potenziellen ökonomischen Erholung kehrt bei den Investoren meist der Mut zum Risiko zurück und begünstigt Investitionen in illiquidere Nebenwerte", führt Lupus-Alpha-Fondsmanager Björn Glück einen weiteren potenziellen Erfolgsfaktor auf. Noch ist ein konjunktureller Trendwechsel in Deutschland allerdings keine ausgemachte Sache. Einerseits könnte Entspannung im Handelskonflikt zwischen den USA und China die Stimmung heben, andererseits kommt mit dem weltweit grassierenden Coronavirus ein weiterer temporärer Belastungsfaktor hinzu. Auch der Ifo-Geschäftsklimaindex gibt noch kein grünes Licht: Das Barometer reduzierte sich im Januar von 96,3 auf 95,9 Punkte. "Der konjunkturelle Aufschwung bleibt eine Wackelpartie", bringt es Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank, auf den Punkt.
Historische Pluspunkte
Sollte sich an den Börsen nach dem starken Jahresauftakt eine ausgedehnte Katerstimmung breitmachen, reduziert dies nicht zwangsläufig die Attraktivität der Small und Mid Caps. Historisch gesehen schlägt sich diese Aktiengattung oftmals besser als der Gesamtmarkt. Auf Sicht von fünf Jahren schnitt der MDAX um rund 25 Prozentpunkte besser ab als der DAX. Der Kleinwerteindex SDAX konnte die Bluechips sogar um mehr als 35 Prozentpunkte hinter sich lassen. Kurzfristig, also in den vergangenen zwölf Monaten, zeigt sich ein gemischtes Bild. Während der MDAX gleichauf mit den Standardwerten notiert, sind die Nebenwerte etwas in Rückstand geraten. Das Plus von knapp einem Fünftel beim SDAX kann sich aber ebenfalls sehen lassen.
Auch die häufig aufgeführte Mutmaßung, dass Nebenwerte größeren Gefahren ausgesetzt sind, lässt sich bei einem Blick in den Rückspiegel nicht halten. "Ein Investment in Small und Mid Caps ist keineswegs per se mit einem höheren Risiko verbunden", sagt Finanzfachmann Glück. "Selbst in schwierigen Marktphasen war die Volatilität der kleinen Aktienwerte in den vergangenen 20 Jahren nie höher als bei den großen Standardwerten."
Natürlich haben Nebenwerte aber auch spezifische Risiken. So sind etwa die Geschäftsmodelle häufig gerade von Small Caps nur wenig diversifiziert, und manchmal sind die Firmen sogar von nur einem Produkt abhängig. "Außerdem besteht ein Risiko in der Illiquidität, denn rein und raus ist nicht so einfach umzusetzen wie bei groß kapitalisierten Werten", sagt Glück.
Gewinnbringende Auswahl
Der berühmte Slogan "Keine Chance ohne Risiko" zeigt sich auch beim Rückblick auf unsere Nebenwerte-Empfehlungen vor rund einem Jahr. Zwar haben sich die in BÖRSE ONLINE 05/2019 vorgestellten "heimlichen Stars" zusammengenommen deutlich besser als alle deutschen Auswahlindizes entwickelt. Doch gab es auch einen Ausreißer nach unten. Die Aktie von Wacker Chemie verlor seither knapp 30 Prozent. Dieser Fehlgriff hatte aufgrund unserer breiten Streuung aber nur eine geringe Auswirkung auf die Gesamtperformance. Die Zehnerauswahl brachte es seither im Durchschnitt auf einen Zuwachs von stolzen 48 Prozent.
