Penell, Elektrogroßhändler aus Ober-Ramstadt. Zeichnungsfrist 26.5. 7,75 Prozent Coupon.
Ihre Gesellschaft spiegelt den typischen Mittelständler wider. Mit Ihren knapp 30 Mitarbeitern, erwirtschaften Sie etwas weniger als 20 Millionen Euro Umsatz. Wie sind Sie darauf gekommen, eine Anleihe im Volumen von 5 Millionen Euro zu emittieren? Für Ihre Unternehmensgröße ist das nicht der alltägliche Weg.
Penell: Bisher hatten wir immer unsere klassische Hausbank. Die über Jahre gewachsene gute Beziehung möchten wir uns auch erhalten. Allerdings sind den Banken allgemein die Hände gebunden. Wir betreiben ein sehr kapitalintensives Geschäft. Da wir in den kommenden Jahren stark wachsen möchten, mussten wir uns nach Alternativen zur klassischen Bankfinanzierung umschauen.
Wie genau sieht Ihr Geschäftsmodell aus?
Penell: Wir beraten, planen und liefern für unsere Kunden weltweit die Elektroversorgung beim Bau von Infrastrukturprojekten. Die Penell-Projektkompetenz erstreckt sich insbesondere auf die Bereiche Tunnel-, Tief- und Hochbau, Bergbau- und Transportlogistik, Chemie und Pharma. Während das Engineering "nur Mittel zum Zweck ist", verdient Penell hauptsächlich sein Geld durch den Verkauf der Elektroartikel vom kleinsten Schalter bis zum dicksten Kabel. Dabei agieren wir nicht nur als "normaler Lieferant". Der Kunde sehnt sich den industriell ausgerichteten Handelspartner regelrecht herbei, der nicht nur den rein kommerziellen Anteil, sondern auch den darüber hinausgehenden technischen Anteil zu einem guten Stück mitbewältigen kann. Daher werden wir oft schon in der Planungsphase eines neuen Projektes eingebunden und liefern unser Know-how. Durch diese Kompetenz unterscheiden wir uns von unseren Wettbewerbern.
Wer sind die Hauptkunden Ihres Elektro-Großhandels?
Penell: Unsere Hauptkunden sind im Wesentlichen die international führenden Baukonzerne, durch die wir weltweit in allen interessanten Tunnelbauprojekten vertreten sind, u.a. Strabag, Hochtief und Alstom.
Sie haben mit rückläufigen Umsätzen zu kämpfen….
Penell: ….aber dafür können wir steigende Erträge verbuchen. Seit Gründung der Gesellschaft im Jahr 1981 arbeitet Penell immer profitabel. Durch die begrenzten liquiden Mittel, konnten wir in der jüngeren Vergangenheit leider nicht mehr alle Aufträge annehmen, da sie meist sehr kapitalintensiv sind. So ist es auch zu erklären, dass wir im Geschäftsjahr 2013/2014 bis Ende Januar, einen Umsatzrückgang um 9,4 Prozent auf 16,5 Millionen Euro hatten, da wir uns gezielt von margenschwachem Geschäft getrennt haben. Die Konzentration auf rentablere Projekte hatte aber zur Folge, dass wir trotz des Umsatzrückgangs den Rohertrag um 8,0 Prozent auf 3,3 Millionen Euro steigern konnten. Durch die Anleihe werden wir glücklicherweise in die Lage versetzt, dieses Dilemma künftig zu vermeiden und den Umsatz deutlich ausweiten.
Aber warum ist Ihr Geschäft so kapitalintensiv?
Penell: Gerade bei Infrastrukturprojekten handelt es sich oft um gigantische Investitionssummen. Bei solchen Projekten kann es schnell zu zeitlichen Verschiebungen kommen. Von uns wird verlangt, dass wir innerhalb kürzester Zeit die Materialien für Elektroversorgung sicherstellen. Obwohl die Projekte oft mehrere Jahre im Voraus geplant werden, muss es plötzlich ganz schnell gehen. Dadurch, dass wir große Bestände an Kupferkabeln am Lager haben, können wir schnell reagieren. Dies bedeutet aber auch, dass wir enorme Mittel im Lagerbestand gebunden haben. Aktuell sind dies 7,3 Millionen Euro. Wir können uns daher nicht um jedes Projekt bemühen. Durch das frische Geld aus der Anleihe wollen wir flexibler auf Anfragen reagieren können.
Warum sind Sie so sicher, dass die Anleihe ein Erfolg wird und was machen Sie, wenn es nicht klappt.
Penell: Penell wird es auch weiter geben- mit oder ohne Anleihe. Wir können dann halt nur nicht so schnell wachsen. Ich denke, dass unser Sicherheitenpaket die Anleger überzeugen wird. Wenn man die Märkte in de vergangenen Jahren beobachtet hat, fällt doch auf, dass die Anleger auf echte Sachwerte stehen, die im Extremfall schnell zu liquidieren sind. Genau das können wir bieten.
