Kaufen und kassieren: Die Kassen der Beteiligungsfirmen sind prall gefüllt. Gesucht sind Firmen mit guter Marktstellung und attraktiver Bewertung. Aktien für ein Übernahmedepot
Die Ausgangssituation für Übernahmespekulationen ist im Moment günstig. Auf der einen Seite sind die Kurse gerade bei Zyklikern eher niedrig. Gleichzeitig haben die Beteiligubngsifmrne in ihern Fonds hohe Barmittel aufgehäuft, die investiert werden sollen.
Letztlich treten auch strategische Käufer selbst in einem konjunkturell schwierigen Umfeld immer wieder als Käufer auf. Viele Firmen haben den Nach-Corona-Boom genutzt, um ihre Bilanzen zu sanieren und sind nun bereit, bei attraktiven Bewertungen auch zuzukaufen. Und wie die Übernahme von Morphosys durch Novartis zeigt, gibt es dann auch ordentlich was zu verdienen, wenn man die entsprechende Aktie im Depot hat. Der Angebotspreis von 68 Euro, die der Schweizer Pharmariese für die Aktie der Münchner Biotechfirma zahlen will, liegt um 66 Prozent über dem Kurs vor der offiziellen Meldung zum Deal. Wir zeigen ihnen sechs Übernahmekandidaten. Die Unternehmen bringen dabei drei Gemeinsamkeiten mit. Sie sollten erstens eine Alleinstellung haben, was sie für einen Firmenkäufer interessant macht. Punkt zwei: Eine Übernahme sollte strukturell auch machbar sein, es darf also keine Hürden in der Satzung oder im Gesellschafterkreis geben. Und letztlich sollte die Bewertung der Aktie auch inklusive eines Aufgelds bei einem Gebot attraktiv sein. In der Summe sorgen die drei Punkte für eine höhere Wahrscheinlichkeit, dass es zu einem Deal kommt. Und der letzte Punkt ist hier besonders wichtig: Denn damit bringen die Aktien auch ohne das Sahnehäubchen Übernahme ordentliches Kurspotenzial mit.
Puma – Markenartikler mit Discountbewertung
Die Sportartikelfirma Puma hat in Sachen Übernahme im Moment keiner auf dem Radar. Das liegt vor allem daran, dass die Familie Pinault zusammen mit Kering 33 Prozent hält. Allerdings hat die Pinault-Gruppe schon deutlich abgebaut, 2021 wurde das bisher letzte Paket verkauft. Damals zahlten die Investoren im Übrigen über 90 Euro pro Aktie, mehr als das Doppelt des aktuellen Kurses. Kering begründete den Verkauf damals damit, dass Puma nicht mehr in die Strategie passe. Und diese Argumentation dürfte sich vermutlich kaum verändert haben. Ob die restlichen Aktien auch zum Verkauf stehen? Sicherlich nicht zum aktuellen Preis.
Die Nummer 3 in der Sportartikelwelt hatte sich zuletzt besser entwickelt als die beiden großen Wettbewerber Nike und Adidas. Die Aktie hingegen lief der operativen Entwicklung wohl auch deshalb sodeutlich hinterher, weil 2023 Sonderauf wendungen angefallen sind. Der Kurseinbruch hat zur Folge, dass die klassischen Bewertungskennzahlen wie etwa das Kurs-Umsatz-Verhältnis oder die Relation von Unternehmenswert zu Betriebsergebnis in den vergangenen zehn Jahren nie so tief waren. Werden die Kennzahlen etwa mit denen von Adidas verglichen, liegt der Abschlag bei mehr als der Hälfte. Das heißt: Ein potenzieller Firmenkäufer könnte selbst mit Aufgeld einen Markenartikler erwerben, der im Vergleich zu den Wettbewerbern auch noch ein höheres Wachstumspotenzial mitbringt. Und auch ohne Übernahme sollte die Aktie im Supersportjahr 2024 einen Teil der großen Bewertungslücke schließen können. Kursziel: 70 Euro
Valneva – Kauft Pfizer den Impfstoffkonzern?
Der Impfstoffhersteller Valneva hat im Moment zwei eigene Produkte: Eines gegen japanische Enzephalitis und neuerdings auch einen Impfstoff gegen Chikungunya-Fieber. Beim Impfstoff gegen das Chikungunya-Fieber hat Valneva derzeit eine Alleinstellung. Der Markt könnte gut eine halbe Milliarde Euro schwer sein. Mit den Impfstoffen ist der aktuelle Börsenwert eigentlich gut abgedeckt. Die Übernahmefantasie kommt mit dem Wirkstoff VLA15, den einzigen Impfstoffkandidat gegen Borreliose, der sich in Phase III der klinischen Tests befindet. Der Markt für dieses Produkt ist ein Vielfaches größer als alles, was Valneva bisher abgedeckt hat. Die Bedeutung zeigt sich auch schon daran, dass Pfizer als Partner in die Entwicklung eingetreten ist und das Mittel einlizenziert hat. Die letzten Ergebnisse der Studie haben dafür gesorgt, dass die Zielgruppe ausgeweitet werden kann. Nun geht es wohl um Spitzenumsätze Richtung eine Milliarde Dollar. Die Wette hier ist: ob Pfizer die hohen Gewinne, die anfallen, mit Valneva teilen will, oder den Konzern nicht ganz übernimmt. Kursziel: 7 Euro.
HelloFresh – Nach Absturz ist nun angerichtet
Börse kann grausam sein. Weil der Kochbox-Lieferant HelloFresh den Ausblick deutlich eingekürzt hat, stürzte die Aktie auf nie erreichte Tiefen. Das wird Begehrlichkeiten wecken, wie ein einfacher Vergleich zeigt. Als das Unternehmen 2017 an die Börse kam, wurde es mit 1,7 Milliarden Euro bewertet. Damals gab es 900 000 Kunden, die im Schnitt 49,50 Euro pro Order zahlten. Der Umsatz lag bei 900 Millionen, der Betriebsverlust bei 70 Millionen. Und heute? Hellofresh hat mehr als drei Millionen Kunden, die im Schnitt um die 65 Euro pro Order ausgeben. Der Umsatz liegt bei 7,6 Milliarden, der Betriebsgewinn um 450 Millionen Euro. Das Geschäft hat sich an allen Stellen vervielfacht. Die Firmenbewertung liegt aber nach dem Absturz deutlich unter dem beim Börsenstart. Das Missverhältnis nährt die Spekulation auf eine Übernahme. Es ist klar, dass die Marktstellung kaum nachgebaut werden kann. Will jemand – etwa ein Plattformbetreiber – in dem Bereich eine führende Position aufbauen, geht das nur über den Kauf von Hellofresh. Bei der aktuellen Bewertung käme auch eine Beteiligungsfirma als Käufer infrage. Selbst bei einem Aufgeld von 100 Prozent ließe sich ein Deal mit dem eigenen Cashflow finanzieren.
Mehr Übernahme-Aktien finden Sie in dieser Ausgabe von BÖRSE ONLINE, in der dieser Artikel zuerst erschien
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Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Valneva.