Die Commerzbank ist im zweiten Quartal wie erwartet in die roten Zahlen gerutscht. Das zweitgrößte deutschen Geldhaus kämpft nach einem guten Auftaktquartal nun mit noch schärferem Gegenwind - anders als die Deutsche Bank, die im selben Zeitraum mit einem kräftigen Gewinnsprung überraschen konnte. Mit einem Nettoverlust von einer halben Milliarde Euro lag das Minus bei der Commerzbank noch im Rahmen der Erwartungen der Analysten. Vor allem der noch einmal hohe Restrukturierungsaufwand in fast derselben Höhe schlug hier zu Buche. Ohne diesen Einmaleffekt wäre das Konzernergebnis nahezu ausgeglichen gewesen. Operativ blieb die Bank allerdings mit einem Ergebnis von 32 Millionen Euro deutlich hinter den Erwartungen der Analysten zurück.
Zusätzlich zum Konzernumbau muss die Bank noch weitere Sonderlasten verkraften. Etwa durch Gebührenrückerstattungen an Kunden, die durch ein Urteil des Bundesgerichtshof zu erwarten sind. Noch ärgerlicher ist die missglückte Auslagerung der Wertpapierabwicklung, die nun zu einer Sonderabschreibung von 200 Millionen Euro führt. Der Bereich sollte an eine Tochter der britischen HSBC gehen. IT-Vorstand Jörg Hessenmüller bekam jedoch wegen hoher Umsetzungsrisiken kalte Füße und stoppte das Projekt. Nun steht der wegen des Scheiterns in der Kritik, Medienberichten zu Folge soll ihm gar der Rauswurf drohen. Das schlechte Abschneiden beim EBA-Bankenstresstest kratzt zusätzlich am Image der Commerzbank, auch wenn sich das Geldhaus selbst mit einer harten Kernkapitalquote von 13,4 Prozent trotz aller Belastungen gut aufgestellt sieht.
Damit trüben sich auch für den neuen Konzernchef Manfred Knof die Perspektiven deutlich ein, der mit einem guten Auftaktquartal nach seinem Antritt Erwartungen weckte, die Bank könne endlich den lang ersehnten Turnaround schaffen, was sich auch im deutlich gestiegenen Aktienkurs widerspiegelte. Knof muss sich weiter auf den Konzernumbau konzentrieren, der mit dem Abbau von 10000 Stellen und der Schließung hunderter Filialen in Deutschland einhergeht. Bei diesem Mega-Projekt sieht sich der zum Jahreswechsel angetretene Manager im Plan.
Einschätzung der Redaktion:
Die Commerzbank kommt beim kostspieligen Konzernumbau voran, muss aber mit mehr Gegenwind auch von seiten der Gesetzgebung zurechtkommen und leistet sich in diesem schwierigen Umfeld mit dem gescheiterten Verkauf der Wertpapierabwicklung auch noch unnötige Patzer. Der neue Konzernchef Manfred Knof hat aber die Chance verdient, noch zu zeigen, dass er die Commerzbank auf Kurs bringen kann.
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