Das Technologiefeld Künstliche Intelligenz (KI) hat aufgrund der großen Fortschritte im Bereich der Digitalisierung und Softwareentwicklung sowie bei der Rechenleistung von Computern in den vergangenen Jahren stark an Bedeutung gewonnen und bestimmt mittlerweile viele Aspekte des täglichen Lebens. KI ist ein zentraler Bestandteil der laufenden digitalen Revolution, schreibt die DZ Bank in einem Branchenreport.
Marktforschungsinstitute und Unternehmen sehen KI demnach als Wachstumstreiber und Impulsgeber. So soll sich der Umsatz mit KI-Anwendungen von rund 7,3 Milliarden Dollar im Jahr 2018 auf knapp 90 Milliarden Dollar im Jahr 2025 mehr als verzehnfachen (Quelle: Tratica, statista). Dem Markforschungsinstitut Research and Markets zufolge hat KI das Potenzial, das jährliche Wirtschaftswachstum zu verdoppeln und die Arbeitsproduktivität um 40 Prozent zu steigern.
Allerdings ist laut DZ Bank der direkte KI-Anteil bei Unternehmen schwer zu ermitteln: Obwohl eine Vielzahl von Unternehmen sich intensiv dem Thema KI widme, sei es ausgesprochen schwer, den KI-Anteil der Firmen am Gesamtumsatz zu ermitteln, da die Unternehmen selbst noch kein belastbares Zahlenmaterial haben beziehungsweise keine Auskünfte darüber geben (können).
Gemäß DZ Bank ist dies darauf zurückzuführen, dass KI in den Unternehmen produkt- und spartenübergreifend eingesetzt wird. Deshalb könne nicht eindeutig ermittelt werden, ob es sich um KI-Umsätze handele, oder ob diese Umsätze anderen Unternehmensbereichen zugeordnet werden.
Neben den klassischen bekannten KI-Plattformbetreibern hat die DZ Bank in ihrer Studie eine Reihe von "KI-Enablern" aus der Halbleiter- und Softwarebranche sowie Unternehmen, die aktiv KI-Anwendungen in der Logistik nutzen, um die Prozesse oder die Kundenansprache zu verbessern, unter die Lupe genommen.
Die Analysten kommen dabei zu dem Schluss, dass es gibt einige deutsche Unternehmen gibt, die man als KI-Profiteure bezeichnen kann. Auf den nachfolgenden Seiten stellen wir jene vier Aktien vor, auf die das zutrifft und die mit einer DZ-Bank-Kaufempfehlung ausgestattet sind.
Auf Seite 2: Aixtron
Aixtron-Aktie
Als Profiteur des Vormarsches von KI sieht die DZ Bank unter anderem Aixtron. Bei dem Produzenten von Anlagen zur Herstellung von Verbindungshalbleitern und Nanomaterialien kürzte man kürzlich zwar das Kursziel von bisher 14,40 Euro. Angesichts der aktuellen Großwetterlage (Handelsstreit, Konjunkturrisiken) ging es auch mit den Schätzungen ab 2019 leicht nach unten. Die Kaufempfehlung ist aber weiter intakt und die neue Vorgabe von 13,60 Euro lässt bei einem aktuellen Kurs von 7,80 Euro noch immer 74,4 Prozent Luft nach oben.
Das positive Anlageurteil begründet man wie folgt: Aixtron sei ein Anlagenhersteller für die Halbleiterbranche auf denen unter anderem Laser für die optische Datenübertragung, 3D-Sensorik oder für die Abtastung / Erkennung der Umgebung bei autonomen Fahrzeugen (LIDAR) gefertigt werden. Im Segment OLED könnte sich die angestrebte Vereinbarung mit einem großen Kunden für die Massenproduktion beim Einsatz von OLED-Displays bei Vollzug positiv auswirken.
Was KI-Aktivitäten angeht, unterstütze Aixtron die Halbleiterbranche mit Anlagen für Fertigung von Gesichtserkennung und Autonomen Fahren. Mit seiner Technologie unterstützt Aixtron die Halbleiterbranche mit Anlagen, die ein leistungsfähiges KI-Netz möglich machen. So fertigen Kunden auf den Aixtron-Anlagen unter anderem Laser für die optische Datenübertragung und die 3DSensorik, die für die Gesichtserkennung in Smartphones (z.B. über VCSEL) oder für die Abtastung und Erkennung der Umgebung bei autonomen Fahrzeugen (z.B. LIDAR). Wachstumstreiber für die Optoelektronik ist die zunehmende Bedeutung großer Technologietrends wie KI, Big Data, Cloud-Computing, Virtual und Augmented Reality oder der neue Mobilfunkstandard 5G.
