von Franz-Georg Wenner






Chart 1: DAX Intradaychart auf Fünf-Minuten-Basis



Die geringe Handelsspanne zum Wochenauftakt ist gerade in dem bisher sehr volatilen Börsenjahr recht ungewöhnlich. Allerdings sollte man der gestrigen Bewegung nicht zu viel Aufmerksamkeit zukommen lassen. Einige Anleger haben in den Karnevalshochburgen gefeiert und warten ab, bis die US-Investoren nach dem verlängerten Wochenende wieder eingreifen. Die Umsätze auf Xetra lagen lediglich bei 2,4 Mrd. Euro. Zuletzt wurden ähnlich niedrige Niveaus zum Jahreswechsel gemessen (siehe senkrechte Markierung im Chart 2). Der Vier-Wochen-Durchschnitt liegt hingegen bei 4,2 Mrd. Euro.

Sollten negative externe Nachrichten ausbleiben, bestehen unverändert gute Chancen, dass der DAX keine größere Korrektur zeigen wird. Nach der beeindruckenden Rally in den ersten Wochen des Jahres war der Markt Ende Januar / Anfang Februar gemessen an der Differenz zur 21-Tage-Linie kräftig überkauft. Inzwischen hat sich die Ausgangslage bereits deutlich verändert.

Ein überhitzter Zustand kann grundsätzlich über eine Kurskorrektur oder eine Seitwärtsbewegung abgebaut werden. Bisher sehen wir nur die sanfte Variante, in der Gewinnmitnahmen kaum zu beobachten waren. Anleger, die investiert sind, rechnen offenbar mit weiter steigenden Kursen und geben daher kaum Papiere aus der Hand. Auf der anderen Seite hoffen die zahlreichen noch nicht oder zu gering engagierten Akteure auf eine Korrektur, um zu günstigeren Kursen einzusteigen. Im Ergebnis führt dies zu einer Konsolidierung, bei der jeder noch so kleine Rücksetzer sofort gekauft wird. Klettert der DAX hingegen auf frische Rekordmarken, geraten die bisher unterinvestierten Anleger unter Zugzwang, um nicht in Performancerückstand zu geraten.

Ein Signal für ein positives Szenario wären Kurse über dem nächsten, wenn auch schwachen Widerstand bei 11.000. Sollten auch darüber Anschlusskäufe einsetzen, könnte der nächste Rally-Schub einsetzen. In den vergangenen Tagen ist die 21-Tage-Linie kräftig gestiegen, während der DAX nur seitwärts lief. Der Markt befindet sich somit in einem Wohlfühlbereich, von dem aus ein weiterer Anstieg bis 11.580 aus statistischer Sicht durchaus möglich ist. Behalten Sie daher die bisherige Rekordmarke genau im Auge. Zeichnet sich ein Ausbruch ab, sollten mutige Anleger keine Zeit verlieren. Dazu bieten wir Ihnen je nach Risikogeschmack mit dem Hebel 40-Tool sowie den beiden Produktempfehlungen am Ende der Analyse passende Hebelpapiere.

Scheitert hingegen der Sprung über die Barriere, könnten die Bären ihre Chance wittern und mindestens auf einen Rücklauf bis in den schwachen Nachfragebereich um 10.800 spekulieren. Knapp darunter verläuft bei 10.725 die steigende 21-Tage-Linie. Wie bereits das Kursverhalten von Anfang Januar zeigt, sollte der Gleitende Durchschnitt nicht punktgenau beachtet werden. Zwischenzeitliche Rücksetzer unter den Durchschnitt sind durchaus einzuplanen.

Wirklich entscheidend ist aber erst die in den vergangenen drei Wochen mehrfach bestätigte Haltezone um 10.550 / 10.600. Erst wenn der DAX auch hier keine Stabilisierung erfährt, wäre ein mögliches Doppel-Top als charttechnisches Umkehrmuster bestätigt. Wer sehr spekulativ agieren möchte, kann bereits jetzt mit einer kleinen, knapp über dem Rekordhoch abgesicherten Short-Position auf einen Rücklauf bis den Bereich um 10.600 setzen und die Position ausbauen, wenn sich das negative Szenario durchsetzen sollte.



Auf Seite 2: Chart 2 - Tageschart mit Abstand zur 21-Tage-Linie in %



Chart 2 - Tageschart mit Abstand zur 21-Tage-Linie in %



Nach der starken Rally, die im Oktober 2014 startete, ist das Potenzial nach oben beschränkt. Der in den vergangenen Jahren gemessene maximale Abstand zur 21-Tage-Linie (dem Monatsdurchschnittskurs) des DAX beträgt knapp über neun Prozent - ein Extremwert, der im zurück liegenden Jahrzehnt nur in vier Fällen erreicht wurde, meist nach stärkeren Korrekturen. Zuletzt notierte der Index Ende Januar mehr als acht Prozent über seinem Durchschnitt, was bereits auf eine massive Überhitzung des Marktes hin deutet.

Das letzte Mal war der DAX im Herbst 2011 so überkauft. Damals schlugen die Kurse anschließend fast in gleichem Maße nach unten aus und fielen um 8 Prozent unter ihren Monatsmittelpreis. Umgerechnet auf das aktuelle Kursniveau ergäbe sich daraus beträchtliches Korrekturpotenzial bis fast an die 9700er-Marke. Es gibt zwar keine Wiederholungsgarantie, doch folgt auf eine Übertreibung in eine Richtung häufig auch ein stärkerer Ausschlag zur Gegenseite - das ist mehr oder weniger ein Gesetz der Marktphysik und lässt sich auch mit gesundem Menschenverstand nachvollziehen. Anleger mit längerem Zeithorizont sollten entsprechend vorsichtig agieren und nicht zwangsläufig jetzt frisches Kapital investieren. Es ist aus dem oben geschilderten Blickwinkel wahrscheinlich, dass wir auf absehbare Zeit noch einmal tiefere Indexstände zu sehen bekommen.

Auf Seite 3: Chart 3 - Wochenchart mit Abstand zur 200-Tage-Linie



Chart 3 - Wochenchart mit Abstand zur 200-Tage-Linie



Wie weit kann es langfristig nach den neuen Allzeithochs nun noch gehen? Die Statistik hilft, diese Frage zu beantworten: Unter dem Kursverlauf des DAX haben wir im Wochenchart den Abstand der Kurse zur 200-Tage-Linie (entspricht etwa dem 40-Wochen-Durchschnitt) abgebildet. Mit dieser Methode lassen sich Kursziele auf der Oberseite bei maximal rund 11.000 bis 11.600 Zählern errechnen - diese Werte entsprechen den in der Vergangenheit im Idealfall gemessenen 14 bis 20 Prozent Abstand des Index zu seinem langfristigen Durchschnittspreis.

Zu Beginn des Jahrtausends waren es auch mal 33 Prozent und mehr - doch das sollten sich Anleger lieber nicht wünschen, auch wenn der DAX dadurch noch rechnerisches Potenzial bis jenseits der 12.800er-Marke hätte. Denn anschließend startete damals der dreijährige Abwärtstrend, im Zuge dessen sich der Indexstand fast viertelte.

Auf Seite 4: Chart 4 - Kerzenchart auf Tagesbasis



Chart 4 - Kerzenchart auf Tagesbasis



Auf Seite 5: Tabelle Unterstützungen und Widerstände



Tabelle Unterstützungen und Widerstände



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Trading-Ideen

























































Franz-Georg Wenner ist Chefredakteur des börsentäglichen Anlegermagazins "Index-Radar".

www.index-radar.de