Es gibt Aktien, die sind spottbillig und werden trotzdem nicht gekauft. Der Stahlhändler Klöckner & Co etwa wird aktuell an der Börse mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von zwölf und einer Dividendenrendite von rund acht Prozent bewertet. Ein echtes Schnäppchen. Und dennoch kommt die Aktie nicht aus ihrem langjährigen Seitwärtstrend heraus.
Klöckner & Co ist einer der weltweit größten Stahl- und Metallhändler und profitiert von den hohen Stahlpreisen. Weltweit wird viel gebaut. Die hohe Nachfrage nach Stahl und anderen Metallrohstoffen führt zu Problemen in der Versorgung und sorgt für stetig steigende Preise.
Dank des Stahlhungers der Industrie stieg das bereinigte operative Ergebnis im dritten Quartal von 40 auf 277 Millionen Euro. Es war das beste Quartal seit dem Börsengang im Jahr 2006. Der Umsatz legte um knapp 60 Prozent auf gut zwei Milliarden Euro zu. Unter dem Strich verdiente Klöckner & Co 189 Millionen Euro, nach einem Verlust im Vorjahr.
Firmenchef Guido Kerkhoff bestätigte die Ende September erhöhte Prognose und rechnet im laufenden Jahr mit einem Gewinn von 800 (zuvor: 650 bis 700) Millionen Euro. Kerkhoff glaubt, dass die Stahlnachfrage aus den USA die aus Europa übertreffen wird, erwartet für das vierte Quartal im Vergleich zum Vorquartal beim Absatz und Umsatz aber einen leichten, saisonal bedingten Rückgang.
Ein Grund, warum die Aktie trotz der günstigen Bewertung nicht ins Laufen kommt, ist die weitere Stahlpreisentwicklung. Ein Problem am Stahlmarkt sind die zyklischen Schwankungen der Endmärkte. Börsianer sind daher skeptisch, ob die Nachfrage am Markt und die hohen Stahlpreise nachhaltig sind und bis ins Jahr 2022 und darüber hinaus tragen. Klöckner-Chef Kerkhoff sieht indes positive Signale, dass sich der Preis halten könne.
Digitalisierung bringt Fantasie
Eine Preisberuhigung wäre allerdings eher gesund. Zudem hat Klöckner & Co gezeigt, dass sich Zyklen in der Stahlbranche mittlerweile gut managen lassen - vor allem dank der Digitalisierung der Prozesse, in der viel Zukunftsfantasie steckt. Der Konzern erzielt mittlerweile rund 35 Prozent seiner Umsätze über digitale Bestellungen. Bis 2022 soll der Anteil sogar auf über 50 Prozent wachsen.
Eine wichtige Rolle spielt dabei auch die eigene Metallhandelsplattform XOM Metals, die vom Mutterkonzern abgespalten werden könnte und dann das wahre Wertpotenzial zeigen würde. Flüsterschätzungen am Markt gehen davon aus, dass die Start-up-Tochter von Klöckner allein in absehbarer Zeit den aktuellen Börsenwert von Klöckner & Co abdecken könnte.
Für Anleger mit Mut und Weitsicht bieten sich dank der niedrigen Kurse nun günstige Einstiegschancen. Wir trauen der Aktie mittelfristig durchaus Kurse von 16,50 Euro zu - ein Renditepotenzial von über 50 Prozent.
Die Aktie von Klöckner & Co läuft seit Monaten seitwärts und ist mehrmals am Widerstand um 13 Euro gescheitert. Gelingt aber der Ausbruch über diese Hürde, ist der Weg nach oben frei. Unsere Empfehlung: Kaufen.