Der Pharmakonzern Pfizer will den Krebsmittelhersteller Seagen übernehmen. Experten sehen die Gesundheits-Branche vor einer weiteren Konsolidierungsphase.
Das so ertragreiche Geschäft mit den Corona-Impfstoffen ist rückläufig, auch laufen wichtige Patente von Pfizer aus. Deshalb hat sich der Pharmariese vorgenommen, bis 2030 ein zusätzliches Umsatzpotenzial von 25 Milliarden Dollar durch Akquisitionen zu schaffen. Eine davon soll nun offenbar das amerikanische Biotech-Unternehmen Seagen werden, wie das „Wall Street Journal“ (WSJ) jüngst berichtete. Der Hersteller von Krebsmedikamenten galt seit längerem als Übernahmekandidat in der US-Biotech-Branche. Im vergangenen Jahr hatte sich bereits Merck&Co. für den Hersteller von Krebsmedikamenten interessiert, die Verhandlungen über eine Übernahme scheiterten damals aber offenbar an unterschiedlichen Preisvorstellungen.
Seagen würde vor allem Pfizers Position im Bereich der Krebsmedizin stärken. Das Biotech-Unternehmen aus Seattle ist einer der Vorreiter auf dem Feld der Antikörper-Wirkstoff-Konjugate, einer neuen Klasse von Krebsmedikamenten, bei denen Antikörper mit einem Zellgift gekoppelt werden, das auf diese Weise gezielt zu den Tumorzellen transportiert werden kann. Ein gutes Dutzend solcher Präparate sind bereits zugelassen, weitere 100 befinden sich in klinischen Testphasen. Seagen hat bisher vier solcher Wirkstoffe lizensiert bekommen und durch Lizenzeinnahmen einen Umsatz von rund zwei Milliarden Euro erzielt. Davon entfielen rund 40 Prozent auf „Adcetris“, ein Medikament gegen verschiedene Formen von Lymphdrüsenkrebs.
Übernahmen in der Gesundheits-Branche häufen sich wieder
Sollte die Übernahme zustande kommen, wäre dies ein weiteres Signal dafür, dass sich Fusionen und Übernahmen in der Pharmaindustrie wieder intensivieren. Im vergangenen Dezember hatte bereits das Biotech-Unternehmen Amgen die angestrebte Übernahme von Horizon Pharmaceuticals für 28 Milliarden Dollar angekünditgt.Experten der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC gehen in ihrem jüngsten M&A-Report zur Pharmabranche, dass das Dealvolumen in diesem Jahr nach dem Rückgang von 2022 auf das Niveau von 225 bis 275 Milliarden Dollar steigen wird. Zuletzt brachte Seagen einen Börsenwert von 30 Milliarden Dollar auf die Waage. Nach den Berichten konnte die Aktie über elf Prozent zulegen. Laut den Informationen des WSJ befinden sich die Gespräche allerdings noch in einem frühen Stadium.
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Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Pfizer