Nach langen Jahren der Abhängigkeit von der Autoindustrie verschieben sich beim Roboter- und Anlagenbauer Kuka die Gewichte. Das zukünftige Wachstumspotenzial komme größtenteils aus Branchen wie IT, Luftfahrt oder Logistik, sagte Vorstandschef Till Reuter am Dienstag in München. Zuletzt stammte jeweils rund die Hälfte des Umsatzes aus dem Geschäft mit Autobauern und Kunden aus anderen Industriezweigen. Finanzchef Peter Mohnen sagte, der sogenannte 3C-Markt - gemeint sind Computer, Telefone, Tablets oder Haushaltsgeräte - werde in einigen Jahren größer sein als die Autobranche. Bisher sind dort noch relativ wenig Roboter im Einsatz, obwohl sich in der Fertigung viele Arbeitsschritte regelmäßig wiederholen. Wo ein zweites Werk in China gebaut wird, soll in den nächsten zwei Jahren feststehen.

Chancen sehen die Manager zudem im Geschäft mit Kunden aus der Konsumgüter- oder Gesundheitsindustrie. Im wachsenden E-Commerce-Sektor ließen sich Logistik, Verpackung und Versand enger verzahnen, erläuterte Reuter. Müsse heute ein Lagerarbeiter bis zu zehn Kilometer am Tag laufen, könne dies künftig ein Roboter übernehmen. "Unser Regal fährt zur Packstation, nicht der Mensch muss laufen." Die Digitalisierung ganzer Industrien biete große Chancen, weshalb die Augsburger derzeit viel Geld in Forschung und Entwicklung stecken. Das Geschäft mit Abnehmern aus der Autoindustrie sieht Kuka weiter wachsen, aber weniger stark als früher. Größte Kunden sind hier Volkswagen, BMW, Daimler und Ford. Während in Europa die Nachfrage stagnieren dürfte, investierten in China viele lokale Autobauer in die Produktion, sagte Mohnen. In Amerika modernisierten Hersteller wie GM, Chrysler oder Ford ihre veralteten Werke.

Für 2016 geht der Vorstand davon aus, dass das Geschäft mit der Autoindustrie stagniert, und der Schub aus anderen Branchen kommt. Der Umsatz werde die Schwelle von drei Milliarden Euro überschreiten, an die er sich bereits 2015 angenähert hatte. Die Rendite (Ebit-Marge) soll - ohne Berücksichtigung eines Zukaufs in der Schweiz - mehr als 5,5 Prozent betragen, nach 6,6 Prozent im Jahr zuvor. Reuter sagte, bei den Zielen für 2020 sei Kuka "voll im Plan". Bis dahin wollen die Augsburger Erlöse zwischen 4,0 und 4,5 Milliarden Euro erzielen und eine Ebit-Marge von 7,5 Prozent. Die Umsätze sollen sich gleichmäßiger auf die drei großen Regionen Europa, Amerika und Asien verteilen. In China könnte der neue Großaktionär Midea, einem Hersteller von Haushaltsgeräten und Klimaanlagen, für Schwung sorgen: Es gibt laut Reuter Gespräche über eine Zusammenarbeit. Dessen gut 100 Logistikzentren könnten stärker automatisiert werden.

Reuters