Top-Performer waren mit 127 Prozent die Papiere von Vectron. Trotz dieser steilen Aufwärtsbewegung hat der Anbieter von digitalen Kassensystemen sein Potenzial noch nicht ausgeschöpft. Vor allem die neue Kassensicherungsverordnung dürfte dafür sorgen, dass sich der Aktienkurs parallel zum Wachstumskurs des Unternehmens weiter nach oben bewegen wird. Das Unternehmen geht davon aus, dieses Jahr den Umsatz verdoppeln zu können. Auch die Profitabilität soll sich in Zukunft klar verbessern. Wird für das laufende Jahr mit einer operativen Marge im niedrigen zweistelligen Prozentbereich gerechnet, soll sie bis 2022 den mittleren zweistelligen Bereich erreichen. Wir sehen einen fairen Wert bei 25 Euro, was einem Aufschlag von 55 Prozent entspricht.
Ebenfalls ein Volltreffer war Delivery Hero. Die Aktien des Online-Essenslieferanten haben sich in den zurückliegenden zwölf Monaten ebenfalls mehr als verdoppelt. Den letzten großen Schub verpasste dem MDAX-Mitglied eine Übernahme in Fernost. Der Kauf von Woowa in Südkorea hat die Berliner in eine neue Dimension katapultiert. Die von uns favorisierte Datagroup hat zuletzt ebenfalls einen aussichtsreichen Deal abgeschlossen. Das schwäbische Systemhaus baute mit dem Kauf der Diebold Nixdorf Portavis das Geschäft mit Cloud- und IT-Dienstleistungen im Finanzbereich weiter aus. Selbst wenn sich der Anstieg von 17 Prozent bei M1 Kliniken durchaus sehen lassen kann, hinkt der Kurs des Beautyspezialisten der Entwicklung der anderen Favoriten hinterher. Wegen der hohen Nachfrage nach Schönheitsoperationen expandiert M1 derzeit aber massiv, was auch der Aktie zugutekommen sollte.
Fazit: Um das volle Renditepotenzial des Aktienmarkts zu erschließen, kommen Anleger an den Nebenwerten nicht vorbei. Sie müssen sich aber nicht zwangsläufig selbst auf die Suche nach geeigneten Small und Mid Caps machen. Wir sind tief in unsere Datenbank eingetaucht und haben neun hochkarätige "Edelsteine" aus unserem umfangreichen Aktienuniversum gefischt.
Ad Pepper Media: Rasante Gewinnentwicklung
Zweimal hatte Ad Pepper Media die Prognose 2019 angehoben. Und trotzdem war es nicht weit genug. Der Spezialist für Onlinemarketing wies ein Ebitda in Höhe von 3,51 Millionen Euro aus, erwartet wurde "nur" eine Spanne von 2,75 bis 3,0 Millionen Euro. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet dies ein sattes Plus von 160 Prozent. Vor allem im wichtigen Segment Webgains zog das Ergebnis zum Jahresende hin deutlich an. Die auf Affiliate Marketing spezialisierte Tochter konnte ihr Ebitda im vierten Quartal nicht nur mehr als verdoppeln, sondern erzielte auch einen höheren Gewinn als alle anderen Segmente zusammen. Auf Jahresbasis ist der Hoffnungsträger im Konzern, der Megatrends wie künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen umfasst, mittlerweile der zweitgrößte Gewinnbringer. Die starke Ergebnisentwicklung dürfte sich 2020 weiter fortsetzen. Aktuell rechnet der Konsens mit einer Gewinnverdoppelung. Das Unternehmen selbst wird voraussichtlich bei der Vorlage des endgültigen Jahresberichts am 26. März eine Prognose abgeben. Eine Enttäuschung ist nicht zu erwarten, sodass die Aktie dann endgültig den hartnäckigen Widerstand bei drei Euro überwinden könnte.
