von Andreas Büchler




Chart 1 - Intradaychart auf Fünf-Minuten-Basis



Nach einer 1200-Punkte Abwärtsbewegung fast ohne Pause hat der Deutsche Aktienmarkt nun zwei Handelstage hintereinander nicht mehr weiter an Wert verloren. Anleger beginnen nun verstärkt damit, Gewinne aus Spekulationen auf fallende Kurse zu realisieren. Dazu müssen sie ein Gegengeschäft zu der zuvor eingegangenen Short-Position eingehen, zuvor geliehene und verkaufte Aktien nun also wieder am Markt zu den jetzt niedrigeren Kursen kaufen und dem Entleiher zurück geben. Durch diese Eindeckungskäufe kommt es zu einer vorüber gehenden Nachfrage, die jedoch nicht zwangsläufig zu einer richtigen Bärenmarktrally ausufern muss.

Für eine Erholung spricht nach wie vor der Abstand der Kurse zu ihrem Monatsdurchschnitt (blauer Indikator unter dem Tageschart), der mit minus sieben Prozent in den vergangenen Tagen sehr hoch war, und jetzt immer noch mit 5,8 Prozent auf einem Extremniveau verläuft. Ein erstes Indiz für einen - wenigstens temporären - Aufschwung bleibt nach wie vor der Bruch des Abwärtstrends, dessen Obergrenze bei aktuell rund 8850 Zählern in den vergangenen Tagen stets wieder zu frischen Verkäufen genutzt wurde. Auch der Bereich um 8880 Punkte ist seit dem 10. Oktober stets ein Preis gewesen, bei dem im DAX Abgabedruck aufkam.

Sobald auch wieder zu höheren Kursen gekauft wird, wäre dies ein Zeichen für weitere Gewinne in Richtung der nächsten, im Intradaychart auffälligen Zonen bei 8960/85 und im Idealfall sogar 9170/90 Punkten. Ein Durchbruch unter die 8700er-Marke dürfte dagegen der Auslöser für weitere Verluste bis an die Untergrenze des Abwärtstrends sein, die sich heute von rund 8550 auf 8500 Punkte ermäßigt und dort auch mit einer Unterstützung im Tageschart zusammen fällt. Angesichts des bereits überverkauften Marktes sollte der Deutsche Aktienindex jedoch zunächst kaum deutlich unter die 8700 fallen können. Wenn nicht die US-Börsen für scharfe Abwärtsimpulse sorgen. Dort hat der Leitindex S&P 500 die 200-Tage-Linie und eine Kaufzone bei 1900 Punkten relativ ungebremst unterschritten, was ein Schwächezeichen darstellt. Nun haben die Kurse weiteres Abwärtspotenzial bis 1815/1850 Zähler, und könnten den dieser Vorgabe stets folgenden DAX mit nach unten ziehen. Zum Glück ist auch die Wall Street gemessen an der Abweichung zu ihrem Monatsmittelkurs stark überverkauft, und damit zunächst ebenfalls reif für eine kurze Gegenbewegung zurück nach oben. Mittelfristig müssen Anleger aus heutiger Sicht jedoch weitere Rückschläge befürchten.



Chart 2 - S&P 500- Tageschart mit Abstand zum 21- und 200-Tage-Durchschnitt in %



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Chart 3 - Tageschart mit Abstand zur 21-Tage-Linie in %



Im Tageschart ist der Ausbruch unter die 8900er-Marke nun das zentrale Ereignis. Die dort erstmals seit Ende 2013 ausgebliebene Nachfrage lässt für die kommenden Wochen und Monate auf weitere Kursrückgänge schließen. Dabei sind Kursziele von 8500 und 8000/8150 Punkten realistisch. An der letztgenannten Marke verlief lange Zeit das Allzeithoch des Deutschen Aktienindex, sie ist in den Köpfen der Marktteilnehmer noch präsent. Wenn der Index erneut auf dieses Niveau zurück fällt, könnten viele langfristig denkende Anleger dies als zweite Einstiegschance sehen. Abwenden würde der Markt die negative mittelfristige Prognose nur, wenn er sich zügig und nachhaltig über die 8900 erholt. Ein kurzfristiger Anstieg über diese Zone ist zwar zu erwarten, doch von Dauer dürfte er aus heutiger Sicht nicht sein.





Chart 4 - Wochenchart mit Abstand zur 200-Tage-Linie



Im Wochenchart ist der Aufwärtstrend gebrochen, hier ist Abwärtspotenzial erkennbar. Bevor die Kurse nicht mindestens 25 bis 35 Prozent unter die 200-Tage-Linie fallen, ist der Markt aus ganz langfristiger Sicht nicht als überverkauft zu sehen. Kursverluste bis an die 7500er-Marke, wo eine weitere Unterstützung liegt, sind aus dieser Perspektive durchaus möglich. Allerdings nur, wenn die 8900er-Marke nicht halten sollte. Derzeit ist dies noch offen, Anleger müssen noch nicht mit dem Schlimmsten rechnen.

Insbesondere aus dem übergeordneten Sichtwinkel wird erkennbar: Seit 2009 tendiert der Markt nach oben, und selbst Korrekturen wie der Mini-Crash in 2011 konnten den DAX nicht allzu lange vom Steigen abhalten. Diese Tendenz dürfte sich auch nach einer ausgeprägten Konsolidierung, wenn sie denn kommt, wieder fortsetzen.



Chart 5 - Kerzenchart auf Tagesbasis





Unterstützungen und Widerstände




























































Andreas Büchler ist Herausgeber des "Index-Radar", der größte tägliche Börsenstatistik-Report Deutschlands. Der Experte für Handelssysteme ist zudem Vorstand der Qarat AG, einer auf Quantitative Analyse und Algorithmic Trading spezialisierten Forschungsgesellschaft.

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