In der Branche wird abgewunken: Der von Midea gebotene Preis sei zu hoch, als dass sich hier europäische Interessenten finden ließen, hieß es von Bankern, die solche Übernahmen beraten. Kukas Technologie spielt eine wichtige Rolle bei der "Industrie 4.0", der zukunfsweisenden Digitalisierung und Vernetzung von Produktionsabläufen. Vor allem die von der Firma entwickelte Software zur Kommunikation von Mensch und Maschine gilt als zukünftige Schlüsseltechnologie. Die Bundesregierung befürchtet daher bei einer Übernahme ein Abfließen dieses Know-hows ins Ausland.
Die "Süddeutsche Zeitung" berichtete, Gabriel habe deutsche Autobauer, die zu den Kuka-Kunden gehören, und auch Siemens auf eine Beteiligung an einem möglichen Gegenangebot angesprochen. Siemens hat Insidern zufolge aber kein Interesse. Eine Übernahme von Kuka sei dem Konzern schlicht zu teuer, sagten mehrere mit den Überlegungen vertraute Personen. Siemens wollte sich dazu nicht äußern. Auch die Autobauer seien nicht interessiert, erfuhr Reuters aus Regierungskreisen. Daimler-Chef Dieter Zetsche sagte am Mittwoch in Berlin, er habe bislang keine negativen Auswirkungen chinesischer Investments beobachten können. Als weiterer möglicher Interessent an Kuka gilt der Schweizer Rivale ABB, aber auch diesem sei der Preis zu hoch, sagte ein Banker. Ein ABB-Sprecher lehnte einen Kommentar dazu ab.
WAS MACHT KUKA-GROSSAKTIONÄR VOITH?
Der Klimaanlagen- und Hausgeräte-Hersteller Midea hatte vergangene Woche ein Angebot von bis zu 4,5 Milliarden Euro für Kuka angekündigt - das wäre die größte Übernahme, die Chinesen hierzulande je gestemmt haben. Der Konzern hält bereits 13,5 Prozent an dem schwäbischen Automatisierungs-Spezialisten und strebt einen Anteil von mindestens 30 Prozent an. Für viele Aktionäre dürfte das Angebot aus Guangdong attraktiv genug sein, um zu verkaufen. Midea bietet mit 115 Euro je Aktie schließlich einen Aufschlag von 35 Prozent auf den Kurs vor Bekanntwerden der Offerte. Kuka-Chef Till Reuter sieht das Angebot mit Wohlwollen, weil eine solche Übernahme die Geschäfte in China kräftig ankurbeln würden.
Eine Schlüsselrolle, um eine Komplettübernahme von Kuka zu verhindern, kommt daher Großaktionär Voith zu, der mit 25,1 Prozent eine Sperrminorität hält. Der nicht-börsennotierte Familienkonzern hat sich noch nicht festgelegt, ob er seinen Anteil an die Chinesen verkauft. "Das werden wir uns sehr sorgfältig überlegen", hatte Voith-Chef Hubert Lienhard erklärt.. Friedhelm Loh, mit rund einem Zehntel der Aktien ein weiterer Kuka-Großaktionär, hat sich bisher nicht geäußert.
Eine Kuka-Sprecherin sagte: "Es gibt Gespräche mit allen Interessensvertretern." Dazu zählten Kukas Kunden, Anteilseigner und auch die Politik. Ob in diesen Gesprächen über ein Alternativangebot diskutiert wird, ließ sie offen.
Chinesische Konzerne haben es verstärkt auf deutsche Technologie abgesehen, in ihrem Visier sind vor allem der Maschinenbau und die Umwelttechnik.
Reuters