Im Bereich der Leistungselektronik würden AIXA-Anlagen für die Fertigung von Gallium Nitrid (GaN) Halbleiterbauelementen für hocheffiziente und kompakte Netzteile für Smartphones bis zu Servern genutzt. Zudem verzeichne die Gesellschaft ein stark wachsendes Interesse für Anlagen zur Herstellung von Siliziumkarbid (SIC) Bauelementen für die drahtlose Datenübertragung des aktuellen und des nächsten Mobilfunkstandards (4.5G und 5G) hergestellt.
Getätigt würden außerdem gezielte Investitionen in Forschungs-und Entwicklungsprojekte, um die führende technologische Stellung bei MOCVD-Systemen für Anwendungen wie Laser, Spezial-LEDs und die Produktion von Materialien mit großem Bandabstand (Wide-Band-Gap) für Leistungselektronik zu erhalten und auszubauen.
Stellvertretend für F&E-Aktivitäten steht das Projekt "MOCVD 4.1", das den Einsatz digitaler Technologien und die Anwendung von Industrie 4.0 Prinzipien in der Aixtron-Technologie erforscht. Ziel des Projekts MOCVD 4.1 ist die Implementierung von Ansätzen der Industrie 4.0 mit vernetzten und automatisierten Maschinenkonzepten, intelligenter Software, Analysen am Rande der Nachweisgrenzen sowie präziser Prozesskontrolle, um Anforderungen einer vielseitigen, hochflexiblen Schlüsseltechnologie mit häufig wechselnden Kundenanforderungen, Prozessen, Produkten und Materialsystemen zu erfüllen.
Charttechnik
Der Verlauf des Aktienkurses von Aixtron gleicht in den vergangenen 20 Jahren einer Achterbahnfahrt. Ständig geht es bei diesem Titel Auf und Ab. Nachdem es von Anfang 2017 bis Mitte März 2018 stark nach oben ging, befinden sich die Notierungen seitdem wieder auf dem Rückzug. Der seitdem ausgebildete Abwärtstrend ist noch intakt, aber die Erfahrung lehrt, dass bei diesem Wert jederzeit eine Trendumkehr in die eine oder andere Richtung möglich ist.
Profil
Aixtron fokussiert sich auf Entwicklung, Herstellung, Vertrieb und Wartung von Anlagen zur Dünnschicht-Abscheidung von komplexen Materialien über den MOCVD-Prozess und adressiert mit seinen Produkten die wachsenden Märkte für Optoelektronik und Leistungselektronik. Aixtron ist ein führender Anbieter von Depositionsanlagen für die Halbleiterindustrie. Die Anlagen der Gesellschaft werden weltweit von einem breiten Kundenkreis zur Herstellung von leistungsstarken Bauelementen für elektronische und optoelektronische Anwendungen auf Basis von Verbindungs-, Silizium- oder organischen Halbleitermaterialien genutzt.
Auf Seite 3: Infineon
Infineon-Aktie
Beim zweiten deutschen KI-Mitfavoriten der DZ Bank handelt es sich um Infineon. Die Kaufempfehlung für den Halbleiter-Hersteller ist mit einem Kursziel von 26,40 Euro ausgestattet. Bei einer aktuellen Notiz von 16,425 Euro verspricht das ein Aufwärtspotenzial von 60,7 Prozent.
Die positive Haltung erklärt man mit einem attraktiven und zukunftsträchtigen Produktportfolio (inklusive Internet der Dinge und KI). In der Autosparte profitiere Infineon vom Trend zu Hybrid- und Elektrofahrzeugen sowie von Fahrerassistenzsystemen, in den Industriesparten von der Nachfrage nach Fotovoltaik, unterbrechungsfreier Stromversorgung, elektrischen Antrieben, Windenergie, Gleichspannungs- und Wechselspannungswandlung sowie nach sicherheitsrelevanten Applikationen.