Adva: Alles eine Frage der Geschwindigkeit
Der neue Mobilfunkstandard 5G ist derzeit das große Wachstumsthema bei Adva. Dabei ist das Hochgeschwindigkeitsterminal Teraflex das Produkt der Stunde. Der sogenannte Transceiver ist in der Lage, mit einer um 50 Prozent höheren Kapazität zu arbeiten als Konkurrenzprodukte. "In Verbindung mit der aktuellen Schwäche von Huawei und der Einführung von 5G erwarten wir weitere Marktanteilsgewinne für das neue Teraflex-Produkt", sagt Commerzbank-Analyst Stephan Klepp. Zudem will das Management die Kosten senken. Dazu wird unter anderem die Produktion von China in die USA verlagert, was inmitten des Handelskonflikts die Rendite zusätzlich ankurbeln könnte. Experte Klepp prognostiziert eine Ebit-Marge für 2020 von 5,7 Prozent. Das wäre ein Anstieg von mehr als einem Prozentpunkt gegenüber dem erwarteten Wert für 2019. Die Adva-Aktie hat eine spürbare Rentabilitätsverbesserung längst noch nicht eingepreist.
Allgeier: Stolzes Motto - Gewinn vor Umsatz
Weder Profi-Investoren noch die Medien interessieren sich besonders für den IT-Dienstleister Allgeier. Zu Unrecht, denn bei den Münchnern ist viel in Bewegung. Zum einen plant das Unternehmen, das margenstarke Technologie- und Softwaregeschäft in eine eigenständige Gesellschaft zu überführen. Das würde allein schon wegen der dann höheren Margen zu einer Neubewertung führen. Zum anderen blicken die Bayern für den Gesamtkonzern zuversichtlicher nach vorn, zumindest auf der Ergebnisseite. Ende vergangenen Jahres teilte das Unternehmen mit, auf margenschwachen Umsatz zu verzichten, um so die Profitabilität zu steigern. Anstatt einer Ebitda-Marge von 6,5 bis 7,0 Prozent stellte Allgeier eine Spanne zwischen 8,3 und 8,7 Prozent für 2019 in Aussicht. Dieser positive Trend soll sich in diesem Jahr fortsetzen und die Rendite dann sogar auf elf bis zwölf Prozent voranbringen. Der Analystenkonsens geht für 2020 davon aus, dass der Gewinn je Aktie um stolze 159 Prozent steigen wird. Damit ist Allgeier das am stärksten wachsende IT-Service-Unternehmen in unserer Datenbank. Dem steht ein 2020er-KGV von nur 17,6 gegenüber. Wir heben unser Kursziel auf 40 Euro an.
CPU Softwarehouse: Höhere Profitabilität, steigende Kurse
Der Hype um CPU Softwarehouse beim Börsengang kurz vor dem Jahrtausendwechsel war groß. Von der damaligen Euphorie ist heute nichts mehr zu spüren. Die Firma ist aus der öffentlichen Wahrnehmung quasi verschwunden. Doch verfügen die Augsburger über ein solides Geschäft. Mit den Gewinnen ging es zuletzt sogar steil nach oben. Im ersten Halbjahr 2019 hat sich der Überschuss nahezu vervierfacht. Zugegeben, noch bewegt sich das Ergebnis auf einem niedrigen Niveau, doch dürfte sich das nach und nach bessern. Lag die Umsatzrendite 2018 noch bei 2,5 Prozent, soll sie den Prognosen zufolge 2019 auf mehr als drei Prozent geklettert sein. Mittelfristig plant der Vorstand mit drei bis fünf Prozent. Da mehr als 90 Prozent der Wertschöpfung im Dienstleistungsbereich stattfinden, was einen hohen Personaleinsatz erfordert, ist dies ein beachtliches Ziel. Die anziehende Profitabilität dürfte der CPU-Aktie schon bald höhere Kurse bescheren.
