Werner Stegmüller muss ein guter Hürdenläufer sein. Der Chef von KSB sah noch zu Jahresbeginn "einige Hürden" vor dem Pumpenhersteller liegen, doch die scheinen nun überwunden zu sein, stieg der Aktienkurs zuletzt doch deutlich an. Dabei waren noch im ersten Halbjahr Auftragseingang, Umsatz und Gewinn rückläufig. Und doch traut Torben Teichler, Analyst bei Hauck & Aufhäuser, KSB die Verdopplung des operativen Gewinns bis 2019 zu.

Laut Teichler befindet sich KSB in einer "fundamentalen Übergangsphase". Für das Familienunternehmen wandelt sich vieles im angestammten Geschäft. KSB baut für Stromkonzerne, Minenbetreiber und Ölraffinerien Spezialpumpen, die höchsten Temperaturen oder aggressivsten Materialen standhalten. Solche Großprojekte stehen für rund die Hälfte des Umsatzes. Weitere 50 Prozent stammen aus dem Geschäft mit Standardpumpen.

Aus ineffizient und teuer …



Doch in Europa wird auf Wind- und Sonnenenergie gesetzt - und da benötigt man keine Kühlpumpen. Kaum Bedarf haben auch Bergbaufirmen, Gas- oder Ölförderer, die wegen niedriger Rohstoffpreise derzeit kaum investieren. Die ausbleibenden Aufträge führen dazu, dass zum Beispiel frühere Ölausrüster auf den Markt für Kraftwerke oder Industrieanlagen drängen. Diese Konkurrenz hat einen harten Preiskampf ausgelöst, in dessen Folge KSB vergangenes Jahr auf einige Aufträge verzichten musste.

Es liegt aber nicht nur am stärkeren Wettbewerb, dass die 1871 gegründete Firma nicht jede Preissenkung mitmachen kann. Die Profitabilität leidet seit Jahren. Lag die operative Marge 2008 noch bei 10,5 Prozent, fiel die Gewinnspanne bis zum vergangenen Jahr auf 4,4 Prozent. Ein Grund ist die Firmenstruktur. Der Konzern ist ein Verbund von über 110 Tochtergesellschaften mit weltweit 46 Fertigungsstandorten. Ergebnis: ineffiziente Doppelstrukturen und ein schwer zu steuernder Konzern. Hinzu kommt eine riesige Produktpalette mit über 1000 Modellreihen. Obwohl KSB einer der Weltmarktführer ist, sind die Pumpenbauer in Sachen Marge das absolute Schlusslicht der Branche.



… wird schlank und profitabel



Doch seit Stegmüller 2014 vom Aufsichtsrat in den Vorstand wechselte, wird umgebaut. Ziel ist es, eine Umsatzrendite von sechs bis acht Prozent zu erreichen. Deshalb setzt der Konzern seit Jahresbeginn ein dickes Maßnahmenpaket um. Die Zahl der Tochtergesellschaften wird reduziert, das Sortiment um fast ein Drittel reduziert, Produktionsstandorte werden zusammengefasst. Das soll bis 2018 Einsparungen von insgesamt 200 Millionen Euro bringen. Selbst wenn die Kosten nur um die Hälfte sinken, könnte sich das operative Ergebnis auf diese Weise in drei Jahren von 105 auf 205 Millionen Euro fast verdoppeln.

Diese Rechnung geht jedoch nur auf, wenn der Umsatz stabil bleibt. Zuletzt ist das nicht gelungen. Allerdings ist der Maschinenbauer nicht nur in Branchen mit derzeit schwacher Nachfrage tätig. Fast ein Fünftel der Aufträge für KSB stammen aus dem Bereich Wasser- und Abwassertechnik, Anlagen für die Gebäudetechnik stehen für weitere zwölf Prozent der Aufträge. Im Bereich Wasserinfrastruktur steigt der Bedarf in den Schwellenländern. Der starke Zuzug in Städte erfordert laufenden Ausbau und Modernisierung der Trink- und Abwasserversorgung der Metropolen. Laut der Bank of America Merill Lynch wird der Markt daher bis 2020 jedes Jahr um acht Prozent auf ein Volumen von dann einer Billion Dollar wachsen.

In der Gebäudetechnik profitiert KSB von seinem Fokus auf den Mittleren Osten und den dortigen Bauboom. Aber auch der Energiesektor wächst. China und Indien planen die Zahl ihrer Atomkraftwerke über Jahre hinweg zu steigern.

Dass die Maßnahmen wirken, zeigt ein genauerer Blick auf die Zahlen des ersten Halbjahres. Umsatz und Auftragseingang sind zwar gesunken, maßgeblicher Grund dafür waren jedoch negative Währungseffekte. Wie erwartet sackte auch der Gewinn vor Steuern um 13,6 Prozent auf 24,7 Millionen Euro ab. Bereinigt um Restrukturierungskosten wurde das Ergebnis jedoch um 17 Prozent gesteigert. Zudem bestätigte Stegmüller die Erwartung, dass die Auftragseingänge in der zweiten Jahreshälfte anziehen. Treiber: Großaufträge der Kraftwerkstechnik in Indien und China.



Viel Vermögen, niedrige Bewertung



Doch KSB bietet mehr als nur die Aussicht auf steigende Margen. Zum Halbjahr besaß der Konzern 190,6 Millionen Euro an Barmitteln. Zum Unternehmensbesitz zählt zudem KSB Indien. Die Tochterfirma ist eine Aktiengesellschaft, an der die Pfälzer 40 Prozent halten. Das Aktienpaket ist rund 160 Millionen Euro wert. Auch die Werksgrundstücke gehören dem Unternehmen. Der Wert der Immobilien steht mit 198 Millionen Euro in den Büchern. Cash, Aktien und Grundbesitz allein decken die aktuelle Marktkapitalisierung bereits zu 85 Prozent ab, stille Reserven nicht mitgerechnet. Das Pumpengeschäft des Weltmarktführers ist der Börse damit also nicht mal 100 Millionen Euro wert.

Schafft es KSB, so profitabel zu werden wie die Konkurrenz, sollte sich der Aktienkurs deutlich erholen. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis für 2017 liegt fast drei Viertel unter dem Branchenschnitt. Wie der Kurs zeigt, nimmt KSB Anlauf, diese Hürde zu überspringen.