Europäische Aktien haben einen guten Start in das neue Jahr erwischt. Besonders gut gelaufen ist es dabei für die mittelgroßen Werte. Diese legten im Schnitt alleine im Januar um 7,6 Prozent zu. Eine Bilanz die folgendes belegt: Auch im Nebenwerte-Bereich profitieren viele Unternehmen von der expansiven Politik der EZB und von der Euro-Schwäche. Gefragt sind zudem bei den Anlegern Titel, die stark wachsen und/oder eine ansehnliche Dividendenrendite abwerfen.

Die Investoren sind bei Nebenwerten bereit, tiefer in die Taschen zu greifen als für Standardwerte. Laut Citigroup kommt der Stoxx Small 200 Index für 2014 und 2015 auf ein KGV von 17,2 und 14,9 und der Stoxx Mid 200 Index auf ein Werten von 16,1 und 14,3. Dem Stoxx Large 200 Index wird dagegen für diese beiden Jahre nur ein jeweils tieferes KGV von 15,0 und 13,4 zugebilligt.



Erklären lässt sich diese Differenz, die im historischen Vergleich derzeit sogar etwas weniger stark als sonst üblich ausfällt, unter anderem über die unterschiedlichen Wachstumsaussichten. So wird den Stoxx Large 200 Index-Vertretern 2015 und 2016 nur ein Gewinnwachstum von 9,2 Prozent und 7,8 Prozent zugetraut. Das Gewinnplus für die Mitglieder im Stoxx Mid 200 Index wird dagegen auf 18,8 Prozent und 14,7 Prozent taxiert und für den Stoxx Small 200 Index auf 29,0 Prozent und 7,1 Prozent.

Die Analysten bei der Citigroup setzen auf der Suche nach interessanten europäischen Nebenwerten auf Aktien, die von den eingangs erwähnten Faktoren profitieren. Falls die hauseigenen Prognosen aufgehen, macht das auch Sinn. Schließlich wird der Euro zum Dollar im kommenden Jahr nur noch bei der Parität gesehen. Zudem werden positive Impulse für die Konjunktur in Europa erwartet, was Unternehmen mit einem vergleichsweise hohen operativen Gewinnhebel begünstigen würde.

Auch unter Berücksichtigung dieser Faktoren hat die Citigroup ihr 410 europäische Aktien umfassendes Universum nach den aussichtsreichsten Aktien durchleuchtet. Weitere Auswahlkriterien sind dabei ein Börsenwert von unter fünf Milliarden Euro und ein tägliches Handelsvolumen von mehr als zwei Millionen Euro. Herausgekommen sind dabei 15 europäische Nebenwerte. Im Schnitt haben diese "Key buys" im Januar um 10,3 Prozent zugelegt. Nachfolgend stellen wir die vier Titel aus dieser Liste mit dem höchsten Kurspotenzial bei Drucklegung der Studie vor. Der Abstand zu den Citigroup-Kursziel bewegt sich dabei zwischen 15 und 104 Prozent.



Europäischer Nebenwerte-Favorit der Citigroup mit dem viertgrößten Kurspotenzial: Boliden AB (WKN: 983215, 139,20 schwedische Kronen, 14,51 Euro, alle Kurse und Bewertungsangaben stammen vom 09. Februar)



Hinter dem ersten Favoriten steckt mit Boliden ein Unternehmen aus einer Branche, von der momentan wegen schwierigerer Rahmenbedingungen nicht allzu viel erwartet wird an der Börse. Denn Boliden ist ein schwedischer Bergbaukonzern und viele Sektor-Vertreter haben derzeit wegen der fallenden Rohstoffpreise bei den Anlegern einen schweren Stand. Doch die rund 4.800 Mitarbeiter beschäftigende Gesellschaft hat bei der Abwicklung angekündigter Projekte in der Vergangenheit mehr überzeugt als viele Konkurrenzen und die Vorstandsriege ist der Ansicht, dass die für die Gruppe wichtigen Rohstoffe Kupfer und Zink in der Zukunft von einem Angebotsdefizit gestützt werden.

Zuversichtlich geben sich auch die Analysten der Citigroup. So wird in diesem Fall der operative Gewinnhebel mit 4,4 angegeben, was deutlich über dem festgelegten Mindestwert von 1,5 liegt. Spannend klingen zudem die Wachstumsraten, die Bolide zugetraut werden. Von 2013 bis 2016 rechnet die Citigroup mit einem Umsatzplus von im Schnitt 24 Prozent p.a. und beim Gewinn sogar mit durchschnittlich plus 71 Prozent. Konkret soll der Gewinn je Aktie von 2013 bis 2015 von 4,25 auf 16,35 Kronen steigen. Für das laufende Jahr wäre das gleichbedeutend mit einem moderaten KGV von 8,5. Relativ ansehnlich ist die vom Analystenkonsens auf rund drei Prozent taxierte Dividendenrendite.

