Die Achterbahnfahrt des Bitcoin hat sich in den vergangenen Tagen etwas abgeschwächt. Der Preis schwankte zuletzt um die wichtige Marke von 10 000 US-Dollar. Das Chartbild hat sich deutlich verschlechtert, nachdem der Preis unter die 50-Tage-Linie gefallen ist. Ein nachhaltiger Durchbruch durch den Widerstand bei 9200 Dollar nach unten könnte zu Kursrückgängen bis in den Bereich von 7600 Dollar führen. Einzelne Marktbeobachter können sich sogar Rückschläge bis in den Bereich der 200-Tage-­Linie vorstellen, die derzeit bei etwas mehr als 6300 Dollar verläuft.

An allen Märkten ist das gleiche Phänomen zu beobachten: Wenn ein Markt steigt, werden immer höhere Kursziele ausgerufen. Wenn er fällt, immer tiefere. Anleger sollten durch diese kurzfristigen Überlegungen nicht ihre langfristige Strategie revidieren. Der Bitcoin hat oft einen sehr erratischen Preisverlauf. Deswegen sind Bitcoin-Tradings auch eher etwas für Spezialisten. Wichtig ist die langfristige Perspektive. Diese bleibt sehr positiv, auch wenn zuletzt heftiger Gegenwind von Politik und Zentralbanken im Zusammenhang mit dem geplanten Facebook-Coin Libra herrschte. Vom Aktienmarkt kennt man den Spruch: Politische Börsen haben kurze Beine. Das wird auch hier der Fall sein. Das verstärkte politische Interesse wertet Bitcoin & Co sogar auf.

Steuerwirkungen im Auge behalten


Es ist deswegen davon abzuraten, aufgrund der Kursrückgänge hektisch Bitcoin zu verkaufen. Denn immer noch sind die Kursgewinne der vergangenen Monate hoch. Zumal Anleger immer die Steuerwirkungen im Auge behalten sollten. Handelt man Derivate auf Kryptowährungen wie Zertifikate oder CFDs, so wird auf Gewinne immer die Abgeltungsteuer von 25 Prozent fällig. Eine Steuerfreiheit gibt es nicht. Beim Direkthandel von Kryptowährungen an den Kryptobörsen muss man bei einem Verkauf innerhalb eines Jahres nach Anschaffung den Gewinn versteuern. Verluste können allerdings mit entsprechenden Gewinnen verrechnet werden.

Wichtig ist auch, dass bei der Versteuerung der individuelle Steuersatz zum Tragen kommt, nicht die vergleichsweise günstige Abgeltungsteuer. Bei Spitzenverdienern beträgt dieser ja bis zu 45 Prozent. Auf der anderen Seite hat man beim Direktkauf von Bitcoin & Co das seltene Privileg, dass die Gewinne nach einem Jahr steuerfrei sind. Verluste sind dann natürlich auch nicht mehr verrechenbar. Dabei muss man berücksichtigen, dass das FIFO-Prinzip (first in - first out) angewendet wird.

Das Finanzamt wird also immer unterstellen, dass die zuerst gekaufte Position auch die zuerst verkaufte ist. Wenn Anleger also sowohl lang- wie kurzfristige Engagements in der gleichen Kryptowährung tätigen wollen, sollten sie mehrere verschiedene Konten benutzen. Bei einem Konto sollten Anleger sich auf die längerfristigen Investments konzentrieren. Die kurzfristig gehandelten Werte könnten dann auf einem anderen Konto durchgeführt werden. Das erscheint zwar zunächst als etwas lästig, aber nur so vermeidet man, dass durch Verkäufe die Frist für die mögliche Steuerfreiheit unterbrochen wird und dann bei einem Rückkauf wieder neu zu laufen beginnt.

Comeback der Altcoins?


Der Bitcoin dominiert seit Jahresanfang den Kryptomarkt. Das zeigt sich an seiner Marktdominanz - also am Anteil von Bitcoin an der gesamten Kryptomarkt­kapitalisierung -, die seither von gut 50 auf rund 65 Prozent gestiegen ist.

Man kann dies aber auch gut erkennen, wenn man den Kursverlauf von Altcoins gegenüber dem Bitcoin betrachtet. Im Chart ist dies für die zweitgrößte Kryptowährung Ethereum gegenüber dem Bitcoin dargestellt. Seit Jahresanfang hat Ethereum rund die Hälfte seines Werts gegenüber Bitcoin verloren. In den vergangenen Tagen hat sich der Kurs am unteren Rand des Abwärtstrendkanals stabilisiert. Die Chancen stehen jetzt nicht schlecht, dass es nun wie im Februar und Mai zu einer kräftigen Kurserholung gegenüber dem Bitcoin kommt. Die Schwäche des Bitcoin könnte auch damit zusammenhängen, dass smarte Investoren verstärkt vom Bitcoin in große zurückgebliebene Altcoins tauschen. Sowohl bei der Betrachtung der Tages- wie auch der Wochenperformance fällt auf, dass diese beim Bitcoin zuletzt meist schwächer war als bei den meisten großen Altcoins. Wird diese Entwicklung zu einem neuen Trend, könnten einige große Altcoins wie Ripple (XRP), Stellar (XLM) und Monero (XMR) den Bitcoin deutlich outperformen. Von den Coins mit einer Marktkapitalisierung unter einer Milliarde Dollar erscheinen NEO, OmiseGO (OMG) und QTUM als besonders interessant.