Chart 1 - DAX Intradaychart auf Ein-Minuten-Basis
Wie weit sich eine Rally fortsetzen kann bevor der finale Endpunkt erreicht ist, steht in den Sternen - auch die Statistik liefert darauf keine befriedigende Antwort. Wann jedoch eine Zwischenkorrektur droht, lässt sich im Vergleich dazu weitaus einfacher ermitteln. Dadurch wird schnell klar, wann günstige Kaufzeitpunkte sind, und wann Anleger sich besser in Geduld üben sollten. Aktuell ist eher Letzteres der Fall, zumindest wenn man den Abstand der Kurse zur 200-Tage-Linie als Entscheidungshilfe zugrunde legt.
Misst man die Differenz zum durchschnittlichen Kurs der vergangenen 200 Tage - ein unter Börsianern populärer Indikator für langfristige Trends - steht die Ampel schon auf Gelb bis Gelb-Orange. In den vergangenen Jahren stoppten Aufwärtsbewegungen, wenn der Index sich mehr als 14 Prozent von seinem Mittelwert nach oben abgesetzt hat. Aktuell beträgt der Abstand bereits mehr als 16 Prozent. Klettert der Index weiter bis 20 Prozent über die 200-Tage-Linie, ist Endstation.
Nur bei vier Übertreibungsphasen in den letzten 30 Jahren kletterte der Markt weiter, dann wurden Werte bis 33 Prozent und mehr gemessen - erkennbar im Chart auf Seite 3. Doch danach kam es (bis auf eine Ausnahme) zu starken Kurseinbrüchen oder sogar langfristigen Abwärtstrends - zuletzt im Jahr 2000. Ausgehend vom aktuellen Stand der 200-Tage-Linie bleibt den Kursen somit noch Luft bis etwa 11.750 Zähler - wenn der Markt sich wieder so extrem verhält, wie zuletzt 2009, 2007 und 2003 und sich 20 Prozent von seinem Mittelkurs absetzt - ebenfalls kein besonders häufiges Vorkommnis.
Wer glaubt, dass sich das Bild ändert, wenn man einen anderen Durchschnitt verwendet, der irrt sich - wir haben zur Bestätigung eine unter Marktanalysten gebräuchliche Methode verwendet, und den Zeitraum für die Durchschnittsberechnung testweise auf 400 Tage (80 Wochen - siehe Chart unten) verdoppelt. Auch hier zeigt sich in ähnliches Bild - eine Differenz von 20 Prozent ist messbar, in den vergangenen acht Jahren war hier Endstation. Davor waren noch Abweichungen von bis zu 28 Prozent zu erkennen, für ganz euphorische Optimisten lässt sich daraus ein Kursziel bei 12.200 Punkten ableiten. Spätestens hier sollte sich dann auch diese Anlegergruppe aus dem Markt verabschieden. Und auf ein dermaßen selten vorkommendes Extrem zu setzen, ist auch nicht allzu professionell.
Stoppkurse für bestehende Engagements nachziehen ist daher angesagt, neue Käufe sollten verschoben werden. So gut wie immer waren kurz nach Überhitzungsphasen - und dazu gehört mit hoher Wahrscheinlichkeit auch die aktuelle Rally - günstigere Einstiegskurse vorzufinden. Für ungeduldige Schnäppchenjäger hilft noch ein Blick auf den Kurzfristchart. Er zeigt bei 11.000 Punkten die erste stärkere Unterstützung, hier liegen der Monatsdurchschnittskurs sowie mehrere Wendepunkte im Kursbild, was bei erneutem Kontakt der Kurse mit diesem Areal erfahrungsgemäß zu verstärktem Kaufinteresse führen könnte.
Davor finden sich kleinere, teilweise aber ebenfalls schon erprobte Unterstützungen, die der Markt trotz seiner relativ schnellen Reise nach Norden ausbilden konnte. Bei 11.350, 11.300, 11.220/11.240 sowie 11.140/11.170 Punkten war jeweils ein leichter Nachfrageschub messbar. Diese Niveaus stellen Kursziele für den Fall einer Zwischenkorrektur dar, und eignen sich jeweils für Teilgewinnmitnahmen aus der nun langsam auch für weniger mutige Spekulanten empfehlenswerten kurzfristigen Short-Position.
Chart 2 - DAX-Chart mit Abstand zur 400-Tage-Linie in %
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Chart 3 - Tageschart mit Abstand zur 21-Tage-Linie in %
Gemessen am Abstand zur 21-Tage-Linie verbleibt aktuell ebenfalls nicht mehr viel Potenzial nach oben. Von den Extremwerten zwischen 8 und 9 Prozent ist der DAX zwar noch weit entfernt. Doch die meisten Wendepunkte erfolgten bereits, wenn der Index zwischen 3,6 und 3,8 Prozent über seinem Monatsdurchschnittskurs kletterte - dieser Schwellenwert ist nun erreicht.
Chart 4 - Wochenchart mit Abstand zur 200-Tage-Linie
Wie weit kann es langfristig nach den neuen Allzeithochs nun noch gehen? Die Statistik hilft, diese Frage zu beantworten: Unter dem Kursverlauf des DAX haben wir im Wochenchart den Abstand der Kurse zur 200-Tage-Linie (entspricht etwa dem 40-Wochen-Durchschnitt) abgebildet. Mit dieser Methode lässt sich ein Kursziel auf der Oberseite bei maximal rund 11.750 Zählern errechnen - dieser Wert entspricht den in der Vergangenheit im Idealfall gemessenen 20 Prozent Abstand des Index zu seinem langfristigen Durchschnittspreis.
Zu Beginn des Jahrtausends waren es auch mal 33 Prozent und mehr - doch das sollten sich Anleger lieber nicht wünschen, auch wenn der DAX dadurch noch rechnerisches Potenzial bis fast an die 13.000er-Marke hätte. Denn anschließend startete damals der dreijährige Abwärtstrend, im Zuge dessen sich der Indexstand fast viertelte.
Chart 5 - Kerzenchart auf Tagesbasis
Unterstützungen und Widerstände
Andreas Büchler ist Herausgeber des "Index-Radar", der größte tägliche Börsenstatistik-Report Deutschlands. Der Experte für Handelssysteme ist zudem Vorstand der Qarat AG, einer auf Quantitative Analyse und Algorithmic Trading spezialisierten Forschungsgesellschaft.
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