In Deutschland und Europa kommt die Berichtssaison mit den Halbjahreszahlen seit der Vorwoche ins Laufen. Vor allem darf man gespannt sein, welche Unternehmen nach einem verhaltenen Auftaktquartal bei Erlösen und Margen stärker als erwartet zugelegt haben. Dabei sendet das makroökonomische Umfeld noch widersprüchliche Signale. Zwar wirft vor allem das künftige Wachstum von Schwellenländern wie China Fragen auf - ein Hauptgrund, weshalb der Internationale Währungsfonds (IWF) seine weltweite Wachstumsprognose für 2015 kürzlich auf drei Prozent und damit auf das niedrigste Niveau seit 2009 zurückgenommen hat.
Auf Seite 2: Europa auf Erholungskurs
Europa auf Erholungskurs
Umgekehrt hellt sich das Bild in Europa auf. Der Austritt von Griechenland aus der Eurozone mit der Gefahr damit verbundener Verwerfungen an den Finanzmärkten ist fürs Erste vom Tisch. Zugleich stabilisierten sich zuletzt die Wirtschaftsindikatoren - insbesondere in Krisenländern der Eurozone wie Spanien und Frankreich. "Die Gewinnrevisionen bei den Unternehmen deuten in Europa tendenziell eher auf Anpassungen nach oben hin", meint Peter Reichel, Leiter Investment Office der Berenberg Bank. Exportorientierte Unternehmen profitierten dabei von niedrigeren Wechselkursen des Euro, das Ganze gekoppelt mit anhaltend niedrigen Rohstoffpreisen. Seine Einschätzung stützt sich auf die jüngsten Gewinnentwicklungen bei den Unternehmen, die in führenden Leitindizes enthalten sind (siehe Chart unten).
Zurückhaltender äußert sich Marco Herrmann, Geschäftsführer der Fiduka Vermögensverwaltung: "Der Daumen geht im Sinne einer Stabilisierung seitwärts, was im aktuellen Marktumfeld schon als Erfolg zu werten ist. Die meisten Unternehmen werden an ihrer bisherigen Gewinnprognose für das laufende Geschäftsjahr festhalten." Herrmann setzt auf defensive Zykliker, deren Geschäft etwa auf Investitionen in Infrastruktur ausgerichtet ist. Ebenfalls auf seinem Einkaufszettel sind Pharmakonzerne, Getränkehersteller und Spezialisten für IT-Sicherheit.
Robert Halver, Kapitalmarktexperte der Baader Bank, erwartet in der laufenden Berichtssaison dagegen vor allem in exportorientierten Industriebranchen positive Akzente: "Positiv wirken sich auch die günstigen Rohstoffpreise aus - speziell bei Öl, aber auch bei Industriemetallen. Hierdurch erhöhen sich Kaufkraft der Konsumenten und Profitmarge der Firmen."
Im aktuell positiven Börsenumfeld haben die Aktienkurse in den meisten Branchen deutlich zugelegt. Fiduka-Experte Herrmann sieht lediglich Banken, Versicherer und Autos noch als günstig bewertet: "Alle anderen Sektoren sind mit einem durchschnittlichen Kurs-Gewinn-Verhältnis von 16 bis 18 auf Basis der für 2016 erwarteten Gewinne je Aktie teurer als der Markt sie bewertet."
Auf Seite 3: Blick über den Tellerrand
Blick über den Tellerrand
Umgekehrt räumt der Markt gerade den Unternehmen eine höhere Bewertung ein, die zuletzt bewiesen haben, dass sie von der Gewinnentwicklung deutlich besser abschneiden als ihre Wettbewerber. Solche Outperformer gibt es derzeit in den meisten Branchen. Und für Anleger sind sie derzeit erste Wahl.
Entscheidend für die richtige Auswahl von Qualitätsaktien ist, sich zuvor schon für die richtigen Auswahlkriterien entschieden zu haben (siehe Infokasten). Dabei entscheiden sich Anleger häufig für heimische Player - und übersehen dabei oft das Potenzial, das ausländische Wettbewerber bieten. Psychologische Gründe geben hier den Ausschlag. Informationen zu heimischen Firmen lassen sich mit geringerem Zeitaufwand beschaffen als zu ausländischen Firmen. Dabei versperrt diese Sichtweise den Blick auf noch bessere Renditechancen mit Firmen, deren Geschäft mindestens genauso gut läuft wie das der deutschen Konkurrenz und deren Aktien obendrein günstiger bewertet sind.
