Das erste Quartal war für DAX-Anleger ein sehr erfolgreiches: Start bei 9800 Punkten, Schluss bei etwa 12 000. Macht ein Plus von 2200 Zählern. Kein Aprilscherz. Zwischenzeitlich ging es zehn Wochen in Folge nach oben - ein Aufwärtstrend, der erst in der Vorwoche mit einem Minus beendet wurde. Ob das mit der Umstellung auf die Sommerzeit zu tun hatte?
Vermutlich war es schlicht eine ganz normale Korrektur, wie sie immer wieder vorkommt, egal ob beim DAX, beim Dow Jones oder beim Nikkei. Der DAX hat jedenfalls in der Spitze um 600 Punkte korrigiert, also um fast fünf Prozent. Eine prima Gelegenheit, um nachzukaufen. Im Anschluss ging es nämlich recht zügig wieder nach oben. Ob dieser jüngste Anstieg mit "Window Dressing" zum Quartalsende zu tun hatte?
Auf Seite 2: Warum die Lagebeurteilung derzeit so kompliziert ist
Eine Gelegenheit wie diese gab es jedenfalls in den vergangenen Jahren etliche. Seit Beginn der Börsenhausse im März 2009 kam es zu insgesamt 16 ähnlichen Korrekturen, die drei Prozent oder mehr betrugen (bezogen auf den Dow Jones, beim DAX war es ähnlich). Dem übergeordneten Aufwärtstrend haben diese Marktbewegungen jedoch nie geschadet. Und auch dieses Mal sieht es so aus, als ob der Aufwärtstrend intakt ist. Weil die Korrektur nun aber doch arg schnell abgehandelt wurde, hat sich am überhitzten Zustand des DAX nicht viel geändert. Das macht die Beurteilung zurzeit ein wenig kompliziert.
Zumal auch das Umfeld weiterhin problematisch ist. Etwa was die Politik angeht. Die Unruhen im Jemen beispielsweise bewirkten heftige Ausschläge beim Ölpreis und - nicht ganz so heftige - Wackler bei den Ölaktien. Auch die Verhandlungen um das iranische Atomprogramm hinterließen Spuren beim Ölpreis. Schwierig zudem die endlose Geschichte um die Neuordnung der Verbindlichkeiten Griechenlands, wo eine Provokation auf die nächste folgt, zuletzt ein vom Mai auf den April vorgezogener Besuch des Premiers Alexis Tsipras bei Russlands Präsidenten Wladimir Putin.
Auf Seite 3: US-Investoren pumpen Milliarden über den Atlantik
Trotzdem ist zuletzt viel Geld an die europäischen Börsen geflossen. Viel amerikanisches Geld. 37 Milliarden Dollar netto investierten die Amerikaner im ersten Quartal in ETFs, die ihrerseits in europäische Aktien investieren - neun Prozent mehr als im Quartal davor. Gleichzeitig flossen sieben Milliarden Dollar netto aus ETFs ab, die in amerikanische Aktien investieren. Kein Wunder also, dass der DAX um 2200 Punkte gestiegen ist, während sich gleichzeitig die US-Börse kaum bewegt hat. Und kein Wunder, dass der DAX als logische Konsequenz dieser Kapitalströme inzwischen zu über 60 Prozent in ausländischer Hand ist.
Das große Interesse an deutschen oder besser an europäischen Aktien liegt natürlich auch am schwachen Euro. Der macht Unternehmen vom alten Kontinent im Vergleich zu ihren amerikanischen Konkurrenten billiger. Problematisch wird es für DAX und Euro Stoxx jedoch dann, wenn es zu einer kräftigen Korrektur der aktuell bestehenden Währungsschwäche kommt - auch wenn es derzeit vielleicht nicht danach aussieht. Aber man sollte diesen Aspekt in den kommenden Aprilwochen nicht vergessen.
Auf Seite 4: Was für weiter steigende Kurse im April spricht
Apropos April: Der war in der Börsenhistorie immer ein höchst erfolgreicher Monat. Um genau zu sein: Er war im Schnitt der erfolgreichste Monat überhaupt. Auch dieses Mal? Der April ist ja auch jener Monat, der das Ende der für Börsengewinne günstigen Jahreszeit abschließt. Ab Mai wird’s dann immer schwieriger - das lehrt die Vergangenheit. Dann heißt es so schön "Sell in May". Aber so weit sind wir noch nicht.