Mit Blick auf KI sei Infineon beim autonomen Fahren, einem wichtigen Untersegment von KI, gut aufgestellt. Autonome Fahrzeuge müssten sich selbständig in unbekannter und an einer laufend ändernden Umgebung orientieren. Dafür seien sie mit zahlreichen Halbleitersensoren ausgerüstet, die sicher und zuverlässig das Umfeld durch Radar, LiDAR, 3D Kameras, Bild- oder Ultraschallsensoren erkennen. Navigations- und Telematiksysteme lieferten präzise Daten zum aktuellen Standort. Hochleistungs- Mikroprozessoren sammeln und konzentrieren diese Daten und errechnen die Befehle für die Antriebssysteme und Arbeitsgeräte. Die Sicherheitsanforderungen an die Halbleitersysteme seien anspruchsvoll und müssten robust gegenüber Umgebungsbedingungen (Temperatur, Vibration) sein. Gleichzeitig seien sie die Basis einer hohen funktionalen Sicherheit der gesamten Maschine.
Zudem müssten sie als hochvernetzte Systeme gegenüber Manipulationen geschützt sein. KI benötige einen sehr hohen Stromverbrauch, der einen nicht zu unterschätzenden Teil der Betriebskosten eines Rechenzentrums ausmache. Infineon könne mit seiner Leistungshalbleiterexpertise und der Notwendigkeit den Energiebedarf zu senken, profitieren. IFX verzeichne einen wachsenden Bedarf bei der Stromversorgung von KI-Rechenzentren. Leistungshalbleiter erhöhten die Energieeffizienz über die gesamte Energiekette hinweg (Erzeugung, Transport, Verbrauch).
Fahrzeuge im gewerblichen Einsatz müssten mit höchster Verfügbarkeit und minimalen Betriebskosten arbeiten. Elektronische Halbleiter-basierte Systeme spielten eine wesentliche Rolle bei der Steigerung der Effizienz unter anderem von Nutzfahrzeugen und Arbeitsmaschinen. Fahrerlose Maschinen könnten 24 Stunden im Einsatz sein. Ruhezeiten für den Fahrer seien nicht erforderlich. Mikroprozessoren reagierten rund 1.000 Mal schneller als der Mensch. Autonome Fahrzeuge könnten so in Kolonnen dicht hintereinander auf der Straße fahren und dadurch Kraftstoff einsparen. Der Verkehr fließe (keine Staus) und der Ausstoß an CO2 werde reduziert.
Zudem würden autonome Systeme die größte Unfallursache (den Menschen) ausschließen. Rund 90 Prozent aller Unfälle seien auf menschliches Fehlverhalten zurückzuführen. In der Landwirtschaft brächten autonome, präzise gesteuerte Traktoren Dünger und Saatgut deutlich exakter aus. Autonome Technologien ermöglichten darüber hinaus den Ersatz von schweren, den Boden belastenden Maschinen durch kleine leichte Schwarm-Roboter. Sie verhinderten die Verdichtung des Ackerlandes und könnten einzelne Pflanzen gezielt mit Herbiziden oder Pestiziden behandeln.
Charttechnik
Nach zuvor langer Talfahrt verbuchten die Aktien von Infineon von März 2009 bis Juni 2018 mit einem Anstieg von 0,39 Euro auf 25,49 Euro eine sehr starke Performance. Allerdings ist zuletzt Sand in das Kursgetriebe gekommen. Die Notierungen bewegen sich dadurch inzwischen nur noch auf einem bereits Anfang 2017 gültigem Niveau. Nachdem in dieser Woche eine weitere wichtige Unterstützungszone gefallen ist, sieht das Chartbild ziemlich dürftig aus.
Profil
Infineon ist ein international führender Anbieter von Halbleiterlösungen. Mit rund 37.500 Beschäftigten wurde im Geschäftsjahr 2017 (30.9.) ein Umsatz von 7,1 Milliarden Euro erzielt. Das Produktportfolio ist auf die strukturellen Wachstumsthemen Energieeffizienz, Mobilität und Sicherheit zukunftsweisend aufgestellt. Die Infineon-Halbleiterlösungen sind wichtige Impulsgeber für KI und IoT.
Die Infineon-Sensoren verwandeln elektronische Signale in Daten; die Aktoren verwandeln Daten in elektronische Signale; die Mikrocontroller steuern ganze Systeme und die Sicherheitslösungen schützen die Integrität von Geräten und Daten. Intelligente, integrierte Halbleiterschaltungen verwalten die Erzeugung, Verteilung und den Verbrauch von Energie. Infineon hält in allen Segmenten führende Marktpositionen.
