Deller hatte das Familienunternehmen, das mehrheitlich dem Milliardär Heinz Hermann Thiele gehört, im Herbst an die Börse gebracht. Anleger verloren das Vertrauen in die Aktie, die am Montag erst ein Rekordhoch von 103,10 Euro erreicht hatte. Das Papier des Spezialisten für Lkw- und Zug-Bremsen brach um 6,5 Prozent ein, liegt aber noch 20 Prozent über dem Ausgabepreis.
Knorr-Bremse versuchte den Kapitalmarkt zu beschwichtigen: An der erfolgreichen Strategie werde sich nichts ändern. Auch das laufende Geschäft liege in diesem Jahr "voll im Plan". Bis ein Nachfolger gefunden ist, sollen die drei verbleibenden Vorstände Dellers Aufgaben mit übernehmen. Am Dienstag hatte sich der Aufsichtsrat getroffen, um den Geschäftsbericht für 2018 abzunicken und die Dividende für das erste Jahr an der Börse zu beschließen. Der ehemalige Daimler-Manager Klaus Mangold, der den Aufsichtsrat seit Oktober führt, lobte Deller für seine "außerordentlich erfolgreiche Arbeit".
Thiele ist seit drei Jahren Ehrenvorsitzender des Aufsichtsrats, laut Brancheninsidern aber im Unternehmen immer noch sehr präsent, auch im operativen Geschäft. Der 78-Jährige habe sein Büro direkt neben dem von Deller. Ein Branchenkenner berichtete von Spannungen zwischen Thiele und dem bisherigen Vorstandschef. "Das war nur eine Zweckehe." Eine Knorr-Bremse-Sprecherin wollte sich dazu nicht äußern.
Thiele hatte Deller 2015 zurückgeholt und als Vorstandschef installiert. Er sollte damals eigentlich Chef des fränkischen Autozulieferers Schaeffler werden. Dann entschieden sich die Familieneigentümer aber doch für Finanzvorstand Klaus Rosenfeld und fanden Deller mit einer Millionensumme ab. Vorher war der Diplom-Ingenieur für Maschinenbau bereits fünf Jahre im Knorr-Bremse-Vorstand für das Nutzfahrzeug-Geschäft verantwortlich.
rtr