Chart 1 - Intradaychart auf Ein-Minuten-Basis
Schon vor einer Woche schrillten die Alarmglocken: Der DAX war seit dem Zwischentief Mitte Oktober zu weit gestiegen, der Abstand zu seinem Monatsdurchschnittskurs mit mehr als vier Prozent auf einem Niveau, das statistisch betrachtet ein hohes Korrekturrisiko birgt. Nun ist auch noch die Anzahl der Aktien über ihrem jeweiligen Monatsdurchschnittskurs im Index ist bei 100 Prozent - ein selten erreichter Wert, nach dem es nicht mehr weiter aufwärts gehen kann.
Kein Wunder also, dass die Kurse stagnieren. Zumal auch noch das Allzeithoch vom Sommer bei 10.050 Punkten und die rund 20 Zähler darunter beginnende, im Tageschart erkennbare Verkaufszone beinahe erreicht ist. Schon knapp unter der 10.000er-Marke beginnen Anleger daher nun - wenig überraschend - damit, wieder verstärkt Aktien abzugeben. Wir raten ebenfalls dazu.
Neue Rekordstände des Index sind in der laufenden Woche angesichts dieser Rahmenbedingungen eher nicht zu erwarten. Und wenn doch, dürfte der Markt nur kurz über die bisherigen Hochs hinaus blicken, bevor er weiter seitwärts verläuft - dies ist bereits das aus Sicht der Statistik optimistischste Szenario.
Schnell kann die Stimmung erfahrungsgemäß aber auch kippen, ein erster Indikator dafür wäre ein Einbruch der Kurse unter die 9900er-Marke. Dann würde sich der steile Anstieg der vergangenen Wochen rächen, während dem sich keine Kaufzonen (Unterstützungen) im Chart ausbilden konnten. Je schneller der Index steigt, desto mehr Rückschlagspotenzial hat er auch. Erst bei rund 9500 Punkten, im Bereich der 200-Tage-Linie, liegen wieder mehrere Wendepunkte, an denen sich Anleger nun orientieren können. Schnell können die Kurse wieder auf dieses Niveau zurück fallen, sobald sich die Stimmung am Markt eintrübt.
Auf der Unterseite ist dies zugleich aber schon das kurzfristig negativste vorstellbare Fall. Zu groß ist derzeit noch der Glaube an, oder besser gesagt, die Gier nach weiteren Gewinnen. Mittel- bis langfristig ist der DAX in der Tat auch noch nicht überhitzt, so dass viele Investoren noch Potenzial für eine Rally sehen dürften - auch wir glauben, dass der Index in den kommenden Monaten wieder Luft nach oben hat, sobald sich die kurzfristig überkaufte Situation entspannt hat.
Chart 2 - DAX mit Anzahl Aktien über 21- und 200-Tage-Linie in %
Tradesignal Online. Tradesignal® ist eine eingetragene Marke der Tradesignal GmbH. Nicht autorisierte Nutzung oder Missbrauch ist ausdrücklich verboten.
Chart 3 - Tageschart mit Abstand zur 21-Tage-Linie in %
Das Allzeithoch bei 10.030/10.050 ist in Reichweite, dürfte sich allerdings als - vielleicht nicht ganz punktgenau wirksamer - Widerstand erweisen. Nach dem steilen Anstieg der Vorwochen sind Gewinnmitnahmen wahrscheinlich, und das ist der letzte Orientierungspunkt dafür, den Anleger noch haben. Danach ist der Weg in Richtung 11.000 frei (siehe Berechnung im Kommentar zum Wochenchart). Mangels Alternativen sind es oft "runde" Marken, an denen die nächsten Pausen im Aufwärtstrend zu beobachten sind. Anleger sollten sich aber keine Illusionen machen: Bis zum Erreichen dieses Ziels können selbst im idealtypischen Fall viele Monate vergehen, selbst wenn das Kaufinteresse an DAX-Aktien weiter so hoch bleibt.
Chart 4 - Wochenchart mit Abstand zur 200-Tage-Linie
Der Chart auf Wochenbasis zeigt die Bedeutung der Zone um 8000/8150 Zähler als Unterstützung im Falle eines erneuten größeren Rückschlags, ebenso wird die 7500er-Marke als weiterer Haltebereich sichtbar. Der Chart hilft auch bei der Einschätzung positiver Szenarien für den Markt: Unter dem Kursverlauf ist der Abstand der Kurse zur 200-Tage-Linie (entspricht etwa dem 40-Wochen-Durchschnitt) abgebildet, aus dem sich Kursziele auf der Oberseite bei etwa 10.925 bis maximal 11.400 Zählern errechnen lassen - diese Werte entsprechen den in der Vergangenheit im Idealfall gemessenen 15 bis 20 Prozent Abstand zum aktuellen Durchschnittspreis.
Chart 5 - Kerzenchart auf Tagesbasis
Unterstützungen und Widerstände
FOTO
Andreas Büchler ist Herausgeber des "Index-Radar", der größte tägliche Börsenstatistik-Report Deutschlands. Der Experte für Handelssysteme ist zudem Vorstand der Qarat AG, einer auf Quantitative Analyse und Algorithmic Trading spezialisierten Forschungsgesellschaft.
www.index-radar.de