Auch bei der UBS steht dieser Titel auf der Most-Preferred-Liste und die Citigroup hat das Kursziel zu ihrer Kaufempfehlung unlängst leicht von 159 auf 160 Kronen erhöht. Geht die Rechnung auf, hätte der Kurs noch fast 15 Prozent Luft nach oben. Der Aktienkurs ist zuletzt bereits auf den höchsten Stand seit April 2011 vorgerückt und die Notiz ist gerade dabei, eine ebenfalls aus dem Jahr 2011 stammende wichtige Widerstandszone zu knacken. Schafft es der Titel, diese Hürde zu überspringen, spricht ein intakter Aufwärtstrend anschließend für einen Anlauf in Richtung Rekordhoch von 169,50 Kronen. Entscheidend wird für die kurzfristigen Aussichten dabei aber sein, wie die für den 12. Februar angekündigten Zahlen für das vierte Quartal 2014 ausfallen werden.



Europäischer Nebenwerte-Favorit der Citigroup mit dem drittgrößten Kurspotenzial: TF1 S.A. (WKN: 873608, 14,10 Euro)



Deutlich weniger eindrucksvoll als bei Boliden fallen die Wachstumsaussichten bei TF1 aus (plus sieben Prozent beim Gewinn p.a. von 2013 bis 2016) und auch sonst erscheint dieser Titel in keiner der Eingang erwähnten Sonderkategorien als besonders herausragender Wert. Der Titel findet sich aber dennoch auf der europäischen Nebenwerte-Kaufliste der Citigroup wieder, weil ihn die zuständige Analystin Catherine O’Neill im Branchenvergleich für unterbewertet hält. Während dem größten französischen Fernsehsender für 2014 nur ein Verhältnis beim Unternehmenswert zum Umsatz nur ein Wert von 0,9 zugebilligt werde, komme die Konkurrenz hier im Schnitt auf 2,5. Beim Verhältnis von Unternehmenswert zum Gewinn vor Steuern. Zinsen, Abschreibungen und Amortisationen betrage der Multiplikator bei TF1 auf Basis der Schätzungen für 2015 nur 7,2, während er sich bei den Wettbewerbern im Schnitt bei 10,5 bewege.

Dieser Bewertungsabstand dürfte sich künftig wieder verringern, wofür unter anderem das vorhandene Potenzial für eine Verbesserung der Gewinnspannen spreche sowie starke Bilanzrelationen. Durch die volle operative Konsolidierung von zwei Sendern hätten diese beispielsweise besseren Zugriff auf die betriebene Werbevermarktung. Die vorhandenen Barmittel sowie die Put-Option auf Eurosport International würden außerdem alleine schon rund 35 Prozent der Marktkapitalisierung abdecken. Mit den hohen Barmitteln gehe auch die Phantasie berge auf eine Sonderdividende einher. Inklusive der regulären Ausschüttung könnte dies laut O’Neill auf eine Dividendenrendite von gut zehn Prozent hinauslaufen. Mittelfristig sei außerdem in Frankreich ein nachlassender regulatorischer Druck im Fernsehbereich denkbar.

Abgesehen davon würde natürlich eine überraschende Belebung der noch immer lahmen Konjunktur in Frankreich diesen Titel wegen dem damit verbundenen positiven Gewinnhebel sehr begünstigen. Auch Morgan Stanley zählt den Wert zu elf Aktien, die von der von der Europäischen Zentralbank betriebenen Lockerungspolitik profitieren dürften. Die Citigroup veranschlagt das Kursziel in diesem Fall auf 17,0 Euro. Das entspricht einem Potenzial von gut 20 Prozent. Nach einem zwischenzeitlichen Schwächeanfall befindet sich die Aktie seit Mitte Oktober wieder im Aufwind. Jetzt kommt es darauf an, die hartnäckige Widerstandszone im Bereich von 15 Euro zu überwinden. Damit das gelingt, wären natürlich gute Geschäftszahlen bei deren Vorlage am 19. Februar hilfreich.



Europäischer Nebenwerte-Favorit der Citigroup mit dem zweitgrößten Kurspotenzial: International Consolidated Airlines Group SA IAG (WKN: A1H6AJ, 5,365 britische Pence, 7,18 Euro)



Eine sehr gute Entwicklung hat in den vergangenen Wochen und Monaten bereits die Aktie der International Consolidated Airlines Group hingelegt. Mitte Oktober notierte der Titel noch bei 3,24 Pfund, doch unter anderem sorgte auch ein schwacher Ölpreis für reges Interesse an dem Wert.

