Chart 1 - DAX Intradaychart auf Fünf-Minuten-Basis
Erwartungsgemäß kam es zum Einbruch des DAX unter die Zone 10.760/10.800, woraufhin die Verkäufe sich bis in den Bereich zwischen den beiden nächsten Kaufzonen bei 10.550/10.600 und 10.650 Punkten fortsetzten. Von den Tagestiefs konnte sich der Index bis Handelsschluss gestern zwar wieder um fast 50 Punkte erholen, dennoch bleibt unter dem Strich ein schwacher Börsentag mit klarer Verkaufstendenz. Auffällig ist auch das wieder anziehende Handelsvolumen, kaum dass es abwärts geht. Bei Börsentagen mit einem Kursplus waren die Umsätze dagegen zuletzt stark rückläufig - ein weiteres Gefahrensignal.
Im kurzfristigen Chart auf Fünf-Minuten-Basis bildete sich zudem eine so genannte Inselumkehr, engl. Island Reversal, aus, die häufig ein Warnsignal darstellt (siehe rote kreisförmige Markierung). Sie entsteht, wenn die Kurse nach einer Rally noch einmal einen kräftigen Satz nach oben machen, wodurch sich die neuesten Kurse noch ein weiteres Stück durch eine Notierungslücke vom Rest nach Norden absetzen. Auf diesem Rekordniveau wird dann eine Weile gehandelt, bevor der Markt sich ebenfalls mit einem Sprung - diesmal aber nach Süden - von dem hohen Niveau verabschiedet. Was bleibt, ist eine Kursinsel an der Spitze. Danach steigt die Gefahr einer Atempause oft deutlich an.
Wir achten nun verstärkt auf die Zielzone 10.550/10.600, an der in der letzten Januarwoche noch verstärkte Nachfrage messbar war. Bleibt dieser Effekt diesmal aus - und das Risiko ist hoch - sind weitere Verluste bis zunächst 10.450/10.500 zu erwarten. Dort verläuft die 21-Tage-Linie, also der Monatsdurchschnittskurs des DAX. Auch eine weitere, deutlicher erkennbare Notierungslücke - ein so genanntes Gap - ist in dieser Spanne aufgetreten. Viele Anleger spekulieren auf eine alte Börsenweisheit, der zufolge Gaps immer geschlossen werden, der Markt ein übersprungenes Niveau ohne Handel also noch ein zweites Mal durchquert. Dies ist zwar eine relativ selbstverständliche Annahme, da die Kurse fast alle Niveaus im Laufe einer längeren Zeitperiode mehrfach durchqueren. Doch wie schnell es dazu kommt, ist stets fraglich. Doch auf Grund des Charakters einer selbst erfüllenden Prophezeiung, die solche Binsenweisheiten oft haben, besitzt die Notierungslücke zumindest eine leichte Anziehungskraft.
Das maximale Kursziel für einen sehr schwachen Börsentag ohne Crash ist heute dann die Zone um 10.300 Punkten. Dort hätte der Index die Hälfte der jüngsten Aufwärtsbewegung wieder nach unten kompensiert. Dieses so genannte 50%-Retracement ist oftmals eine längere Haltestelle in einer Konsolidierung. Mittel- bis langfristig denkende Anleger sitzen eine Korrektur bis mindestens zu diesem Niveau einfach aus. Kurzfristig agierende Spekulanten sollten ebenfalls keine Angst vor einer kleinen Zwischenkorrektur haben, denn an fallenden Kursen lässt sich auch verdienen: Passende Hebelprodukte, um von dem drohenden Rückgang des Index zu profitieren, stellen wir auf der letzten Seite der Analyse vor.
Chart 2 - DAX-Ein-Minuten-Chart
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Chart 3 - Tageschart mit Abstand zur 21-Tage-Linie in %
Nach der starken Rally, die im Oktober 2014 startete, ist das Potenzial nach oben beschränkt. Der in den vergangenen Jahren gemessene maximale Abstand zur 21-Tage-Linie (dem Monatsdurchschnittskurs) des DAX beträgt knapp über neun Prozent - ein Extremwert, der im zurück liegenden Jahrzehnt nur in vier Fällen erreicht wurde, meist nach stärkeren Korrekturen. Zuletzt notierte der Index Ende Januar mehr als acht Prozent über seinem Durchschnitt, was bereits auf eine massive Überhitzung des Marktes hin deutet. Dies macht die Kurse anfälliger für eine Konsolidierung, Anleger sollten dies bei der Planung neuer Käufe im Hinterkopf behalten, und derzeit eher zurückhaltend agieren.
Chart 4 - Wochenchart mit Abstand zur 200-Tage-Linie
Wie weit kann es langfristig nach den neuen Allzeithochs nun noch gehen? Die Statistik hilft, diese Frage zu beantworten: Unter dem Kursverlauf des DAX haben wir im Wochenchart den Abstand der Kurse zur 200-Tage-Linie (entspricht etwa dem 40-Wochen-Durchschnitt) abgebildet. Mit dieser Methode lassen sich Kursziele auf der Oberseite bei maximal rund 11.000 bis 11.600 Zählern errechnen - diese Werte entsprechen den in der Vergangenheit im Idealfall gemessenen 14 bis 20 Prozent Abstand des Index zu seinem langfristigen Durchschnittspreis.
Zu Beginn des Jahrtausends waren es auch mal 33 Prozent und mehr - doch das sollten sich Anleger lieber nicht wünschen, auch wenn der DAX dadurch noch rechnerisches Potenzial bis jenseits der 12.800er-Marke hätte. Denn anschließend startete damals der dreijährige Abwärtstrend, im Zuge dessen sich der Indexstand fast viertelte.
Chart 5 - Kerzenchart auf Tagesbasis
Unterstützungen und Widerstände
Andreas Büchler ist Herausgeber des "Index-Radar", der größte tägliche Börsenstatistik-Report Deutschlands. Der Experte für Handelssysteme ist zudem Vorstand der Qarat AG, einer auf Quantitative Analyse und Algorithmic Trading spezialisierten Forschungsgesellschaft.
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