Der UN-Klimagipfel in New York ist vorbei. Obwohl sich die Regierungen zahlreicher Länder verpflichtet haben, die Emission klimaschädlicher Gase bis zum Jahr 2050 auf null zu senken, nehmen die Sorgen um das Klima nicht ab. Im Gegenteil, sie sind größer denn je.

Die Kohlendioxidemissionen, die zu Klimaveränderungen beitragen, waren zuletzt rund 70 Prozent höher als der Durchschnittswert im vergangenen Jahrzehnt. Es drohen also global weiter steigende Temperaturen, schmelzende Polkappen und Gletscher sowie ein steigender Meeresspiegel. Zu den Konsequenzen zählen auch eine Verschiebung der Klimazonen und Naturkatastrophen, die überdurchschnittlich oft auftreten: Schwere Stürme, Überschwemmungen, Dürren und Waldbrände. Umweltverschmutzung, verschwenderischer Umgang mit begrenzten Ressourcen, wachsende Müllberge und infolge dessen abnehmende Biodiversität zeigen, dass die Menschheit generell rücksichtslos mit dem Planeten Erde umgeht.

Ohne Lösungen für diese Probleme kommen enorme Kosten auf uns zu. Die Templeton Global Equity Group verweist in einer Studie auf Schätzungen der In­vest­mentfirma Schroders. Danach drohen bei einer Temperaturzunahme um vier Grad Celsius bis 2100 wirtschaftliche Verluste von über 20 Billionen Dollar. "Das ist drei- bis viermal mehr als der durch die globale Finanzkrise 2008 verursachte Schaden", rechnet der Franklin-Templeton-­Fondsmanager Maarten Bloemen vor.

Kein Wunder, dass Politiker und Konzernchefs inzwischen dem Thema eine große Bedeutung beimessen. Das dokumentiert der Globale-Risiken-Bericht des Weltwirtschaftsforums. Demnach sind ökologische und soziale Risiken derzeit sogar wichtiger als wirtschaftliche, geopolitische oder technologische. Einer Umfrage der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG zufolge halten Konzernlenker den Klimawandel für eine Gefahr für das Wachstum, die größer ist als Protektionismus, Cyberkriminalität oder disruptive Technologien. Doch Unternehmen, die passende Produkte und Dienstleistungen anbieten, um die Umwelt zu schützen oder den Klimawandel einzudämmen, stehen vor rosigen Zeiten. Und ihre Aktio­näre ebenso.







Die "Globale Kommission für Anpassung" geht davon aus, dass Investitionen in Höhe von 1,9 Billionen Dollar in die klimatische Widerstandsfähigkeit bis 2030 einen Nettogewinn von sieben Billionen Dollar generieren werden. Eine Untersuchung der Deutschen Bank dürfte Anlegern gefallen: Diese durchforstete mithilfe künstlicher Intelligenz Millionen Seiten an Meldungen der 1600 im MSCI World enthaltenen Unternehmen aus den vergangenen zwei Jahrzehnten. Das Ergebnis: Unternehmen mit positiven Berichten und Ankündigungen zum Klimawandel verzeichneten eine deutlich bessere Kurs­entwicklung als der MSCI World Index. Firmen mit negativen Nachrichten rund um das Thema schnitten schlechter ab.

Der Solactive Climate Protection Kurs­index markierte unterdessen im September neue Rekorde. Er enthält Aktien aus den Bereichen alternative Energien, nachhaltige Forstwirtschaft und Wasserwirtschaft. Der LBBW Global Warming Fonds (siehe BÖRSE ONLINE Ausgabe 40/2019) erzielte in den vergangenen fünf Jahren ein Plus von gut elf Prozent per annum.

Wer auf der Suche nach geeigneten Investments ist, sollte einige grundsätzliche Überlegungen anstellen. Auf Branchen­ebene stehen laut LBBW folgende Sektoren vor den größten ökonomischen Herausforderungen: Erstens der Energie­sektor, der 75 Prozent aller Kohlendioxid­emissionen verursacht. Zweitens die Industrie, die ebenfalls zu einem großen Anteil für Kohlendioxidemissionen verantwortlich ist. Drittens der Verkehrssektor, der bislang größtenteils von fossilen Brennstoffen abhängt. Viertens die Landwirtschaft, die für den Großteil der Nicht-Kohlen­dioxid-Gasemissionen verantwortlich ist. Fünftens die Bauindustrie, die verstärkte Anstrengungen unternehmen muss, um Gebäude energieeffizienter zu machen. Gute Aussichten haben dagegen Unternehmen, die clevere und innovative Lösungen entwickeln, um den Klimawandel und andere ökologische Probleme zu bekämpfen.

