Die von Testamentsvollstrecker Robin Brühmüller verwaltete Holding erlöste mit dem Verkauf von 33 Millionen ihrer 60 Millionen Lufthansa-Aktien 323 Millionen Euro und hält nun noch rund 4,5 Prozent an der Fluggesellschaft. Damit ist sie nach Refinitiv-Daten aber immer noch zweitgrößter Aktionär der Fluggesellschaft nach dem Bund.

Ein Sprecher Brühmüllers wollte sich am Freitag nicht dazu äußern, ob die KB Holding bei der größten deutschen Airline am Ende ganz aussteigen wolle. Sie hat sich aber verpflichtet, in den nächsten zwei Monaten keine weiteren Aktien zu verkaufen. Große Kursgewinne dürften Thieles Erben mit den Lufthansa-Aktien nicht erzielt haben. Der Preis lag mit 9,80 Euro um zehn Prozent unter dem Xetra-Schlusskurs vom Donnerstag, wie die mit der Platzierung beauftragte Investmentbank Morgan Stanley mitteilte. Er liegt damit nahe am Durchschnittskurs, den der Unternehmer im Frühjahr 2020 gezahlt haben dürfte, als er in der Corona-Krise binnen weniger Monate eine Beteiligung von bis zu 15,5 Prozent an der Lufthansa aufgebaute.

Thiele hatte die Rettung der Lufthansa aus der Corona-Krise zur Zitterpartie gemacht, weil er sich als Großaktionär bis zum letzten Moment weigerte, die Bedingungen der Teilverstaatlichung zu akzeptieren.

Der Abschlag auf den Börsenkurs bei der Platzierung ist ungewöhnlich groß. Entsprechend ging die Aktie am Freitag um 6,4 Prozent auf 10,18 Euro in die Knie. Ein Händler sagte, der Preisnachlass habe womöglich mit der Erwartung zu tun, dass die geplante Kapitalerhöhung um drei Milliarden Euro kurz bevorstehe. Daher wollten Investoren im Vorfeld nicht mehr zugreifen.

DER STAAT KASSIERT MIT


Anders als bei den Mehrheitsbeteiligungen am Lkw- und Bahn-Zulieferer Knorr-Bremse und am Bahntechnik-Konzern Vossloh hatten Thieles Erben sich nicht ausdrücklich dazu bekannt, an dem Lufthansa-Aktienpaket festzuhalten. Thieles Beteiligungen an börsennotierten Unternehmen sollen bis zum Jahresende in eine Familienstiftung eingebracht werden, wie aus seinem Testament hervorgeht. Der Stiftung sowie Thieles Tochter Julia Thiele-Schürhoff gehören dann 59 Prozent an Knorr-Bremse und 50,1 Prozent an Vossloh.

Weil die Stiftung erst nach Thieles Tod gegründet wird, erbt zunächst seine Ehefrau Nadia. Damit wird Erbschaftssteuer fällig - nach Medienberichten über fünf Milliarden Euro. Thieles Erlös aus dem Verkauf von Aktien beim Börsengang von Knorr-Bremse 2018 dürfte aber reichen, um die Steuer zu zahlen. Das "Manager Magazin" zählte die Familie Thiele zuletzt zu den acht reichsten in Deutschland, mit einem Vermögen von rund 17 Milliarden Euro. Thiele hatte bei Knorr-Bremse 1969 als Patent-Sachbearbeiter begonnen, kaufte seinen Arbeitgeber in der Krise 1985 und baute den Mittelständler zum Weltmarktführer für Lastwagen- und Zug-Bremsen aus. 2011 stieg er bei Vossloh ein.

rtr