Mit einem deutlichen Satz hat der deutsche Aktienmarkt deftige Abgaben bis zur Wochenmitte vergessen gemacht. Am Freitag profitierten die hiesigen Dividendenpapiere von Gewinnen an den Übersee-Börsen, deutlich gestiegenen Ölpreisen und einem schwächelnden Euro. Der Dax kletterte bis zum Nachmittag um 2,16 Prozent auf 9532,96 Punkte. Damit steuert der deutsche Leitindex auf ein Wochenplus von gut 1,5 Prozent zu und würde seinen bisherigen Jahresverlust auf rund 11 Prozent verringern.

Der MDax mit den Aktien mittelgroßer Unternehmen gewann am Freitag 1,35 Prozent auf 19 280,57 Zähler. Der Technologiewerte-Index TecDax stieg um 1,19 Prozent auf 1608,38 Punkte. Der Eurozone-Leitindex EuroStoxx 50 kletterte um 2,15 Prozent.

ÖLPREISE VOR KRÄFTIGEM ANSTIEG?



"Der Ölpreis könnte sich vom Saulus zum Paulus wandeln", ein Ausbruch nach oben sei möglich, erklärte Analyst Jochen Stanzl bei CMC Markets. Denn das Jahreshoch bei 35,86 US-Dollar je Barrel liege "nur einen Steinwurf entfernt". Sollte sich der "angestaute Kaufdruck der vergangenen vier Wochen" entladen, wären technisch betrachtet auch Preise von rund 40 bis 45 US-Dollar je Barrel in den kommenden Wochen denkbar, glaubt Stanzl. Der Ölpreisverfall war ein Grund für den völlig verpatzten Jahresauftakt an den Aktienmärkten, gilt er doch als Indikator für den Zustand der Wirtschaft.

Trotz der klaren Erholung der Aktienmärkte seit Donnerstag geben Experten aber noch keine Entwarnung: "Der Schlagabtausch in den vergangenen Tagen zeigt deutlich, dass vorerst noch nicht mit einer Marktberuhigung zu rechnen ist", sagte Chartexperte Franz-Georg Wenner vom Börsenstatistik-Magazin Index-Radar.


G20-TREFFEN IM BLICK

Unterstützung für die Börsen durch positive Konjunkturimpulse erhoffen sich Anleger vom G20-Treffen am Freitag und Samstag in Shanghai. Dort beraten die Finanzminister und Notenbanker der führenden Industrie- und Schwellenländer unter anderem über die globale Konjunktur und eine Reform des Finanzsektors. Die Devisenexperten der Commerzbank halten konkrete Beschlüsse allerdings für unwahrscheinlich.

Bis dahin gaben frische US-Daten zuletzt neuen Auftrieb. In den USA war das Wirtschaftswachstum im Schlussquartal laut einer zweiten Schätzung noch etwas dynamischer als zunächst gedacht. Bankvolkswirte hatten eine Korrektur nach unten erwartet.

BASF AN DAX-SPITZE NACH UNERWARTETER DIVIDENDENERHÖHUNG



BASF-Aktien kletterten nach der Bilanzvorlage und dem Ausblick des Chemiekonzerns um 2,82 Prozent nach oben. Marktteilnehmer zeigten sich erleichtert über den Ausblick, der "nicht so schlimm wie befürchtet" ausgefallen sei. Obendrein lobten sie die Dividendenerhöhung als positive Überraschung. BASF-Aktien hatten Anfang Dezember den Rückwärtsgang eingelegt und bis zum Zwischentief Anfang dieses Monats zeitweise mehr als 28 Prozent verloren.

Im MDax standen die Papiere von ElringKlinger nach einem Zwischenbericht des Autozulieferers mit knapp 8 Prozent ganz oben. Eine unerwartete Auftragsflut hat den Gewinn des Autozulieferers im vergangenen Jahr zwar belastet - die übervollen Auftragsbücher sind für die Firma wegen Sonderschichten und Sonderfrachten sehr teuer. Experten hatten allerdings zum Teil mit einem noch stärkeren Einbruch gerechnet. Zudem fiel der Umsatz besser als erwartet aus.

SGL UND GERRY WEBER RUTSCHEN AB



Die Aktien der SGL Group sackten im Nebenwerteindex SDax um 9,44 Prozent ab. Die dürre Nachfrage nach Graphitelektroden drückt den Kohlenstoffspezialisten noch tiefer in die roten Zahlen als gedacht. Noch schlechter erging es den Anteilsscheinen von Gerry Weber mit knapp 10 Prozent Abschlag. Ein trüber Ausblick, umfangreiche Stellenstreichungen und Filialschließungen setzten die Papiere unter Druck.