Diese Firmen profitieren laut den Fondsmanagern von Nordea von einer deutlich steigenden Nachfrage. Trotzdem sind nicht alle Aktien mit einem Klimawandellabel automatisch interessant: So war bekanntlich mit vielen Wind- und Solarenergieaktien in der Vergangenheit kein Blumentopf zu gewinnen.





BÖRSE ONLINE hat sechs Einzelaktien herausgefiltert, bei denen wir gute Chancen für eine überzeugende Wertentwicklung sehen. Zu den Kriterien gehört, dass die Firmen ein Umweltkonzept haben. Zudem müssen die Aktien vertretbar bewertet, ihr Chartbild muss überzeugend sein.

Die britische Beteiligungsgesellschaft 3i Group mit einem verwalteten Vermögen von rund 14,6 Milliarden Euro hat sich zum Ziel gesetzt, verantwortungsbewusst zu investieren. Natürlich nicht aus reiner Selbstlosigkeit. Das Unternehmen machte die Erfahrung, dass Firmen mit hohen Umwelt- und Sozialstandards meist verantwortungsbewusst geführt sind, mit Geschäftsrisiken sowie Wachstumschancen erfolgreicher umgehen und ein besseres Ertragswachstum erzielen. 2018 beispielsweise investierten die Briten in den niederländischen Entsorgungskonzern Attero. Dieser versucht unter anderem ein Maximum an Kunststoffrecycling mit höchster Qualität und minimalem Kohlendioxidausstoß zu erzielen.

Veolia Environnement ist in den Bereichen Wasserversorgung, Abwasseraufbereitung, Abfallentsorgung und Energieversorgung tätig. Die Franzosen sehen im nachhaltigen Umgang mit Ressourcen kein leeres Versprechen, sondern ihr Kerngeschäft. Seit 2014 gibt es eine konzernweite Nachhaltigkeitsstrategie. Das Unternehmen setzt darauf, neue Ressourcen zu nutzen. So werden Wohnungen mit Abwärme aus industriellen Prozessen geheizt. Aus Abwasser wird Dünger gewonnen, Bioplastik und Biogas aus der Abfall- oder Abwasserbehandlung werden als Treibstoff oder zur Strom- und Wärmeerzeugung genutzt. Energias de Portugal (EDP) ist stolz da­rauf, im aktuellen Ranking unter den Dow-­Jones-Sustainability-Index-Mitgliedern bei den integrierten Versorgern den ersten und bei den Versorgern insgesamt den zweiten Platz zu belegen. Bei neun Bewertungskriterien, wie Wasserrisikomanagement, Klimawandel oder Umweltberichterstattung, erreichte der portugiesische Energieversorger die maximal mögliche Punktzahl. Mit einem Anteil von 82,6 Prozent ist EDP außerdem Mehrheitseigner von EDP Renováveis, dem global viertgrößten Produzenten von Windenergie.

Aussichtsreich ist auch Hannon Arm­strong. Die US-amerikanische Investmentfirma beteiligt sich ausschließlich an Unternehmen, die in den Bereichen erneuerbare Energien, Energieeffizienz und nachhaltige Infrastruktur aktiv sind. Sämtliche Investments sollen daran arbeiten, die Kohlendioxidemissionen zu senken und die Folgen des Klimawandels einzudämmen. Der Vermögensverwalter Erste Asset Management bescheinigt dem US-Konzern eine starke Integration von Umwelt- und Sozialaspekten im Investmentbereich. Außerdem berechne die Gesellschaft die emittierten schädlichen Klimagase in der Wertschöpfungskette und es gebe einen detaillierten ethischen Verhaltenskodex.

Ebenfalls aus den USA stammt Ingersoll-Rand. Der Mischkonzern kümmert sich unter anderem um die Luftqualität in Gebäuden und bietet Lösungen zur Steigerung industrieller Effizienz an. Das Unternehmen hat sich bis 2030 verpflichtet, den Kohlendioxidfußabdruck seiner Kunden um eine Gigatonne zu reduzieren. Das entspricht den jährlichen Emissionen von Italien, Frankreich und dem Vereinigten Königreich zusammen.

Taiwan Semiconductor Manufacturing Company (TSMC) ist der weltweit größte unabhängige Auftragsfertiger für Halbleiterprodukte. Laut S & P Global verbraucht TSMC zwar sehr viel Energie und Wasser bei der Herstellung der Halbleiterchips. Gleichzeitig lobt der US-amerikanische Finanzdienstleister allerdings die Bemühungen der Taiwaner, die Umweltauswirkungen ihrer Aktivitäten zu reduzieren. Das zeige sich an branchenführenden Kennzahlen zum Energieverbrauch, zum Wasserrecycling und zu anderen Emissionen. Abgesehen davon helfen Halbleiter etwa in Steuergeräten dabei, die effiziente Nutzung von Ressourcen zu überwachen.