Es gibt sie noch, die guten Nachrichten aus der deutschen Wirtschaft. Eine kommt aus Jena. Dort sitzt Carl Zeiss Meditec. Die Medizintechnikfirma entwickelt komplexe Geräte für die Diagnose und Therapie von Erkrankungen etwa des Auges. Wichtiges neues Produkt ist der Kinevo 900, ein Operationsmikro­skop, das Chirurgen präziseres Arbeiten an empfindlichen Organen des Menschen ermöglicht. Der Umsatz der Thüringer steigt seit mehr als zehn Jahren kontinuierlich. Sogar während der globalen Finanzkrise wuchs das Geschäft.

Derzeit läuft es bei Carl Zeiss Meditec besser als erwartet: Der Umsatz werde in dem bis September angesetzten Geschäftsjahr das obere Ende der anvisierten Bandbreite erreichen, die Ebit-Marge sogar darüber hinausgehen, meldete das Unternehmen in dieser Woche.

Die im MDAX notierte Aktie stieg seit Jahresbeginn um über 40 Prozent im Wert. Carl Zeiss Meditec ist so einer der klaren Gewinner in einem auseinanderdriftenden Aktienmarkt: Obwohl der HDAX seit Jahresbeginn um rund 20 Prozent zulegte, notiert jede fünfte Aktie in der Verlustzone. Schlechte Nachrichten kommen vor allem aus der Industrie. Viele Konjunktur­indikatoren weisen auf eine Abkühlung der Weltwirtschaft hin. Der Internationale Währungsfonds hat am Dienstag erneut seine Wachstumsprognose für die Weltwirtschaft gesenkt. Für Deutschland erwartet der IWF in diesem Jahr nur noch 0,7 Prozent Wachstum und begründete dies mit einer schwächeren Auslandsnachfrage.

DAX-Konzerne unter Druck


Prominente deutsche Konzerne wie Daimler und BASF senkten ihre Jahresprognose bereits. Börsianer sehen auch bei anderen Unternehmen aus zyklischen Branchen, insbesondere der Auto­industrie und ihren Zulieferern, die Gewinnprognosen in Gefahr.

Die DAX-Mitglieder werden auf Basis der vom Datendienst Bloomberg gesammelten Analystenschätzungen ihren Umsatz dieses Jahr immerhin um drei Prozent leicht steigern. Stärker als beim Umsatz sind die Bremsspuren unterm Strich: Nachdem Analysten zu Jahresbeginn noch einen Anstieg der Unternehmensgewinne von über zwölf Prozent einkalkuliert hatten, ist es inzwischen nur noch ein Plus von fünf Prozent.

Trotz einer wachsenden Zahl von Negativmeldungen läuft es in vielen Bereichen der deutschen Wirtschaft weiterhin gut. Gefragt sind bei Börsianern vor allem die Unternehmen, die auch in einem schwierigen Wirtschaftsumfeld wachsen können. Dazu gehören Medizintechniker wie Carl Zeiss Meditech, deren Geschäft nicht so stark von der aktuellen Wirtschaftslage abhängt, sondern von langfristigen Trends wie dem globalen Bevölkerungswachstum und ihrer eigenen Innovationskraft.

Einen speziellen Wachstumsmarkt besetzt Varta. Die im baden-württembergischen Ellwangen ansässige Firma produziert Mikrobatterien, die in Hörgeräten und zunehmend auch in kabellosen Kopfhörern der Unterhaltungselektronik zum Einsatz kommen. Der technologische Fortschritt schafft auch in diesem Geschäft neue Möglichkeiten. Da immer mehr Geräte drahtlos verbunden werden, steigt der Bedarf nach kleinen und mobilen Energiespeichern.

Um die Nachfrage nach wiederaufladbaren Lithium-Ionen-Zellen zu bedienen, baut Varta seine Kapazitäten massiv aus. Bis 2020 will das im SDAX notierte Unternehmen über 80 Millionen Zellen jährlich produzieren, rund ein Drittel mehr als ursprünglich geplant. Bis 2021 soll die Kapazität auf deutlich mehr als 100 Millionen Zellen steigen.

Varta sehe eine ungebrochen hohe Kundennachfrage und ein Marktwachstum von jährlich mehr als 30 Prozent. Man stehe "am Anfang eines großen Booms, von dem wir überproportional profitieren", prophezeit Vorstandschef Herbert Schein. Eine Kapitalerhöhung hat Varta gerade ohne Kursabschlag platziert. Das ist ein Signal, dass sich Börsianer weiterhin für das Unternehmen begeistern können.

