Potash wird sein Angebot, das K+S mit knapp acht Milliarden Euro bewertet, dafür noch einmal leicht aufstocken und Garantien für Arbeitsplätze in Deutschland abgeben müssen. Dann wird Steiner wohl nichts anderes übrigbleiben, als der ersten grenzüberschreitenden Übernahme eines Dax -Konzerns seit zehn Jahren zuzustimmen.

Dass Steiner den ersten Vorschlag über 41 Euro je Aktie zurückwies und einen höheren Preis fordert, können Investoren nachvollziehen. "Es ist sein Job, ein bisschen zu poltern", sagt einer der 15 größten Aktionäre des Unternehmens. Er geht wie die meisten Experten davon aus, dass Steiner bei Potash noch ein paar Euro mehr herauskitzeln kann. Analyst Markus Mayer von der Baader Bank erwartet, dass Potash in Kürze eine neue Offerte vorlegt. "Ich glaube, dass die sich sehr wohl zusammenraufen und nochmal an den Tisch kommen werden." Übertreiben solle es Steiner beim Pokern aber nicht. "Die Fallhöhe ist sehr groß", sagt der Top-15-Aktionär.

K+S ist mit einer jährlichen Produktion von rund sieben Millionen Tonnen Kali derzeit die Nummer fünf im weltweiten Kali-Markt, der von einer Handvoll Konzernen aus Russland, Weißrussland und Nordamerika beherrscht wird. Das Oligopol sorgt dafür, dass die Kali-Preise weltweit deutlich über den durchschnittlichen Produktionskosten liegen. K+S ist als Anbieter mit relativ hohen Kosten darauf am stärksten angewiesen. Auch wegen der Rubel-Schwäche bestehe aber das Risiko, dass der russische Marktführer Uralkali Europa irgendwann mit billigem Kali flute, warnt der K+S-Großaktionär. Sollte das Unternehmen aus Kassel alleine bleiben, könnte es im schlimmsten Fall aus dem Markt gedrängt werden.

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DIE HEILE KALI-WELT



Die heile Kali-Welt bekam schon 2013 Risse, als sich Uralkali und der weißrussische Rivale Belaruskali zerstritten. Seitdem produzieren beide Konzerne so viel sie können. Potash und seine nordamerikanischen Partner Mosaic und Agrium drosseln dagegen bei Bedarf die Produktion und halten den Preis damit auf einem auskömmlichen Niveau. Durch den Kauf von K+S könnten die Nordamerikaner ihre Marktmacht erhöhen und sicherstellen, dass die "Preis-vor-Mengen"-Strategie noch einige Zeit funktioniert.

Am Kali-Markt gibt es hohe Überkapazitäten. Um einen starken Angebotsanstieg zu verhindern, könnte Potash die Eröffnung einer neuen K+S-Mine in Kanada hinausschieben. "Das ist für Potash der Hauptgrund für die Übernahme", erklärt ein anderer K+S-Aktionär. Seiner Einschätzung nach werden die Kanadier in Deutschland zudem rund eine Million Tonnen vom Markt nehmen. Diese Menge, die K+S bisher nach Brasilien verschifft, kann Potash künftig aus Nordamerika liefern. Sollte Potash den Kali-Preis auf diese Weise stabilisieren oder leicht nach oben bewegen, könnte der Konzern auch einen höheren Kaufpreis rechtfertigen. Die Euphorie einiger K+S-Investoren, die auf eine Offerte von 50 Euro pro Aktie spekulieren, hält der Top-15-Aktionär aber für übertrieben. Auch die Analysten der Berenberg Bank kalkulieren nur mit einem Angebot von 42,50 Euro.

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KEINE "KILLER-VERTEIDIGUNG"



Neben den Aktionären muss Potash auch Gewerkschaften und Politiker überzeugen, die einen Arbeitsplatzabbau in Deutschland fürchten, wie der auf Übernahmen spezialisierte Anwalt Christian Vogel von der Kanzlei Clifford Chance betont. Eine Job- und Standortgarantie könne Potash bereits vor einer Übernahme in einer Zusammenschlussvereinbarung abgeben. "Ohne eine Zusage zu den Arbeitnehmern werden sie wahrscheinlich nicht sehr viel weiter kommen mit einem höheren Angebot", sagt Vogel. Wirtschaftlich ist das für Kanadier vertretbar, schließlich wird Potash Düngemittel für den europäischen Markt auch nach einer Übernahme in Deutschland fördern. Kleine und besonders teure K+S-Minen wie Sigmundshall bei Hannover und Neuhof bei Fulda könnten aus Sicht von Analysten aber etwas früher dichtgemacht werden als geplant.

Investoren gehen davon aus, dass Steiner und der deutsche Potash-Chef Jochen Tilk am Ende einen Kompromiss finden werden. Sollte das nicht gelingen, trauen Banker Potash auch eine feindliche Übernahme zu. "Die werden sich nicht einfach zurückziehen", sagt eine mit dem Prozess vertraute Person. Der K+S-Konzern, der keinen Ankeraktionär mehr hat, könnte das kaum abblocken. "Es gibt nach deutschem Recht keine 'Killer'-Verteidigung, die einen unwillkommenen Bieter auf Knopfdruck abwehrt", sagt Hartmut Krause von der Anwaltskanzlei Allen & Overy.

Reuters