Flatex: Neues europäisches Schwergewicht
Groß war der Aufruhr, als der Onlinebroker Flatex kurz vor Weihnachten Depotgebühren ankündigte. Und das war nicht die einzige Neuigkeit, mit der die Oberfranken zuletzt überraschten. Mitte Dezember kündigte Flatex die Übernahme des niederländischen Konkurrenten Degiro an. Damit steigt die Firma zu den Schwergewichten der Branche auf. Die neue Gebührenstruktur scheint Anleger nicht abzuschrecken. Rund 35 000 Neukunden zählten Flatex und Degiro im Januar. Auch das Trading nimmt zu. Insgesamt wickelten beide Broker vier Millionen Transaktionen im vergangenen Monat ab, 56 Prozent mehr als im Dezember. "Das Januar-Ergebnis verdeutlicht eindrucksvoll, wie wichtig es ist, sich zukünftig paneuropäisch zu positionieren", sagt Finanzchef Muhamad Chahrour. Als Jahresziel nennt der Vorstand eine Million Kunden und 35 Millionen Transaktionen. Aufgrund der potenziellen Synergien dürfte bei Flatex nun der Wachstumsturbo zünden. Der Broker selbst will mittelfristig drei Euro je Aktie verdienen. Bis dahin ist es zwar ein weiter Weg. Doch schreibt man das erwartete Wachstum von 45 Prozent beim Gewinn je Aktie 2020 fort, wäre es bereits in zwei Jahren so weit.
Hanseyachts: Starke zweite Hälfte in Sicht
Die Hanseyachts-Aktie hat derzeit kaum Wind in den Segeln. Geschuldet ist diese schwache Entwicklung dem enttäuschenden Ausblick auf das Geschäftsjahr 2019/20 (30. Juni). Aufgrund hoher Integrationsaufwendungen für die zugekaufte Katamaranwerft Privilège erwartet die Geschäftsleitung ein "reduziertes Ergebnis". Entscheidend für den Abschluss werden die kommenden Monate sein, denn traditionell erwirtschaftet Hanseyachts erst in der zweiten Geschäftsjahreshälfte die wesentlichen Ergebnisbeiträge. Unterstützend für die Nachfrage dürfte sich die jüngst zu Ende gegangene Branchenmesse Boot auswirken. Dort wurde das Hanseyachts-Modell Dehler 30 one design als "European Yacht of the Year 2020" ausgezeichnet. Aber auch neue Schiffe wie der Luxuskatamaran Signature 580 von Privilège dürften der Firma künftig Rückenwind geben. Folglich sollte auch schon bald die Ebbe beim Aktienkurs enden.
Invision: Aussichtsreiche Cloud-Strategie
Nach zwei Jahren mit Gewinnrückgängen und Verlusten kam 2019 die Wende für Invision. Nach neun Monaten hat sich das Ebit auf 0,787 Millionen Euro mehr als verdreifacht. Für das Gesamtjahr geht der Vorstand von einem Wert zwischen 0,75 und 1,1 Millionen Euro aus. Da das vierte Quartal traditionell das stärkste ist, sollte der Anbieter von Software zur Personalsteuerung in Callcentern das obere Ende der Spanne erreichen oder gar übertreffen. Noch basiert der Fortschritt auf der Ergebnisseite vor allem auf Kosteneinsparungen. Doch hat Invision gute Chancen, operativ ebenfalls wieder Gas zu geben, vor allem bei den margenstarken Lizenzerlösen im Bereich Workforce Management (WFM). Hier sollte es gelingen, eine Wachstumsstrategie für den cloudbasierten WFM-Ansatz erfolgreich umzusetzen. Spannung verspricht zudem das Segment Education, das zuletzt rückläufig war. Hier strebt CEO Peter Bollenbeck einen Jahresumsatz von fünf Millionen Euro an. Näheres dazu könnte er bei der Zahlenvorlage am 19. Februar verraten. Bollenbeck glaubt an seine Strategie und kaufte zuletzt weitere Invision-Aktien. Wir räumen dem Nebenwert gute Chancen ein, 2020 die Erholung fortzusetzen.
