Der Markt für Kryptowährungen war lange Zeit lediglich für Investoren attraktiv, die sich intensiv mit dem Thema beschäftigten. Bei kaum einer Geldanlage ist die Diskrepanz zwischen Laienverständnis und Expertenwissen so groß.

Diese Kluft ist ein Nährboden für Täuschungen und Betrugsversuche, die für Misstrauen sorgen. Gemeinsam mit dem Sozialwissenschaftlichen Institut Schad in Hamburg, kurz SWI, hat BÖRSE ONLINE den Dschungel durchforstet. Ziel der Untersuchung war es, die für Verbraucher relevantesten Plattformen in Deutschland zu finden und den unübersichtlichen Markt zu entwirren.

Ein Problem bislang: Die Szene war unreguliert, ein Wildwuchs an Anbietern entstand. Seit diesem Jahr jedoch gilt eine neue Richtlinie für Geldwäsche. Seitdem benötigen Kryptoplattformen eine Lizenz der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin). Dies betrifft vor allem Anbieter von sogenannten Wallets und Börsen. Seit Januar werden Kryptowährungen zudem offiziell als Finanzinstrumente eingestuft.

Zwar dürfte die Volatilität auch künftig hoch bleiben, dennoch könnte das Vertrauen in digitale Währungen weiter steigen. Die Gründe dafür sind profan: So stiften die Zentralbanken mit ihrer Nullzinspolitik und der angekündigten neuerlichen Geldschwemme nicht gerade Vertrauen in klassische Währungen. Sparer sind mittlerweile froh, wenn sie für ihr Geld auf der Bank keine Strafzinsen bezahlen müssen. Und länderübergreifend sind Zahlungen in digitalen Währungen deutlich einfacher.

Nicht ganz klar ist die Korrelation zwischen dem Coronavirus und Kryptowährungen. Einige Experten waren im Vorfeld davon ausgegangen, dass sich etwa der Bitcoin stabil hält und von den fallenden Börsen abkoppeln kann. Bislang war dies nicht der Fall. In jüngster Zeit legte der Kurs jedoch wieder zu. Mit einem Anteil von rund 80 Prozent am gesamten Kryptovolumen deckt der Bitcoin den Großteil des Marktes ab. Dennoch gibt es unzählige Coins und Handelsplattformen.

Letzteren hat das SWI im Auftrag von BÖRSE ONLINE auf den Zahn gefühlt. Die einen legen den Schwerpunkt auf ein hohes Angebot und niedrige Preise, um Vieltrader und fortgeschrittene Nutzer anzuziehen. Andere setzen auf einfache Bedienbarkeit und wollen ein hohes Sicherheitsgefühl vermitteln, um Neulinge zu locken.

Die Teilnehmer der Studie wurden anhand mehrerer Kriterien ausgewählt. Wichtig war zunächst die Höhe des Handelsvolumens zwischen dem Euro und den Kryptowährungen. Zudem kamen die größten, vollständig deutschsprachigen Anbieter in die engere Auswahl. Insgesamt qualifizierten sich sieben Handelsplattformen: Bitpanda, Coinbase, Bison, Bitstamp, Bitcoin.de, Kraken und eToro.

In drei übergeordneten Kategorien mussten sich die Testkandidaten beweisen: Konditionen, Service und Kontoschutz. Aus diesen Einzelwertungen ergab sich der Gesamtsieger. Dabei schnitten die Pro-Versionen von Bitpanda und Coinbase am besten ab. Dass beide nur Anlegern mit sehr hohem Handelsvolumen zur Verfügung stehen, bedeutet aber keine Zweiklassengesellschaft. Insgesamt konnte fünfmal die Note "sehr gut" vergeben werden. Auch wer nur gelegentlich handelt, findet demzufolge Anbieter mit höchst attraktiven Konditionen. Hinzu kam ein Sonderpreis für Einsteigerplattformen. Den heimste mit Bison die erste Plattform ein, hinter der eine traditionelle Wertpapierbörse steht: Stuttgart.

