Für Siegfried Hofreiter stehen alle Signale auf grün. Das ist schließlich auch die Farbe, die symbolisch für die drei Geschäftssparten von KTG Agrar steht: Konventionelle und biologische Landwirtschaft, Nahrungsmittelproduktion sowie Energie aus Biogas. Als deutliches Signal an die Aktionäre sieht der Chef des Unternehmens mit Sitz in Hamburg die geplante Dividendenerhöhung um zehn Prozent auf nun 22 Cent je Aktie: "Damit liegen wir über der Verzinsung von Staatsanleihen." Der stämmige Bayer wird auch nicht müde, auf das Umsatzwachstum im Unternehmen hinzuweisen: Die Sparte Agrar legte 2013 um 7,5 Prozent auf 48,5 Millionen Euro zu, Energie um 57 Prozent auf gut 50 Millionen und die neu aufgebaute Nahrungsmittelsparte um 223 Prozent auf 55,8 Millionen.

Das Wachstum, angeschoben durch gewaltige Investitionen in den vergangenen Jahren, hat freilich auch einen Haken: Es wurde teuer finanziert. Im September kommenden Jahres sind 50 Millionen Euro aus einer 2010 begebenen Anleihe fällig, die mit einem Kupon von 6,75 Prozent ausgestattet ist. Und nur zwei Jahre später muss KTG Agrar eine weitere Anleihe im Volumen von 100 Millionen Euro bedienen, für die bis 2017 sogar 7,125 Prozent Zins bezahlt werden. Bei einem operativen Ergebnis von 23,9 Millionen Euro in 2013 und einem Nettoergebnis, das mit minus 0,7 Millionen Euro sogar noch negativ ausfiel, treibt das vielen Investoren Sorgenfalten auf die Stirn.

Nun beeilt sich Hofreiter, diese zunehmenden Sorgen beiseite zu schieben - und präsentiert sein neueste Einnahmequelle: "Wir haben mit einem Versicherungsunternehmen eine Sale-and-Lease-Back-Modell vereinbart, das uns große finanzielle Spielräume schaffen wird." Bedeutet unter dem Strich: KTG Agrar, die derzeit mehr als 40000 Hektar Land bewirtschaften und davon rund 11000 Hektar in Ostdeutschland sowie Litauen im Eigentum halten, verkaufen große Flächen an die Assekuranz und pachten sie für mindestens 20 Jahre zurück. "Ackerland ist begehrt, die Preise sind in den vergangenen Jahren stark gestiegen und wir haben einen Verkäufermarkt", erklärt Hofreiter und ergänzt: "Wir könnten quasi über Nacht 20 Millionen Euro oder mehr einnehmen, wenn es notwendig ist." Wie viel Fläche letztlich den Besitzer wechseln wird, will Hofreiter aber noch nicht preisgeben. Den Buchwert der 11000 Hektar gibt KTG mit rund 40 Millionen Euro an, den Marktwert schätzt der Großagrarier auf rund 160 Millionen. Die mögliche Hebung dieser stillen Reserven - 120 Millionen aus Landbesitz, 44 Millionen aus dem Wert der Biogasanlagen - soll nervöse Anteilseigner und Anleihen-Gläubiger beruhigen. "Wir gehen jetzt von der Investitionsphase in die Erntephase über - die Investitionen für das Umsatz- und Ergebniswachstum der kommenden Jahre sind weitestgehend abgeschlossen", so Hofreiter.

Tatsächlich tun sich durch die Abdeckung der gesamten Wertschöpfungskette durch KTG Agrar vom Acker bis auf den Teller große Chancen auf, die Synergieeffekte in bare Münze umzuwandeln. Klassische Risiken der Landwirtschaft durch schwankende Ernteerträge kann KTG durch langfristige Abnahmeverträge mit der Lebensmittelindustrie, flexibleren Einsatz von Betriebsmitteln in der Biogasproduktion sowie höhere Margen durch den Einsatz modernster Landtechnik sehr gut auffangen. "Und für die diesjährigen Ernten bin ich sehr optimistisch", sagt Hofreiter.

Schwer abzusehen ist, wie sich die Lebensmittelsparte weiter entwickelt: Frenzel Tiefkühlkost ist inzwischen zwar bei großen Einzelhandelsketten etabliert, doch der Margendruck ist enorm. Die Marke "Die Landwirte" mit Kartoffeln oder Zwiebeln aus der Region muss sich die festen Plätze im Sortiment der Supermärkte erst noch sichern. Doch für Siegfried Hofreiter ist grün mehr als die Hoffnung - bis zum Jahr 2017 rechnet er jedenfalls mit einem Umsatz von bis zu 150 Millionen Euro allein aus der Nahrungsmittelsparte, insgesamt soll KTG dann gut 330 Millionen Euro umsetzen. Allerdings heben Landverkäufe nicht gerade den Unternehmenswert und schließen Profite durch künftige Wertsteigerungen aus. Auch dafür bietet Hofreiter eine Lösung an: Man können ja die teuren Flächen in Deutschland verkaufen und in Litauen oder Rumänien, wo KTG Agrar bereits großflächig gentechnikfreien Soja anbaut, die bisher noch günstigeren Flächen erwerben.

Für sehr risikobereite Anleger bieten die beiden Anleihen (WKN A1H3VN und WKN A1ELQU) der KTG Agrar weiter attraktive Renditen. Aktionäre sollten sich allerdings für die kommenden zwölf Monate keine großen Kurssteigerungen erwarten und ihr Engagement mit einem Stoppkurs bei 12,50 Euro absichern.