PVA Tepla: Hochtechnologie "Made in Germany"
Im hessischen Wettenberg ist in den vergangenen 25 Jahren eine Top-Firma der Technologieszene herangereift. PVA Tepla ist mit seinen Kristallzuchtanlagen und Inspektionssystemen nicht mehr aus dem Halbleitermarkt wegzudenken. Auch in Märkten wie der Photovoltaik ist die Firma vertreten. PVA bietet diverse Technologien wie die Qualitätsinspektion von Materialien oder die Züchtung von Siliziumkristallen an. SMC-Analyst Adam Jakubowski sieht vor allem im Siliciumcarbid großes Potenzial. Laut dem Experten häufen sich die Signale, dass sich die Technologie allmählich durchsetzt. Er rechnet daher im Laufe dieses Jahres mit ersten Großaufträgen für entsprechende Anlagen. Das könnte PVA einen neuen Wachstumsschub geben. Bereits heute zeigt die Bilanz prozentual zweistellige Steigerungen sowie eine Book-to-Bill-Ratio (Verhältnis von Auftragseingang zu Umsatz) von 1,2. Die Technologiefirma steckt also mitten in der Wachstumsphase.
Washtec: Die Wende ist geschafft
Der Autowaschanlagenhersteller Washtec hat aus dem Tal der Tränen herausgefunden. Nach drei Prognosesenkungen innerhalb eines Jahres sind die Augsburger zurück auf Wachstumskurs. Erst seit wenigen Tagen im Amt, durfte nun Vorstandschef Ralf Koeppe das stärkste vierte Quartal in der Unternehmensgeschichte präsentieren. Im letzten Viertel 2019 erlöste der Konzern 127,4 Millionen Euro, ein Plus von 3,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dank des Endspurts gelang es Washtec, auf Gesamtjahresbasis das Niveau von 2018 zu erreichen. Beim Ergebnis machte das Unternehmen ebenfalls deutliche Fortschritte. Das bereinigte Ebit erreichte einen Wert von 38,2 Millionen Euro, was einer Rendite von 8,8 Prozent entspricht. Damit wurden die zuletzt im Oktober gesenkten Ziele erreicht. Positiv ist ebenfalls, dass der Auftragsbestand zum Jahresende 2019 über dem des Vorjahres lag. Wir gehen davon aus, dass Washtec auf operativer Ebene das Schlimmste überstanden hat und sich die Aktie nun wieder auf den Weg nach oben machen kann. Analysten rechnen in diesem Jahr mit einem Wachstum von satten 41 Prozent beim Gewinn je Aktie. Dem steht ein KGV von rund 21 gegenüber.
Interview mit Björn Glück: "Chancen im Maschinenbau"
Björn Glück ist seit 2005 als Fondsmanager bei Lupus Alpha tätig. Er zählt hierzulande zu den ausgewiesenen Experten im Small-Cap-Segment. Er verwaltet den 600 Millionen Euro schweren Nebenwertefonds Smaller German Champions.
Börse Online: Welche Chancen bergen Small Caps im Allgemeinen?
Björn Glück: Zu den Performancetreibern der Hidden Champions zählen ihre fokussierten Geschäftsmodelle, ihre Flexibilität und eine breite Branchenmischung. Dabei kann es sich ebenso um schnell wachsende Firmen handeln wie auch um verlässliche Dividendenzahler. Ein weiterer Aspekt: Mit geringerer Marktkapitalisierung einer Aktie nimmt die Anzahl der Analysten und Investoren ab. Das führt zu Informationsineffizienzen und damit zu Alpha-Potenzial für aktive Manager.
Was spricht aktuell für eine Anlage in Nebenwerte?
Eine der großen Chancen sehe ich in den zentralen Herausforderungen unserer Zeit: Deutsche Nebenwerte haben beste Voraussetzungen, bei Themen wie Digitalisierung, Klimawandel oder auch Mobilität eine Führungsrolle zu übernehmen und damit "Made in Germany" wieder erstarken zu lassen.
Welche Branchen halten Sie derzeit für besonders spannend?
Für besonders aussichtsreich halte ich Aktien aus dem Halbleitersektor, sofern sich die ökonomische Erholung fortsetzt. Bei Telekomaktien erwarte ich in nächster Zeit eine Trendumkehr, nachdem sie zuletzt eher schlecht gelaufen sind und jetzt günstig aussehen. Auch der Softwaresektor wird weiter gut laufen, denke ich. Gute Stock-Picking-Gelegenheiten finden sich darüber hinaus im Maschinenbau.