Konditionen − wo Kryptos günstig sind

Zunächst wurden die Konditionen unter die Lupe genommen. Hier ging es vor allem um die Transaktionskosten, indem der Zyklus eines Euro-Bitcoin-Tausches nachgebildet wurde (Kauf eines Bitcoin, Verkauf und Rücktausch in Euro). Unterschieden wurde auch nach variablen und fixen Gebühren, zudem spielte die Transparenz eine Rolle. Auch das Angebot floss mit ein. Je mehr verschiedene Coins die Plattformen handelbar machen, desto höher stehen sie im Ranking.

Hier spielen die Pro-Versionen der Anbieter Bitpanda und Coinbase ihre Stärken aus und ziehen uneinholbar davon. Sieht man von diesen Angeboten für institutionelle Investoren und Berufstrader ab, ist jedoch die Plattform Kraken klarer Sieger bei den Konditionen. Sie hat die niedrigsten variablen und keinerlei fixe Gebühren. Die Struktur der Gebühren ist einfach nachzuvollziehen. Auch mit der Vielfalt an angebotenen Coins sticht Kraken heraus. Mit einigem Abstand folgt die Standardversion von Bitpanda. Hier gibt es neben Kryptowährungen auch noch Rohstoffe wie Gold und Silber, die sogar physisch hinterlegt sind - gegen eine entsprechende Gebühr.

Bei eToro hingegen sind die Gebühren am höchsten. Einerseits liegt dies an den branchenweit höchsten Fixkosten. Zudem fallen hohe Wechselkosten an. Denn einzahlen und in Kryptowährungen umtauschen lässt sich lediglich der US-Dollar.

Service − wo man gern shoppen geht

Im Bereich Service kletterte Bitpanda mit beiden Versionen auf den ersten Platz. Hier gibt es - anders als im Kostenkapitel keinen Unterschied zwischen professionellen Händlern und Normalanlegern. Mit einem umfassenden Angebot an Funktionen hebt sich die Plattform von der Konkurrenz ab. Von den allermeisten Testern bekam Bitpanda Bestnoten. Ein Alleinstellungsmerkmal ist die Möglichkeit, einen Sparplan einzurichten. Monatlich können Investoren Geld transferieren und einen Kryptosparplan anlegen. Darüber hinaus ist die Seite leicht verständlich, komplizierte Fachbegriffe werden sparsam benutzt.

Gut kommen in der Servicewertung auch eToro und Coinbase weg. Beide haben zum Beispiel individualisierte Benachrichtigungen im Angebot. eToro bietet den Kundenservice sogar in zehn Sprachen an. Bei der Bison App stach den Testern insbesondere die Optik ins Auge. Positiv bewerteten sie auch die intuitive Steuerung. Leider ist Bison bislang lediglich als App verfügbar, somit kann man nicht vom Laptop oder PC aus zugreifen.

Kontoschutz − wo die Sicherheit zählt

Die Kategorie Kontoschutz entschied Coinbase für sich - auch hier herrscht Gleichstand zwischen Standard- und Pro-Version. Beliebt ist die Plattform vor allem in den USA. Nutzer können auf ihrem Konto sämtliche Aktivitäten, sowohl aus der Vergangenheit als auch die gegenwärtigen, verfolgen. Eingeloggte Geräte werden einzeln angezeigt, aus der Ferne kann man sich wieder ausloggen. Zudem können Nutzer die auf der Plattform gesammelten Daten abfragen und sich diese aushändigen lassen. Vor allem für Vieltrader kann das bei der Steuererklärung Gold wert sein.

Bitpanda fiel in diesem Punkt ebenfalls positiv auf. Wie bei Coinbase muss jeder Login, der über eine noch nicht bekannte IP-Adresse erfolgt, durch einen Authenticator und per E-Mail bestätigt werden. Eine Unterscheidung einzelner Geräte ist jedoch nicht möglich. Wie bei Bitpanda erfolgt die Verifikation bei Bison über das KYC-Prinzip (Know Your Customer). Komfortabel und schnell kann man sich über ein Videoidentverfahren authentifizieren.