Auf Seite 4: Software AG
Software-Aktie
Als dritter deutscher Titel mit KI-Bezug sind die Aktien der Software AG mit einer DZ Bank-Kaufempfehlung versehen. Das Kursziel für den Software-Anbieter beträgt 50,00 Euro. Eine Vorgabe, die man erst am Ende der Vorwoche in Reaktion auf als gut eingestufte Geschäftszahlen bestätigt hat. Damit die Vorgabe aufgeht, müsste dieser Wert bei einem aktuellen Kurs von 38,65 Euro um 29,4 Prozent zulegen.
Zur bestehenden Kaufempfehlung führt der zuständige Analyst Harald Schnitzer aus, mit den KI- und IoT-Aktivitäten (Künstliche Intelligenz und Internet der Dinge) sei die Software AG in diesen Wachstumssegmenten gut positioniert und sollte in der Lage sein, Marktanteile zu gewinnen. Der Ausblick für die Segmente DBP und A&N seien bestätigt worden. Die Free-Cashflow-Entwicklung bleibe auf hohem Niveau.
In Sachen Bezug zur KI heißt es, die Ende 2016 übernommene Zementis stelle echte Interoperabilität für KI zur Verfügung. Um die Bereitstellung von Erkenntnissen in Unternehmen zu beschleunigen, spezialisiere sich Zementis auf die schnelle Implementierung von Prognosemodellen im operativen Betrieb. Das Spektrum reiche von einfachen statistischen Algorithmen über komplexe Prognosemodelle bis zu Deep-Learning- Funktionen. Ziel sei es, maschinelles Lernen und Prognosemodelle nach der Entwicklung schnell in Betrieb zu nehmen. Damit werde erreicht, dass datenzentrische Unternehmen KI einfach in ihre Routine-Operationen einbinden könnten.
Zementis basiere auf dem Prinzip, dass Datenwissenschaftsteams und IT-Abteilungen nahtlos und effizient zusammenarbeiten können, sodass Vorhersagemodelle schnell von der Entwicklung in die Implementierung gebracht werden können und Unternehmen und andere datenzentrische Organisationen problemlos Vorhersageanalytik und maschinelles Lernen in ihre Systeme und Routine-Operationen integrieren.
Zementis-Kunden könnten die Lösungen in ihrer Unternehmensumgebung oder in der Cloud einsetzen (Zugriff über eine intuitive webbasierte Konsole, über branchenführende Analytics-Plattformen oder als vereinfachte Hadoop- Schnittstelle). Die SOW-Strategie, auf offene Standards zu setzen, ermögliche Kunden, ihre heterogenen IT-Architekturen zu verwalten und zu steuern.
Gebraucht würden KI-Modelle für geschäftskritische Applikationen (zum Beispiel Risikobewertung, Betrugserkennung, Vorhersehbarkeit von Instandhaltungszyklen. Zu den Kernlösungen gehörten ADAPA®, eine Entscheidungsmaschine für prädiktive Analytik, und UPPI™, ein universelles Plug-In-Programm für branchenführende Analytics- und Data-Warehouse-Plattformen.
Charttechnik
Beim Blick auf den Chart der Software AG kann man zu verschiedenen Urteilen gelangen. Einerseits notierte der Titel nach vorangegangener Talfahrt im März 2003 bei 2,79 Euro, so dass man gemessen daran heute trotz der jüngsten Einbußen deutlich besser dasteht. Gleichzeitig sind aber aktuell auch Notierungen zu konstatieren, die bereits im Jahr 2000 erreicht worden waren. Kurzfristig betrachtet ist es so, dass ein im vierten Quartal 2014 aufgenommener Aufwärtstrend durch die zuletzt erlittenen Einbußen beendet wurde. Dadurch geht es jetzt darum, nicht noch weiter abzurutschen, sondern erst einmal eine tragfähige Bodenbildung zu vollziehen.
Profil
Die Software AG ist ein weltweit führender Anbieter von Systemsoftware und Services. Die hauseigenen Produkte helfen Unternehmen, bestehende IT-Systeme in einer einzigen Plattform zusammenzuführen und zu optimieren (z.B. in der Cloud oder in eigenen IT-Umgebungen). Die Kombination aus Prozess-, Integrations- und Echtzeit-Analyse-Software in einer umfassenden "Digital Business Plattform" ermöglicht es den Kunden, die Effizienz ihres operativen Geschäfts zu steigern, Systeme zu modernisieren und Prozesse zu optimieren, um intelligente Entscheidungen zu treffen und einen hochwertigen Service zu bieten. Im Jahr 1969 gegründet, ist der nach SAP zweitgrößte deutsche Softwarehersteller heute in etwa 70 Ländern global vertreten.