Doch es gab auch unternehmensinterne Faktoren, die zuletzt für Kursbewegung sorgten. So ist bei der im Jahr 2011 aus der Fusion von British Airways und Iberia entstandenen britisch-spanischen Luftfahrtkonzerns jüngst die arabische Fluggesellschaft Qatar Airways mit einem Anteil von rund zehn Prozent eingestiegen. Eine spätere Aufstockung dieses Anteils ist möglich, derzeit aber nicht geplant. Zudem versucht IAG selbst, die irische Fluggesellschaft Aer Lingus zu übernehmen, wobei daran unter anderem auch Start- und Landerechte am Londoner Flughafen Heathrow interessant sind. Beim diesmaligen Anlauf könnte es auch klappen mit der Offerte. Bereits gekauft hat die Gesellschaft die frühere Lufthansa-Tochter BMI und den spanischen Billigflieger Vueling.

Die Citigroup sieht das Unternehmen auf einem guten Kurs. Neben sinkenden Kosten wird gleichzeitig auch mit Wachstum gerechnet. Beim Gewinn je Aktie wird von 2013 bis 2016 ein Anstieg von 49 Prozent prognostiziert. Das KGV für 2015 wird auf 11,5 beziffert. Damit ergibt sich ein tiefes Verhältnis von KGV zum Gewinnwachstum, was vorteilhaft einzustufen ist.

Ab Mitte 2015 wird außerdem die Aufnahme einer Dividendenzahlung für möglich gehalten. Sofern das Ziel beim freien Cash Flow erreicht werde, könnten gemessen am Nettogewinn sogar eine Ausschüttungsquote von mehr als 25 Prozent angepeilt werden. Auch sei dann ab 2016 sogar an Sonderausschüttungen zu denken. Das Kursziel gibt die Citigroup mit 6,5 Pfund an. Das bedeutet einen Abstand von rund 21 Prozent zum aktuellen gültigen Aktienkurs.

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Europäischer Nebenwerte-Favorit der Citigroup mit dem größten Kurspotenzial: Abengoa S.A. (WKN: 904239, 2,94 Euro)



Um ein ganz anderes Kaliber als die drei anderen vorgestellten Werte handelt es sich bei Abengoa. Der 1941 gegründete spanische Konzern ist in den Bereichen Energieversorgung, Telekom, Logistik und Umwelttechnik tätig. Das Unternehmen verfolgt vor allem im Bereich der regenerativen Energie große Ziele, wird aber seit Jahren von einer hohen Verschuldung geplagt. Im Herbst des Vorjahres sorgten damit einhergehende Bilanzierungszweifel für einen herben Kurssturz.

Davon hat sich die Notiz zuletzt zwar wieder erholt, letztlich hat es in den vergangenen Jahren aber nicht mehr als zu einem volatilen Seitwärtstrend gereicht. Zur jüngsten Kurerholung haben sicherlich Meldungen beigetragen, wonach die Spanier von Advanced Water Technology aus Saudi-Arabien den Auftrag erhalten hat, gemeinsam eine große, mit Solarstrom betriebene Entsalzungsanlage in Saudi-Arabien zu entwickeln. Der Bau dieses Photovoltaik-Kraftwerks, das den kompletten Strom für eine Meerwasser-Entsalzungsanlage liefert und so die Betriebskosten erheblich senkt, ist laut Angebot weltweit einzigartig.

Wie die volatile Kursentwicklung bereits nahelegt, handelt es sich bei Abengoa um einen Wert mit einem hohen Chance-Risiko-Profil. Die Citigroup wittert dabei mehr als Chancen als Risiken, weil das Unternehmen dabei sei, sich weniger komplex aufzustellen und so den Blick auf die Werthaltigkeit der vorhandenen Assets freilege. Insgesamt seien diese Vermögenswerte derzeit deutlich unterbewertet. Beim Kurs wird ein Anstieg auf sechs Euro für möglich gehalten. Wird diese Vorgabe erreicht, wäre das gleichbedeutend mit einem Kursanstieg von gut 104 Prozent.

Beim Gewinn je Aktie wird das Wachstum von 2013 bis 2016 im Schnitt auf 25 Prozent beziffert. Das KGV wird für 2015 mit knapp zehn angegeben, so dass auch hier das Verhältnis von KGV zum Gewinnwachstum bei unter eins liegt. Die erwartete Dividendenrendite wird von der Citigroup mit gut vier Prozent genannt. Klingt gut, geht aber auch mit einem vergleichsweise hohen Risiko einher.