Eine Kuka-Sprecherin erklärte daraufhin, das Angebot werde ergebnisoffen geprüft. "Grundsätzlich gilt: Ein Partner, der unser Wachstum beispielsweise in China oder im Bereich Industrie 4.0 unterstützt, könnte eine Chance für Kuka sein." Vorstandschef Till Reuters hatte zuvor erklärt, das Angebot unterstütze die Strategie des Roboterproduzenten. Kleinaktionäre warnten dagegen vor einem Ausverkauf deutscher Schlüsseltechnologie, wenn der für die Autoindustrie wichtige Roboterproduzent mehrheitlich in chinesische Hände ginge.
Der schwäbische Industriekonzern Voith ist mit 25,1 Prozent an Kuka beteiligt. Der Klimatechnikproduzent Midea hält bereits 13,5 Prozent und hatte im Februar eine Aufstockung angekündigt. Mitte Mai bot der chinesische Konzern einen Kauf zu 115 Euro je Aktie an und erklärte, mehr als 30 Prozent anzustreben.
Der nicht-börsennotierte Familienkonzern Voith legte sich nicht fest, ob er an seiner Sperrminorität festhält oder die vor anderthalb Jahren erst erworbenen Kuka-Aktien verkauft. "Das werden wir uns sehr sorgfältig überlegen", sagte Lienhard. Bedenken über eine Dominanz der Chinesen, die im Umfeld der Bundesregierung geäußert werden, teilt er nicht, denn Lienhard ist Vorsitzender des Asien-Pazifik Ausschusses der Deutschen Wirtschaft. "Ich bin der Meinung, dass wir generell in Deutschland gut daran tun, dass wir einen offenen Markt haben", sagte er. Midea dürfe gleichberechtigt mit deutschen Firmen ein Angebot abgeben. Allerdings müsse die deutsche Wirtschaft in China, wo manche Branchen abgeschottet werden, ebenfalls auf Gleichberechtigung pochen.
VOITH ERWARTET GEWINNRÜCKGANG
Der Einstieg bei Kuka war für Voith eine strategisch wichtige Beteiligung und kein Finanzengagement, wie Lienhard bekräftigte. Der auf die Branchen Automobilindustrie, Energie, Verkehr und Papierherstellung spezialisierte Maschinen- und Anlagenbauer erhoffte sich davon Know-how für die Digitalisierung seiner eigenen Produkte. Die Heidenheimer stecken mitten in einem schmerzhaften Umbauprozess. Binnen vier Jahren wurden 2500 Stellen abgebaut. Mit dem Verkauf des Geschäftsfeldes Industrieservice an den Finanzinvestor Triton halbierte sich Voith fast. Im ersten Halbjahr schrumpfte der Konzern-Betriebsgewinn um 19 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 97 Millionen Euro, der Umsatz sank leicht auf zwei Milliarden Euro. Nach Steuern machte Voith von Oktober bis März einen Verlust von 48 Millionen Euro, was vor allem an Abschreibungen für unternehmensinterne Auslandskredite lag. Lienhard kündigte deshalb für das Gesamtjahr einen Gewinnrückgang an.
Reuters