Expertengremien wie jüngst der Weltklimarat warnen vor einer sich zuspitzenden Klimaproblematik. Damit dürfte auch der Druck auf die Wirtschaft weiter steigen - durch strengere Regulierung, aber auch durch neue Anforderungsprofile vonseiten der Investoren und Anteilseigner. Nach den Fondsgesellschaften DWS und Allianz Global Investors (AGI) hat nun auch Union Investment ihre Klimastrategie nachgezogen und will dazu die Konzernchefs stärker in die Pflicht nehmen.
Dabei verfolgt Union Investment unter anderem das Ziel der Klimaneutralität im Wertpapierportfolio noch vor dem Jahr 2050. Zudem soll ab 2023 neben dem bereits beschlossenen Kohleausstieg auch der Ausstieg aus der Finanzierung sämtlicher Emissionen der Öl- und Gas- Wertschöpfungskette eingeleitet werden. "Wir wollen die von uns verwalteten Kundengelder zukunftsfähig ausrichten. Das erfordert erhebliche Anpassungen im Portfoliomanagement", erläuterte Union-Investment- Vorstandschef Hans Joachim Reinke.
Die finanzierten Treibhausgasemissionen im verwalteten Vermögen seien seit 2019 bereits um mehr als 20 Prozent gesunken, so Reinke. Dies sei insbesondere dem schrittweisen Ausstieg aus der Finanzierung von Kohle zu verdanken. Bei den Klimazielen wolle man den Dialog mit den Unternehmen intensivieren. "Wir erwarten von allen, dass sie sich geeignete Klimaziele setzen und diese konsequent realisieren."
Die Deutsche-Bank-Tochter DWS hat unterdessen bei der Verfolgung der Klimaziele mit Blick auf die Bundestagswahl am 26. September von der künftigen Bundesregierung eine "ideologiefreie Förderung und Nutzung von Technologie im Kampf gegen die Erderwärmung" gefordert. Eine reine Verbotspolitik sei der falsche Ansatz, sagte DWS-Fondsmanager Tim Bachmann. Neben dem beschleunigten Ausbau erneuerbarer Energien und einer steigenden Zahl von Elektrofahrzeugen "müssen auch Anreize für mehr Mikromobilität in den Städten durch E-Bikes, für raschere energetische Sanierung von energiefressenden Gebäuden und die Stärkung der Kreislaufwirtschaft gesetzt werden".
Warnung vor "Enteignung"
Mehr Druck in Richtung Transformation zur Elektromobilität spüren insbesondere die deutschen Autobauer BMW, Daimler und VW - nicht zuletzt, seit die EU-Kommission im Juli ein neues Maßnahmenpaket zur Klimaneutralität vorgestellt hat. Demnach soll die Abgasemission aus fossilen Brennstoffen von Pkw-Neuwagen bis 2035 auf null heruntergefahren werden.
VW und Daimler haben ihre Elektrostrategie zuletzt noch beschleunigt. VW will zudem mit dem Verkauf von E-Autos schon bald eine vergleichbare Rendite einfahren wie mit herkömmlichen Verbrennern. "Unsere Margen in der E-Mobilität und im Verbrennergeschäft werden in zwei bis drei Jahren auf demselben Niveau liegen", sagt Konzernchef Herbert Diess. Daimler wiederum rechnet damit, dass die Kunden sich schneller als erwartet auf Elektroautos umstellen. Man sei bereit für das Aus für Verbrenner bis zum Ende des Jahrzehnts, mache aber die komplette Umstellung auf E-Antrieb von der Nachfrage abhängig.
Ähnlich sieht man es beim Autobauer BMW. Konzernchef Oliver Zipse warnte vor einer zu raschen Komplett-Umstellung auf Elektrofahrzeuge. Vielmehr müsse der Verbrennerabsatz noch die Mittel erwirtschaften, mit denen das E-Geschäft hochgefahren werden kann.
Die Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), Hildegard Müller, hat unterdessen die Politik vor möglichen Fahrverboten für Autos mit Verbrennungsmotoren gewarnt. "Sollte wirklich ernsthaft jemand ein Fahrverbot erhalten, weil er in ein paar Jahren aus finanziellen Gründen sein Verbrennerauto nicht gegen ein Elektroauto eintauschen kann, bekommen wir ein gewaltiges soziales Problem", sagte Müller der Funke Mediengruppe. "Das wäre nichts anderes als eine Enteignung."