Beim Augsburger Maschinenbauer Kuka dürfte die Laune heute neue Rekordstände erreichen. Der chinesische Haushaltegeräte-Hersteller Midea will über seine Tochter Mecca Int. die Kontrollmehrheit übernehmen. 115 Euro je Aktie bieten die Chinesen pro Anteilsschein. Gegenüber dem Schlusskurs vom Dienstag entspräche dies einem Aufschlag von satten 36 Prozent. Voraussetzung für die Offerte ist, dass sich Midea mindestens 30 Prozent der Kuka-Anteile sichert.

Daran besteht angesichts des dicken Aufschlags allerdings wohl kaum ein Zweifel. Investoren reagierten entsprechend verzückt und trieben die Aktie bis fast auf den Angebots-Preis nach oben.



Midea war im vergangenen August bei den Augsburgern eingestiegen und hat seine Anteile seither schrittweise auf zuletzt 13,5 Prozent erhöht. Jetzt will der Hersteller von Klimaanlagen, Kühlschränken und Waschmaschinen die Mehrheit bei Kuka übernehmen. An Standort, Management oder Börsennotierung soll sich aber nichts ändern, versicherte Midea via Pressemitteilung.

Was Kuka für Midea so wertvoll macht



Vor allem in China sieht Midea großes Wachstumspotenzial für die Roboter made in Germany. Das Reich der Mitte hat die USA längst als größten Automarkt der Welt abgelöst. Immer mehr Fahrzeuge werden inzwischen auch in China selbst produziert. Führende Hersteller wie Daimler oder BMW haben ihre Kapazitäten in den vergangenen Jahren daher massiv ausgebaut. So rollt etwa demnächst der BMW-Bestseller X1 mit langem Radstand in China vom Band. Auch andere volumen-starke Modelle wie die C-Klasse von Mercedes-Benz werden vor Ort gefertigt.



Bei der Produktion setzen die Autobauer aus Europa und den USA schon längst auf eine umfassende Automatisierung. Dies gilt vor allem für Schweißen und Montage oder die Lackierung. Dort werkeln auf vielen Produktionsstraßen zahllose hoch-präzise Roboter vor sich hin. Doch chinesische Autobauer hinken hier teils noch weit hinterher. Diesen Abstand will Midea mit Kuka nun rasch schließen.

Auf Seite 2: Einschätzung zur Kuka-Aktie





Einschätzung der Redaktion



Die Kuka-Aktie hat eine Rallye hinter sich. Alleine seit Februar hat die Aktie zwischenzeitlich um bis zu 42 Prozent zugelegt. Das Midea-Angebot wirkt nun wie ein Nachbrenner. Mit einem aktuellen Kurs von knapp 115 Euro notiert das Papier fast exakt auf Höhe der chinesischen Offerte. Anleger stehen nun vor einer kniffligen Entscheidung: Halten oder doch lieber Gewinne mitnehmen?

Das kommt darauf an. Eine wichtige Rolle bei der Offerte aus China dürfte Kuka-Großaktionär Voith spielen. Der Konzern hält 25 Prozent und damit eine Sperrminorität. Das könnte sich der Maschinenbauer aus Heidenheim nun vergolden lassen. Dann wäre durchaus noch ein kleiner Nachschlag drin. Allerdings ist bislang offen, ob Midea Voith aus dem Weg räumen will oder nicht. Es wäre aber wohl zumindest überrascht, wenn Voith nicht wenigstens einen entsprechenden Versuch starten würde, um noch ein paar Euro je Aktie herauszukitzeln.

Wer es darauf nicht ankommen lassen möchte, kann sich alternativ für einen Mittelweg entscheiden. Die eine Hälfte der Aktien verkaufen, die andere Hälfte behalten und einen engen Stopp setzen. Denn mit der Rückendeckung von Midea erhöht Kuka seine Chancen auf dem chinesischen Markt deutlich.



Schließlich sind die Bosse chinesischer Unternehmen offen für neue Technologien, der Wettbewerbsdruck steigt. Genau hier kann Kuka helfen. Immerhin sind die Augsburger die Hausmarke der deutschen Automobil-Industrie. Audi, BMW und Co. haben ganze Fabriken mit Kuka-Robotern vollgestopft - und produzieren entsprechend effizient. In China und vielen anderen Ländern gilt die Produktion von BMW oder Mercedes-Benz als Goldstandard. Wenn Kuka nun mit Rückendeckung von Midea künftig in China um neue Kundschaft wirbt, steigen die Chancen für die Schwaben noch mal sprunghaft an.

Mittelfristig winken Aktionären also schöne Umsatz- und Ergebnis-Zuwächse. Wer auch langfristig an den Erfolg von Kuka glaubt, bleibt investiert. Kaufen. Ziel: 145 Euro. Stopp: 95 Euro