Daher hat BÖRSE ONLINE in einem ersten Schritt vier Branchen ausgewählt, die als besondere Nutznießer der aktuellen makroökonomischen Rahmenbedingungen gelten. Zyklische Sektoren wie Anlagenbau und Baufahrzeuge zählen ebenso dazu wie die Gesundheitsbranche. Einem heimischen Champion stellen wir jeweils einen internationalen Marktführer mit ähnlich guten Fundamentaldaten gegenüber. Welche der beiden Kandidaten am Ende die noch einen Tick bessere Wahl fürs eigene Depot ist, entscheiden die Leser letztendlich selbst.
Auf Seite 4: Krones versus Andritz
Krones
Bei dem MDAX-Unternehmen ist die Flasche voll. Der Hersteller von Abfüllanlagen und Verpackungsmaschinen für die Getränke- und Nahrungsmittelindustrie entzieht sich dem anhaltenden Preisdruck in seinem Branchenumfeld. Die Absatzmärkte sind auf alle Regionen verteilt. Europa nimmt dabei mit 36,2 Prozent die Spitzenposition ein. Jeweils zehn Prozent der Gesamterlöse stammen aus China und den USA, ohne dass Krones vor Ort produziert. Vor allem in den Schwellenländern sorgt der wachsende Wohlstand dafür, dass der Run auf abgepackte Getränke anhält.
Krones schaffte es zuletzt, die Personalkosten konstant zu halten und zugleich die Produktionskosten zu drücken. Das zahlt sich auf der Ertragsseite immer stärker aus: Die Kapitalrendite schnellte zwischen 2011 und 2014 von 5,7 auf 13,9 Prozent. Im selben Zeitraum verdreifachte die familiengeführte Gesellschaft den Free Cashflow auf 201 Millionen Euro.
Noch einen draufgesetzt hat Krones bei den Halbjahreszahlen. Während der Umsatz um 4,8 Prozent auf 1,5 Milliarden Euro zulegte, kam der Vorsteuergewinn um 16,4 Prozent auf 104,1 Millionen Euro voran. Die operative Marge verbesserte sich gegenüber dem Vorjahr von 6,2 auf 6,9 Prozent. Das langfristige Renditeziel von sieben Prozent will der Konzern bereits 2015 erreichen. Auch finanziell ist das Firma top aufgestellt. Krones ist frei von Schulden und hat eine Eigenkapitalquote von 41,1 Prozent. Die Nettoliquidität, also liquide Mittel abzüglich Bankschulden, lag zuletzt bei 274,9 Millionen Euro. Damit kann das Unternehmen weitere Investitionen aus der Firmenkasse finanzieren. Und nach dem starken Zahlenwerk hat Krones weiteres Überraschungspotenzial für das kommende Jahr parat.
Andritz
Wie Krones ist auch der steirische Anlagenbauer ein familiengeführtes Unternehmen. Allerdings sind die Anlagen, Ausrüstungen und Services auf mehrere Branchen gestreut. Andritz entwickelt unter anderem Wasserkraftwerke und Produktionsstätten für die Papier- und Stahlindustrie. Mehrkosten für ein Zellstoffwerk drückten 2013 und 2014 die Gewinne. Damit sind alle Sonderbelastungen verbucht. Inzwischen hat Andritz auf der Ertragsseite wieder deutlich an Substanz gewonnen. Im ersten Quartal 2015 lag die operative Marge bei 6,1 Prozent. Damit rückt auch der mittelfristige Zielkorridor von sieben bis acht Prozent operativer Marge wieder in Reichweite.
Andritz versteht es, Zukäufe sehr gut zu integrieren. Mehr als 60 Akquisitionen hat Andritz in den vergangenen zwei Jahrzehnten getätigt. Mit zuletzt 1,5 Milliarden Euro an Cashreserven ist die Konzernkasse gut gefüllt. Auf dem Schirm hat das Management um den langjährigen Firmenlenker und Mehrheitseigner Wolfgang Leitner dabei stets Objekte, mit denen sich die Chance bietet, zu den besten drei im jeweiligen Marktsegment aufzusteigen. So hatte Andritz 2012 knapp 600 Millionen Euro für 92,6 Prozent der Anteile des schwäbischen Pressenherstellers Schuler gezahlt. Dieser wiederum ging kürzlich eine Mehrheitsbeteiligung am führenden chinesischen Metallpressenspezialisten Yangzhou ein.
