Wirkliche Rückschläge mussten die Aktienmärkte in den letzten Monaten nicht hinnehmen. Analysten sehen aber eine große Gefahr. Müssen sich Anleger deswegen demnächst auf einen besonders heftigen Absturz einstellen?
Ob S&P 500 oder DAX, an vielen Aktienmärkten kennen bekannte Indizes derzeit häufig nur den Weg nach oben. Gestützt werden diese Kursbewegungen schon seit dem letzten Jahr durch die Aussicht auf sinkende Zinsen, die generell für den Aktienkauf und viele Unternehmen gut sind.
Ursprünglich gingen die Märkte in den USA im letzten Herbst aber davon aus, dass die US-Notenbank Fed bereits im März 2024 die erste Zinssenkung in Angriff nimmt. Daraus ist bekanntlich nichts geworden. Auch der Juni als zweite Möglichkeit für Senkungen wackelt nach den jüngsten US-Inflationsdaten heftig. Mittlerweile rechnen Experten erst im September mit einer Zinssenkung. Die Märkte interessiert dieser verhaltene Ausblick bisher aber kaum. Wird das für Anleger zum Problem?
JPMorgan warnt vor Selbstgefälligkeit an Aktienmärkten
Die Analysten der US-Bank JPMorgan warnen in einer Studie von Anfang April, dass der Markt die Inflationsrisiken unterschätze und kritisieren eine große Selbstgefälligkeit der Märkte.
Bezugnehmend auf die ausbleibenden Zinssenkungen sagte Analyst Mislav Matejka: „Aktien ignorieren die jüngste Kehrtwende einer Kehrtwende, was ein Fehler sein könnte.“ Hohe Zinsen seien schlecht für Aktien. Der US-Leitzins werde aber noch eine ganze Weile auf dem aktuell hohen Niveau von 5,25 Prozent bis 5,50 Prozent bleiben.
Die Aktienkurse reagieren überraschend
Statt mit Kursrückgängen auf die enttäuschten Zins-Erwartungen zu reagieren, steigen viele Wertpapiere weiter. Die Kluft zwischen Aktien Kursen und Zinserwartungen wird dabei laut JP Morgan immer größer. Zu rechtfertigen ist diese Diskrepanz nur damit, dass Anleger auf stark steigende Unternehmensgewinne setzen.
Danach sieht es aber weder in der ersten noch zweiten Hälfte des Jahres wirklich aus. Hat sich hier eine Blase gebildet? Auch der DAX ließ sich von den jüngsten Nachrichten zu den Zinsen lange nicht aus der Ruhe bringen und sendet erst seit Anfang April erste Anzeichen einer größeren Korrektur. Anleger sollten genau beobachten, was in den nächsten Wochen passiert.
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