Wie genau sieht Ihr Sicherheitenpaket denn aus?
Penell: Unser komplettes Lager an Kupferkabeln wird an die Anleger verpfändet. Im Extremfall könnte man dieses in kürzester Zeit liquidieren. Für Kupfer gibt es täglich einen Marktpreis, zu dem Kupfer verkauft bzw. angekauft werden kann. Aktuell hat unser Warenlager einen Wert von über 7,0 Millionen Euro. Somit ist die Anleihe zu über 100 Prozent mit dem fungiblen Asset Kupfer besichert. Zusätzlich werden wir die Zinsen für die ersten zwei Zinszahlungen aus dem Emissionserlös auf einem Treuhandkonto belassen. Es gibt am Markt viele Anleihen die über nicht direkt liquidierbaren Assets besichert sind. Kupfer lässt sich relativ schnell liquidieren, im Gegensatz zu Assets in Form von z.B. Maschinen, Markenrechten oder Immobilien.
Haben Sie auch Covenants?
Penell: Bei den Anlegerschutzrechten haben wir u. a. den Kontrollwechsel, Drittverzug, unzulässige Ausschüttungen, Thesaurierungsverpflichtung von 75 Prozent etc. mit bedacht. Im Detail können sie diese bei uns auf der Homepage www.penell-gmbh.de nachlesen. Bei der Auswahl dieser sogenannten Covenants haben wir uns nach den aktuellen Marktverhältnissen gerichtet.
Aber warum ist das Rating von Feri mit B+ nicht besser ausgefallen?
Penell: Da müssten Sie bei Feri nachfragen.In der Presse begründet Feri die Rating-Note hauptsächlich mit der renditeschwachen Branche und vor allem mit dem volatilen Kupferpreis. Unserem Wissen nach verfolgt Feri bei der Ratingeinstufung einen TOP-Down Ansatz, d.h. es wird über eine Brancheneinstufung eine Unternehmenseinstufung durchgeführt. Die Meinung von Feri, dass Penell in einer vergleichsweisen schwachen Branche tätig ist teilen wir keineswegs. Und wir können uns als wirkliche "Branchenkenner" sehen.Die Volatilität des Kupferpreises an sich, kann man im Vergleich zu z.B. Immobilien so sehen. Jedoch haben wir den Anleihegläubigern spezielle Schutzrechte, bei einer Unterschreitung einer 120% (EUR 6 Mio.) Besicherung eingeräumt. Somit ist es faktisch zu keiner Zeit möglich, dass die Anleihe nicht zu mehr als 100% besichert sein wird. Damit ist das Argument der Volatilität des Kupferpreises ausgehebelt.
Aber der Kupferwert am Lager übertrifft doch das gesamte Anleihevolumen….
Penell: ….das stimmt. Stand 19. Mai hatten wir 1436 Tonnen Kupfer am Lager. Das entspricht einem Kupferwert von 7,3 Millionen Euro. Selbst wenn der Kupferpreis einmal fallen sollte, dann ist die Anleihe noch lange nicht gefährdet.
Aber warum haben Sie überhaupt ein Rating erstellen lassen. Andere Gesellschaften versuchen es auch ohne Rating. Gesetzlich wären Sie dazu nicht verpflichtet.
Penell: Das ist einfach nicht unser Anspruch. Wir wollen für die Anleger die unsere Anleihe zeichnen, die maximale Transparenz. Das beinhaltet eben ein Rating. Eine bessere Beurteilung hätte uns natürlich auch besser gefallen. Trotzdem - wir haben den Anspruch, dass wir bei der nächsten Beurteilung besser abschneiden. Daran glaube ich auch fest.
Wozu wollen Sie die Finanzmittel aus der Anleihe verwenden?
Penell: Etwa 2,2 Millionen Euro werden zur Rückführung bestehender Bankverbindlichkeit genutzt. Der Rest vom Emissionsvolumen wird zur Finanzierung des Umlaufvolumens und unserer Lieferfähigkeit verwendet. Somit müssen wir zukünftig keine Aufträge mehr aus Mangel an Liquidität ablehnen. Allein durch die frischen Mittel sind wir in der Lage, Skonti mit einem jährlichen Volumen von rund 750.000 Euro zu ziehen.
Einschätzung der Redaktion:
Der südhessische Elektrogroßhändler Penell will mithilfe einer Anleihe (ISIN: DE000A11QQ82) fünf Millionen Euro einsammeln. Am Montag startet die Zeichnung, der Minibond soll im Freiverkehr in Düsseldorf notieren. Bei einer Laufzeit bis 2019 gibt es einen Zins von 7,75 Prozent. Penell ist auf Elektroversorgung im Tunnelund Bergbau spezialisiert. Der Bond ist mit dem Firmenlager besichert, in dem vor allem Kupferkabel liegen. Feri hat nur die Note "B+" vergeben. Für sehr risikobereite Anleger.