Bei den Halbjahreszahlen am 7. August achten Analysten und Aktionäre auf den Ausblick. Bereits im ersten Quartal schnellte der operative Gewinn auf Ebitda-Basis um 50 Prozent auf 74,3 Millionen Euro hoch. Andritz glänzt mit einer konstant hohen Dividendenrendite: Legt der Cashflow weiter zu, soll die Ausschüttungsquote auf 50 bis 60 Prozent steigen.
Auf Seite 5: Fresenius versus Medtronic
Fresenius
Die Aktien aus der Gesundheitsbranche zeichnen sich auch in turbulenten Börsenphasen durch eine relative Stabilität aus. Mit Kursgewinnen von 65 Prozent in den vergangenen zwölf Monaten zählt die Aktie des DAX-Konzerns Fresenius zu den am besten performenden Medizintechniktiteln in Europa. Untermauert werden die Kursgewinne durch Wachstumsraten, die über dem Branchenschnitt liegen. In den vergangenen zehn Jahren legten Umsatz und Konzerngewinn jährlich um durchschnittlich zwölf beziehungsweise 21 Prozent zu.
Insgesamt vier Geschäftsfelder tragen dieses Wachstum. Die beiden Sparten Fresenius Kabi und Fresenius Helios steuern 43 beziehungsweise 37 Prozent zum Konzernumsatz bei. Kabi entwickelt und verkauft Infusionen, künstliche Nahrung sowie Infusionstherapie. Das Geschäft läuft zurzeit vor allem in Nordamerika, das für 30 Prozent der Einnahmen steht. Zugute kommen Kabi dabei anhaltende Lieferprobleme der US-Konkurrenz. Nach der Integration von Rhön-Klinikum ist die Fresenius-Sparte Helios Deutschlands größter Krankenhausbetreiber. Fresenius hält hier nach weiteren Zukäufen von öffentlichen und privaten Kliniken Ausschau. Ein Polster bietet der hohe Free Cashflow, der im ersten Quartal von 1,2 auf 1,6 Milliarden Euro gestiegen war.
Positive Währungseffekte und weitere Margenverbesserungen vor allem durch neue Produkte von Kabi werden die Profitabilität weiter anschieben. Aufschluss darüber geben die Halbjahreszahlen am 30. Juli. Die Vorgaben für 2015 hat Fresenius bereits angehoben: statt neun bis zwölf Prozent soll beim bereinigten Konzernergebnis ein Plus von 13 bis 16 Prozent stehen. Die Gewinndynamik lässt dem Aktienkurs weiteren Spielraum nach oben.
Medtronic
Big is beautiful - das bedeutet bei Medtronic nicht nur international flächendeckende Präsenz und ein breites Produktportfolio. Mit operativen Margen von 25 Prozent setzt der größte Medizintechnikkonzern der Welt auch bei der Profitabilität Akzente. Einen neuen Umsatz- und Gewinnschub verspricht sich Medtronic durch die Akquisition von Covidien. Neben Steuervergünstigungen durch Verlegung des Firmensitzes nach Irland bringt die 42,9 Milliarden US-Dollar schwere Übernahme erhebliche Synergien bei Einkauf und Vertrieb.
Mittelfristig will Medtronic wieder zu Umsatzrenditen von 20 Prozent zurückkehren. Eine wichtige Rolle spielen dabei Produkteinführungen. Das gilt zum einen für die Kardiologiesparte mit ihren neuen Transkatheter-Herzklappen, die minimalinvasiv eingeführt werden. Bislang werden sie vor allem bei Patienten angewendet, bei denen keine chirurgischen Eingriffe mehr möglich sind. Zusammen mit Edwards Lifesciences ist Medtronic hier der Pionier, der die Märkte aufrollen wird. Top ist das US-Unternehmen auch bei neuen Geräten zur dauerhaften Messung der Blutzuckerwerte bei Diabetespatienten. Dazu rüstet Medtronic Krankenhausketten mit Katheterlaboren aus.
