Die US-Wirtschaft ist auf Erholungskurs, trotz steigender Inflation und Lieferengpässen. In den USA sanken zwar die Umsätze im Einzelhandel im Mai um 1,3 Prozent und damit etwas stärker als erwartet. Experten sind aber nicht beunruhigt: Die Amerikaner gaben weniger für Möbel, Elektronikgeräte und Autos aus, die während der Corona-Lockdowns stark gefragt waren. Dafür stiegen die Ausgaben für Dienstleistungen wie Restaurant- und Barbesuche, Benzin oder Mode - ein Zeichen dafür, dass sich die Menschen dank Impfungen wieder aus dem Haus wagen und sich Dinge leisten, auf die sie lange verzichtet haben. Die Industrieproduktion zog im Mai um 0,8 Prozent gegenüber dem Vormonat und damit stärker als erwartet an. Das Plus wäre wohl noch höher ausgefallen, wenn die Fabriken und Produktionsstätten nicht nach wie vor mit Lieferengpässen zu kämpfen hätten. Auch für Bauträger sind die ein Problem. Baubeginne stiegen im Mai um 3,6 Prozent. Die Nachfrage nach Einfamilienhäusern und Eigentumswohnungen ist enorm, die Preise sind in vielen Regionen stark gestiegen. Doch Baumaterialien sind knapp und teuer, was viele Projekte verzögert. Insgesamt steigt der Inflationsdruck. Bislang ist die US-Notenbank Fed unbeeindruckt: Erst einmal tastet sie weder Zinsen noch Anleihekaufprogramm an. Allerdings könnte es 2023 zwei Zinsanhebungen um je einen halben Prozentpunkt geben.
In China deuten indes Indikatoren darauf hin, dass die Wirtschaft nicht so stark ist wie erhofft. 2020 war es dem Reich der Mitte trotz Corona noch gelungen, ein Plus von 2,3 Prozent zu erzielen, während alle anderen großen Volkswirtschaften schrumpften. Doch nun enttäuschten die Daten zur Industrieproduktion sowie die Einzelhandelsumsätze. Auch Daten zur Investitionstätigkeit fielen zuletzt schwächer aus als erwartet. Verliert die Wachstumslokomotive China tatsächlich an Fahrt, könnte sich das globale Wachstum ebenfalls verlangsamen.