An der Börse setzten die trüben Aussichten dem Aktienkurs zu. K+S-Titel verloren rund sieben Prozent auf 20,55 Euro und waren damit einziger Verlierer im Dax. Der Druck auf Vorstandschef Norbert Steiner nimmt zu. Die Papiere notieren nicht nur weit unter den 41 Euro, die der kanadische Rivale Potash im vergangenen Sommer geboten und dessen Übernahmeavancen Steiner abgewehrt hatte. Zudem hat die Staatsanwaltschaft im thüringischen Meiningen gegen Steiner, Aufsichtsratschef Ralf Bethke und weitere Mitarbeiter Anklage wegen des Verdachts der Gewässerverunreinigung erhoben.
K+S-CHEF WILL 2017 IN DEN RUHESTAND GEHEN
Steiner wollte sich nicht dazu äußern, ob er zurücktritt, wenn die Anklage gegen ihn zugelassen wird. Seinen Posten will er gleichwohl im kommenden Jahr aufgeben, wenn sein Vertrag im Mai ausläuft, wie der 61-jährige auf der Bilanzpressekonferenz verriet. "Ich gehe davon aus, dass ich in den Ruhestand wechsele." Die Aktionäre will Steiner mit einer 25 Cent höheren Dividende von 1,15 Euro je Aktie bei der Stange halten und beschwichtigte: "Die Zeiten sind nicht einfach, wir sind aber absolut handlungsfähig. Bei uns geht es auch nicht drunter und drüber, insofern blicken wir zuversichtlich in die Zukunft."
Im vergangenen Jahr schlug sich K+S noch deutlich besser als Konkurrent Potash, der nicht nur einen Gewinneinbruch verdauen musste, sondern auch Stellen strich und die Produktion kürzte. Der operative Gewinn (Ebit I) der Kasseler legte dagegen um 22 Prozent auf 782 Millionen Euro zu. K+S erreichte damit wie vom Vorstand prognostiziert das untere Ende seiner gestutzten Ergebnisprognose von 780 bis 830 Millionen Euro. Neben höheren Preisen in den beiden Geschäftsbereichen Kali- und Magnesiumprodukte sowie Salz profitierte die Firma auch vom starken Dollar und Einsparungen. Der Umsatz kletterte um neun Prozent auf 4,2 Milliarden Euro. 2016 soll er "moderat" sinken.
Große Hoffnungen setzt der Vorstand auf eine neue Kali-Mine in Kanada, die wie geplant diesen Sommer den Betrieb aufnehmen soll. Auf die deutschen Standorte habe das keine Auswirkungen, K+S plane keine Schließung von hiesigen Minen, an denen die Betriebskosten teurer als in Kanada sind, sagte Steiner. Für sein Werra-Werk hofft das Unternehmen im Sommer auf eine Entscheidung des Regierungspräsidiums Kassel über seinen Antrag, noch bis Ende 2021 Abwässer zu versenken. Die begrenzte Übergangserlaubnis führte bereits zeitweilig im Dezember und Anfang Januar zu Produktionseinschränkungen.
Gegen die Übergangserlaubnis hat die thüringische Gemeinde Gerstungen, deren Anzeige auch Ausgang der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen gegen K+S ist, Klage beim Verwaltungsgericht Kassel eingereicht. Dieses prüft nun die Rechtsmäßigkeit der Versenkerlaubnis. "Es besteht zumindest die Möglichkeit, dass die Erkenntnisse aus dem Strafverfahren auch für das hiesige Verfahren von Belang sein könnten", sagte ein Sprecher des Verwaltungsgerichts mit Blick auf die Anklage der Staatsanwaltschaft.
Reuters