Mit diesen Produktneuheiten will Medtronic in Zukunft das Gewinnwachstum wieder beschleunigen - was auch den Aktionären zugutekommen soll. Für das neue Geschäftsjahr 2015/16 (30. April) will Medtronic die Dividende um 25 Prozent anheben. Darüber hinaus hat das Management ein milliardenschweres Aktienrückkaufprogramm angekündigt. In den kommenden Jahren soll der prozentuale Anteil der Gewinnausschüttung von 35 auf 40 Prozent weiter steigen. Und günstig bewertet ist die Aktie allemal.
Auf Seite 6: Wacker Neuson versus Atlas Copco
Wacker Neuson
Die Sommermonate sind die wichtigste Jahreszeit für die Baubranche. Wacker Neuson baggert mit seinen Baugeräten und Baumaschinen hier kräftig mit. Und nach einem starken Auftaktquartal deuten etliche Anzeichen darauf hin, dass das im SDAX gelistete Unternehmen mit Sitz in München bei der Vorlage der Halbjahreszahlen am 4. August erneut positiv überraschen wird. Zur guten Geschäftsentwicklung tragen vor allem zwei Faktoren bei: Zum einen wirkt sich der schwache Euro positiv aus, zum anderen hat sich das operative Geschäft - bedingt durch Produkteinführungen wie neue Akkustampfer und kompakte, völlig emissionsfrei betriebene Elektroradlader - zuletzt stark verbessert.
Wichtigster Umsatztreiber zum Jahresauftakt waren die Kompaktmaschinen, also Minibagger sowie Rad- und Teleskoplader. Im zweiten und dritten Quartal soll sich der saisonale Nachholeffekt bei den Orders für Baugeräte bemerkbar machen. Ausschlaggebend für das positive Momentum bei den Aufträgen ist das in Nordamerika und Europa zeitgleich anziehende Geschäft. Für das Gesamtjahr erwartet Wacker Neuson ein Umsatzplus von neun bis 13 Prozent. Die operative Marge soll sich zwischen 9,5 und 10,5 Prozent bewegen.
Die Nachricht vom Ende der lang-jährigen Zusammenarbeit mit dem Landmaschinenhersteller Claas Group sorgte vergangene Woche zwar für Kursverluste, doch langfristig ist Wacker Neuson ein klarer Profiteur, wenn die Bautätigkeit bei Infrastrukturprojekten und im Wohnungsbau wieder anzieht. Dann sollte es mit Margen und Kapitalrenditen weiter nach oben gehen. Die Aktie ist gemessen an Kurs-Gewinn-Verhältnis und Buchwert günstig bewertet. Langfristig orientierte Anleger bauen erste Positionen auf.
Atlas Copco
Der schwedische Maschinen- und Gerätehersteller mischt überall mit, wo gebaut, geschürft und getunnelt wird. Größter Geschäftsbereich von Atlas Copco ist die Kompressortechnik, die für 45 Prozent der Gesamterlöse steht. Hier hat das Unternehmen, an dem die schwedische Industriellenfamilie Wallenberg beteiligt ist, eine neue, energiesparende Vakuumtechnik entwickelt. Diese kann in vielen Branchen eingesetzt werden, etwa in der Papier-, Nahrungsmittel-, Auto- und Luftfahrtindustrie. Ein Sorgenkind bleibt allerdings die Sparte Minentechnik, aus der gut ein Viertel der Erlöse stammen: Hier hinterlassen die fallenden Rohstoffpreise bei Umsätzen und Margen ihre Spuren.
Auf Konzernebene zieht das Geschäft jedoch an. Im zweiten Quartal 2015 verbuchte Atlas Copco bei den Auftragseingängen einen Zuwachs von 14 Prozent. Während die Erlöse leicht um zwei Prozent schrumpften, ging es auf der Ertragsseite klar nach oben. Positiv wirkten sich dabei die Währungseffekte gegenüber US-Dollar und Euro aus. Sowohl in der Kompressorentechnik als auch in der Industrietechnik legte die operative Marge zu. Eine wichtige Rolle spielen dabei auch die Service- und Wartungsaufträge.
Womit wir bei der Bewertung wären. Auf Basis des für 2016 erwarteten Gewinns je Aktie ist der deutsche Wettbewerber Wacker Neuson hier deutlich niedriger bewertet. Dafür glänzt der schwedische Konzern mit einer sichtbar höheren operativen Marge von 22 Prozent und einer knackigen Dividendenrendite. Zieht in den nächsten Quartalen die Nachfrage in Europa und Nordamerika weiter an, hat das breit aufgestellte Unternehmen eine noch höhere Bewertung verdient. Langfristanleger bauen erste Positionen auf.