Doppelsieg - Bitpanda zweimal einen Tick vorne

Wie man es auch dreht und wendet: Der Gesamtsieg geht an Bitpanda, sowohl in der Profi- als auch in der Standardversion. Was das Pro-Paket anbelangt, beträgt der Vorsprung auf Coinbase allerdings nur 0,2 Punkte. In der Standard-Version musste sich Kraken mit 0,3 Punkten Rückstand ebenfalls nur knapp geschlagen. Wiederum nur knapp dahinter landet die Standardversion von Coinbase. Ob für Profis oder nicht - mit der Bestnote "sehr gut" dürfen sich sowohl Bitpanda als auch Coinbase und Kraken schmücken. Mit "gut" bewerteten die Tester Bison, Bitcoin.de und Bitstamp. Auch eToro muss sich nicht als Verlierer fühlen. Immerhin reichte es noch für "befriedigend".


So wurde getestet

Im Mittelpunkt der SWI-Studie stand die sogenannte "Customer Experience", die Erfahrung, die Kunden (in diesem Fall durch die Tester repräsentiert) mit den jeweiligen Plattformen gesammelt haben. Untergliedert war die Untersuchung in drei Testbereiche: Konditionen, Service und Schutz des Kontos. Diese wurden im Verhältnis 40-30-30 gewichtet. Preise und Auswahl wurden somit etwas höher gewichtet als die beiden anderen Kategorien, zumal das für Anleger die wichtigsten Punkte sein dürften. Die Testbereiche wurden jeweils in zwei Kategorien aufgeteilt, die wiederum mehrere Subkategorien beinhalten. In diesen Subkategorien wurden die Plattformen anhand einer Vielzahl relevanter Kriterien auf einer Skala von 0 bis 100 bewertet. Als Maßstab für die volle Punktzahl wurde bei den meisten Kriterien die beste Plattform im jeweiligen Bereich genommen.

Gesamtwertung


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Bitpanda um Haaresbreite vorn
Mit einem denkbar knappen Vorsprung von nur 0,2 Punkten sichert sich Bitpanda Pro den Gesamtsieg vor Coinbase Pro. Ähnlich knapp ging es bei den Standardversionen zu: Hier siegt Bitpanda - ebenso hauchdünn - mit 0,2 Punkten vor Kraken. Wiederum nur 0,9 Punkte dahinter landet Coinbase auf Platz drei. Alle drei Anbieter erhielten die Bestnote "sehr gut". Der Abstand zum mit "gut" bewerteten Verfolgerfeld ist signifikant. Wegen hoher Gebühren bleibt für eToro - trotz eines breiten Angebots und guter Servicequalität - nur ein "befriedigend" und damit der letzte Rang.

Die Einzelkategorien
Für professionelle Trader und institutionelle Kunden bieten Bitpanda und Coinbase Pro-Versionen an. Diese bleiben hier unberücksichtigt, da sie den meisten Privatanlegern nicht zugänglich sind. Wegen der höheren Handelsfrequenz und der größeren Volumina sinken die Gebühren deutlich, weshalb die Pro-Versionen vor allem in der Wertung "Konditionen" quasi außer Konkurrenz laufen. In der Standardversion konnte keine der sieben getesteten Plattformen mehr als eine Einzelwertung für sich entscheiden. Das zeigt, dass die Anbieter komplett unterschiedliche Schwerpunkte setzen.

Bison punktet bei Neulingen
Da Kryptowährungen noch ein sehr junger Markt sind, ist davon auszugehen, dass viele der Interessenten Neulinge sind. Legt man nur die für Einsteiger relevanten Kriterien Kosten, Sicherheit und Bedienbarkeit zugrunde und gewichtet diese mit jeweils einem Drittel, gelangt man zu einem völlig anderen Ergebnis als im ausführlichen Test. Mit zwei dritten Plätzen und dem Sieg in der Kategorie Bedienbarkeit sichert sich hier Bison den Platz an der Sonne - vor allem wegen der leichten Handhabung. Die Tester beurteilten nicht nur die Optik als ansprechend, sondern auch die Steuerung als einfach, intuitiv und verständlich. Ein Kritikpunkt war, dass Bison bis jetzt nur als App verfügbar ist. Der fehlende Zugriff über PC oder Laptop sorgte dafür, dass Kostensieger Kraken dem Spross der Börse Stuttgart sehr dicht auf den Pelz rückt. Nur 0,6 Punkte dahinter rangiert Gesamspitzenreiter Bitpanda auf Platz 3. Wie im Gesamtranking liegen also auch in der Einsteigerwertung mehrere Anbieter nahezu auf Augenhöhe.