"Wir sind nur noch ein paar Basispunkte von negativen Renditen entfernt und das anstehende Brexit-Referendum könnte für den letzten Schubser sorgen", sagte Anlagestratege Martin Van Vliet von der ING Bank. Die Briten stimmen am 23. Juni über den Verbleib des Vereinigten Königreichs in der EU ab. Sollten sie für den Brexit stimmen, rechnen Experten mit einem weltweiten Börsenbeben. Davon profitierte die "Antikrisen-Währung" Gold : Die Feinunze (31,1 Gramm) kostete mit 1256,40 Dollar ein Prozent mehr als am Dienstag und war damit so teuer wie zuletzt vor knapp drei Wochen.
Wegen andauernder Produktionsausfälle in Nigeria zogen die Ölpreise weiter an. Brent aus der Nordsee verteuerte sich um 1,8 Prozent auf 52,34 Dollar je Barrel (159 Liter) und kostete damit wieder so viel wie zuletzt im Oktober. Dazu trug auch die andauernde Dollar-Schwäche bei: Trotz der Aussicht auf steigende US-Zinsen und der Unsicherheit über die Abstimmung in Großbritannien notierte die Gemeinschaftswährung nur knapp unter 1,14 Dollar. Die in der US-Währung gehandelten Rohstoffe werden damit für internationale Investoren günstiger.
Genährt wurde der Konjunkturpessimismus von enttäuschenden Daten aus China. Die Exporte der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft gingen im Mai überraschend stark um 4,1 Prozent zurück. Zudem senkte die Weltbank ihre Prognose für den Anstieg der globalen Wirtschaftsleistung 2016.
FINANZWERTE WIEDER UNTER DRUCK - ERSTE GROUP AUF TALFAHRT
Am Aktienmarkt trennten sich Investoren vor allem von Finanzwerten, den Favoriten des Vortages. Acht der zehn größten Verlierer im EuroStoxx50 gehörten mit Kursverlusten von bis zu drei Prozent zu diesem Sektor. Vor allem die italienischen Banken mit der Unicredit an der Spitze wurden aus den Depots geworfen. Deutsche Bank und Commerzbank verloren je gut ein Prozent. In Wien verloren die Aktien des Versicherers Erste Group nach einer Aktienplatzierung drei Prozent.
Auf der Gewinnerseite im Dax und EuroStoxx50 standen die Versorger ganz oben. Händler verwiesen auf die am Morgen begonnen Käufe von Firmenanleihen durch die EZB. Laut Insidern kauften die Währungshüter über die nationalen Notenbanken neben Anleihen des italienischen Versicherers Generali und der spanischen Telefonica auch fünfjährige Papiere des französischen Atomkraftwerk-Betreibers Engie. Deren Aktien stiegen um 2,2 Prozent, womit sie im EuroStoxx50 hinter E.ON mit einem Plus von fast drei Prozent lagen. Aber auch RWE legten über zwei Prozent zu.
Im MDax verloren Stada 2,7 Prozent. Der Arzneimittel-Hersteller dementierte Berichte über Gespräche mit einem britischen Finanzinvestor.
Reuters