Großer Gewinnhebel


Ermüdungserscheinungen sind auch bei den Sportartikelherstellern nicht zu erkennen. Adidas und Puma profitieren vom Fitnessboom. Da Turnschuhe und Shirts vergleichsweise billige Konsumgüter sind, sollte die Branche auch in einem schwächeren Wirtschaftsumfeld weiter wachsen können. In Schwellenländern ist das Wachstumspotenzial der westlichen Marken anhaltend groß. In den USA haben die beiden führenden deutschen Hersteller zudem Aufholpotenzial. Da das Image für den Erfolg einer Marke extrem wichtig ist und prominente Werbepartner teuer sind, ist das Geschäft der etablierten Unternehmen vergleichsweise geschützt. Analysten trauen Adidas und Puma dieses Jahr zweistellige Gewinnsteigerungen zu. Als kleineres der beiden Unternehmen hat Puma dabei einen größeren Hebel.

Besondere Kräfte wirken in der Flugzeugindustrie: Spritkosten sind nach dem Personal der zweitgrößte Kostenblock der Fluggesellschaften. Nach Berechnung des Branchenverbands IATA dürfte die Treibstoffrechnung der Airlinebranche allein in diesem Jahr um knapp 15 Prozent auf mehr als 200 Milliarden Dollar steigen. Weil der Flug­verkehr stark wächst, stehen die Fluggesellschaften als Umweltsünder in der Kritik. Spritkosten und CO2-Ausstoß lassen sich am einfachsten über moderne Flugzeuge reduzieren. Der A350 beispielsweise ist um bis zu 25 Prozent sprit­effizienter als das Vorgängermodell. Das erklärt, warum die Auftragsbücher von Airbus gefüllt sind. Bis zu 890 Maschinen will der im MDAX notierte Konzern dieses Jahr ausliefern. Das dürfte reichen, um den Erzrivalen Boeing zu überflügeln. Die Investmentbank JP Morgan kalkuliert, dass die Zahl der Auslieferungen von Airbus von 2018 bis 2023 um durchschnittlich sechs bis sieben Prozent steigt.

Volle Auftragsbücher


Quasi im Windschatten der Flugzeughersteller fliegt MTU Aero Engines. In jedem dritten Verkehrsflugzeug steckt Technologie des Münchner Triebwerkherstellers. Bei der Reduzierung der Umweltbelastung kommt MTU eine Schlüsselrolle zu: Bis zum Jahr 2050 will das Unternehmen den Treibstoffverbrauch und CO2-Emissionen des Antriebs um jeweils 40 Prozent senken, den Lärm um 65 Prozent. Nach dem ersten Quartal hatte MTU Aufträge im Wert von 18,5 Milliarden Euro in den Büchern. Das bedeute rechnerisch eine Auslastung von fast vier Jahren, erklärt Vorstandschef Reiner Winkler.

Neben dem Neugeschäft bringen Wartungsaufträge - etwa für den Antrieb der A320-Familie - regelmäßig Geld in die Konzernkasse. Die Sparte liefert mehr als die Hälfte der Umsätze. So kann MTU wirtschaftliche Turbulenzen entspannt überbrücken.

Investor-Info

MTU Aero Engines
Perfekte Strömung


Der Triebwerkhersteller profitiert vom Superzyklus in der Flugzeugindustrie. Das technologische Know-how und Allianzen mit verschiedenen Flugzeugbauern dämpfen das Risikoprofil der Aktie, der Wartungsbereich macht das operative Geschäft berechenbar. All das sind die Kriterien, die Börsianer insbesondere in turbulenten Zeiten zu schätzen wissen. Ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von rund 20 lässt für einen defensiven Wachstumswert weiter Aufwärtspotenzial.

Empfehlung: Kaufen.
Kursziel: 250,00 Euro
Stoppkurs: 179,00 Euro

Puma
Hohe Sprungkraft


Für den 31. Juli werden die Halbjahreszahlen der Sportartikelfirma erwartet. Die Dynamik dürfte nach dem starken Auftaktquartal etwas nachgelassen haben. Spätestens im Herbst aber dürfte Puma seine Jahresprognose anheben. Analysten trauen der Raubkatze in den beiden kommenden Jahren Gewinnsteigerungen von rund 20 Prozent zu. Das relativiert das hohe KGV der Aktie. Die Kursziele der Analysten reichen bis 72 Euro.

Empfehlung: Kaufen.
Kursziel: 72,00 Euro
Stoppkurs: 39,00 Euro

Varta
Momentum-Riese


Die Aktie des Batteriezellenherstellers hat sich seit Jahresbeginn mehr als verdoppelt. Nach klassischen Kennziffern wie dem Kurs-Gewinn-Verhältnis ist das Papier teuer. Auffallend ist die hohe Relative Stärke - diese Kennziffer misst die Aufwärtsdynamik einer Aktie. Papiere mit einem sehr hohen Momentum werden von Börsianern oft unterschätzt und bieten darum weiter Kurspotenzial. ­Offensive Anleger greifen weiter zu.

Empfehlung: Kaufen.
Kursziel: 65,00 Euro
Stoppkurs: 42,00 Euro