Auf Seite 7: Zalando versus Asos
Zalando
Der Onlinemodehändler ist dabei, sein Geschäftsmodell zu diversifizieren. Gelingt dieser Schritt, wird sich Zalando mit seinen aktuell 15 Millionen Kunden in Zukunft stärker als Modekonzern mit unterschiedlichen Geschäftsfeldern positionieren. Etwa über eigene Outlet-Stores wie in Berlin und Frankfurt am Main, in denen Zalando reduzierte Ware verkauft, oder über den Kauf der Streetwear-Messe Bread and Butter in Berlin, die künftig Eventcharakter für ein breites Publikum bekommen soll.
Dank des Börsengangs vom September 2014 ist das entsprechende Kleingeld für Investitionen vorhanden: Zum 31. März 2015 verfügte Zalando über 961 Millionen Euro an Cash. In den vergangenen Jahren hat der Onlinehändler ein enorm schnelles Wachstums vorgelegt. So verdoppelte sich der Umsatz im Zeitraum 2012 bis 2014 auf 2,2 Milliarden Euro. Im selben Tempo entwickelten sich die Site Visits, die zuletzt zu 42 Prozent über mobile Endgeräte erfolgten. Rund 56 Prozent seiner Erlöse erzielt Zalando im deutschsprachigen Raum, weitere 39 Prozent im übrigen Europa.
Ging diese Expansion lange zulasten einer leicht rückläufigen Bruttomarge, schaffte Zalando im ersten Quartal 2015 den Sprung in die Gewinnzone. Fürs Gesamtjahr peilt der MDAX-Aufsteiger eine um Sondereffekte bereinigte operative Marge von 4,4 Prozent an. Mit einem Einstieg spekulieren Anleger darauf, dass Zalando die Profitabilität mittelfristig steigert, und lassen sich auch nicht vom rückläufigen operativen Gewinn im zweiten Quartal schrecken. Wegen höherer Zinskosten durch Zahlungsausfälle wird der bereinigte operative Gewinn zwischen 22 und 37 Millionen Euro liegen und könnte damit unter das Vorjahresniveau von 35 Millionen Euro fallen.
Asos
Nach einem Durchhänger im Geschäftsjahr 2013/14 (31. August) ist das britische Pendant zu Zalando auch bei Investoren wieder angesagt. Asos hat es geschafft, die Marketing- und Versandkosten zu verringern - und damit die höheren Investments in den Ausbau der internationalen Präsenz zu kompensieren. Im Unterschied zu Zalando liegt der Expansionsfokus nicht auf Europa, sondern auf den USA, China und Australien. Doch noch ist Deutschland bei den Bruttoumsätzen zweitgrößter Markt nach Großbritannien.
Anders als Zalando engagiert Asos auch Dritthändler für die Zahlungsabwicklungen - und minimiert damit das Risiko von Zahlungsausfällen. Um besser auf Währungsschwankungen reagieren zu können, räumt der britische Modehändler lokalen Ladenbesitzern eine größere Flexibilität bei der Preispolitik ein. Diese Strategie zahlt sich aus. Im ersten Halbjahr legten die Einzelhandelsumsätze um 14 Prozent auf umgerechnet 770 Millionen Euro zu. Das stärkste Wachstum verzeichnete Asos dabei auf dem britischen Heimatmarkt mit einem Zuwachs von 23 Prozent auf 323 Millionen Euro. Aufgrund der anhaltend hohen Investitionen schrumpfte der Konzerngewinn um zehn Prozent auf 25 Millionen Euro.
Fürs Gesamtjahr erwartet Asos ein Umsatzplus in der Bandbreite von 15 bis 20 Prozent. Anders als bei Zalando wird die Wachstumskurve also leicht abflachen. Insbesondere die Investitionen in China werden dafür sorgen, dass die operative Marge in diesem und dem nächsten Jahr mit vier Prozent lediglich konstant bleibt. Langfristig wird sich der Expansionskurs auszahlen. Zudem gilt Asos als Übernahmekandidat. In Branchenkreisen gelten Amazon und Ebay als Top-Interessenten.