Am Nachmittag lag die Dialog Semiconductor-Aktie noch fast 15 Prozent im Minus. Dialog ging in einer Stellungnahme nicht direkt auf Apple ein. Die Einsichten in die Designzyklen führender Kunden seien unverändert, die Beziehungen entsprächen dem normalen Geschäftsverlauf, hieß es lediglich.

Dialog teilte weiter mit, dass dem Unternehmen keine Gründe für die Kursbewegungen aus dem Geschäft bekannt seien. Mit Blick auf die Prognose für das erste Quartal und für die Aussichten für das Gesamtjahr bleibe man zuversichtlich. Die Firma rechnet nach früheren Angaben für 2017 mit ordentlichem Umsatzwachstum, nach einem Rückgang im Jahr zuvor. Für das erste Quartal sind Erlöse zwischen 255 und 285 Millionen Dollar angekündigt.

Die Lampe-Banker beriefen sich auf Branchengerüchte, wonach Apple ab 2019 verstärkt eigene Stromsteuerungschips einsetzen und auf die Dialog-Produkte verzichten könnte. "Wir glauben, Dialog blickt einer sehr unsicheren Zukunft entgegen", erklärte Analyst Karsten Iltgen. Lampe stufte die Aktien von "hold" auf "sell" zurück, weil Apple seit geraumer Zeit vermehrt mehr Entwickler für Smartphone-Chips einstelle, und es Anzeichen dafür gebe, dass der Konzern eigene Chip-Zentren in München und Kalifornien aufbaue. Einem Insider zufolge wildert Apple derzeit bei den Dialog-Entwicklern. "Die werben ab wie verrückt", sagte der Kenner zu Reuters.

Analysten von Exane dämpften hingegen die Ängste. Dialog habe die Entwicklungen für 2017 und 2018 für Apple bereits im Sack und verhandele gerade über 2019, beriefen sie sich auf Kontakte mit dem Management des Chipspezialisten. Die Dialog-Spitze habe im Austausch mit Apple keine Veränderungen im Ton oder in der Denkweise ausgemacht. Zudem bräuchten die Amerikaner mehr als 1000 Ingenieure, um das Power Management für ihre Smartphones selbst zu stemmen. Es gebe keine Hinweise darauf, dass der US-Riese in diesem Umfang einstelle.

Der Markt für Smartphone-Technik, den im geringen Umfang auch die bayerische Infineon bedient, ist durch die Konzentration im Handysegment sehr eng geworden. Viele Zulieferer sind abhängig von den zwei Smartphone-Riesen Apple und Samsung. Zudem ist Apple für sein rigides Lieferanten-Regime gefürchtet. Wer seine Zulieferbeziehung zu den Kaliforniern öffentlich macht, riskiert seine Verträge.

Anfang April hatte der Dialog-Rivale Imagination Technologies seine Anleger mit der Nachricht geschockt, dass Apple auf den Einsatz von Produkten der Firma verzichten wolle. Stattdessen sollten eigene Grafikchips entwickelt werden. Die Imagination-Aktien waren daraufhin um mehr als 70 Prozent eingebrochen.

rtr