von Andreas Büchler




Chart 1 - Intradaychart auf Fünf-Minuten-Basis



Überlagert man den Kursverlauf des US-Leitindex S&P 500 und des DAX, wird der Gleichlauf beider Börsenbarometer sofort erkennbar. Auch statistisch lässt sich dies über die so genannte Korrelation messen, eine Kennzahl die zwischen minus eins (total gegensätzlicher Verlauf der Kurskurven) und eins (absolut paralleler Verlauf) schwanken kann. In der Regel bewegt sich dieser Wert mindestens bei 0,9 - momentan jedoch ist er fast auf Null gefallen.

Diese Situation stellt einen absoluten Ausnahmefall dar, in der Vergangenheit holte der DAX in vergleichbaren Fällen stets wieder zum S&P 500 auf - egal ob dieser besser oder schlechter gelaufen war. Aktuell ist der US-Markt der deutschen Börse voraus, der DAX müsste fast bis an die 10.500er-Marke steigen, um wieder synchron zur Wall Street zu marschieren. Mittel- bis langfristig bietet dies eine gute Perspektive für eine Aufholjagd.

Doch kurzfristig bremst auch der S&P 500 ab, der sich seit 2009 im Wert verdreifacht hat und alleine seit Mitte Oktober wieder um 10 Prozent zugelegt hat. Damit wird es kurzfristig auch für den DAX schwerer, die in den vergangenen Wochen zähe Hürde bei 9500/9600 Tagen zu überspringen. Die dort verlaufende 200-Tage-Linie, der wohl meistbeachtete Durchschnittspreis des DAX, veranlasste Marktteilnehmer immer wieder zu Gewinnmitnahmen.

Auf lange Sicht stehen die Chancen für einen Anstieg der Notierungen über diesen Mittelkurs gut, doch die nachlassende Dynamik der US-Börsen erschwert den Ausbruch nach oben vorläufig. Stattdessen droht der Rückfall unter die seit Monatsbeginn immer wieder gekaufte Preiszone bei 9150/9220, was weitere Verluste bis mindestens an die 8900er-Marke nach sich ziehen könnte. Kommt es dazu, können Anleger mit der am Ende dieser Analyse (Seite 6) vorgestellten Trading-Idee darauf setzen. Das Classic Turbo Short-Zertifikat der Commerzbank legt um 20 Prozent zu, wenn der DAX um ein Prozent fällt. Dafür wird es aber auch wertlos, falls der Index über die 9600er-Marke klettert. Es darf also wie immer im kurzfristigen Bereich nur mit Kleinstbeträgen spekuliert werden.

Chart 2 - Korrelation (Gleichlauf) DAX und S&P 500



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Chart 3 - Tageschart mit Abstand zur 21-Tage-Linie in %



Erst wenn der Markt sich deutlich über die 9600 erholt, sinkt mittel- bis langfristig die Gefahr weiterer Verkäufe. Dann wäre der Bereich um 9770/9891 Punkten die nächste Orientierungsmarke. Hier liegen seit Jahresbeginn mehrere Wendepunkte und Zwischenhochs im Chart. Bis es soweit ist, bleibt aber die Zone um 8100/8150 Punkte weiterhin ein realistisches Kursziel auf der Unterseite. Dort lagen über viele Jahre hinweg ehemalige Allzeithochs des Deutschen Aktienindex, das Areal ist in den Köpfen der Marktteilnehmer dadurch noch sehr stark präsent. Wenn der Index erneut auf dieses Niveau zurück fällt, könnten viele langfristig denkende Anleger dies als zweite Einstiegschance in einen mehrjährigen Aufwärtstrend sehen - daran dürfte die Mehrheit immer noch glauben.

Darunter hinaus gehende Rückschläge sind vorerst eher unwahrscheinlich, eine Seitwärtsbewegung zwischen dem Bereich 9600/9891 oder sogar dem Allzeithoch bei 10.050 Zählern auf der Oberseite und maximal 7500/8000 Punkten auf der Unterseite (siehe Wochenchart auf der folgenden Seite) bleibt vorerst das wahrscheinlichste Szenario. Gegen weitere Verluste spricht vorerst die scharfe Erholung des Marktes nach dem jüngsten Einbruch im Oktober, die unter Chartexperten als V-Formation bekannt ist, weil sie diesem Buchstaben gleicht. Dieses Kursmuster entsteht, wenn Marktteilnehmer eine panikähnliche Verkaufswelle am Markt nutzen, um auf Schnäppchenjagd zu gehen. Das Ausmaß der anschließenden Käufe kann nur dann so hoch werden, wenn die breite Masse ihren vorangegangenen Ausverkauf als Irrtum oder Übertreibung einstuft und dann schnell wieder zugreift. Ist dies der Fall, ist das Stimmungsumfeld für einen weiteren Anstieg anschließend oft deutlich besser als zuvor.





Chart 4 - Wochenchart mit Abstand zur 200-Tage-Linie



Der Chart auf Wochenbasis zeigt die Bedeutung der Zone um 8000/8150 Zähler, ebenso wird die 7500er-Marke als weiterer Haltebereich sichtbar. Erst wenn es weiter abwärts geht, müssen Anleger sich Gedanken machen. Dann hilft der Abstand zur 200-Tage-Linie, ein Kursziel zu definieren. Er kann zwischen minus 20 und minus 40 Prozent betragen, daraus resultieren Zielmarken zwischen 7600 und 5700 Punkten. Letztere ist eher unwahrscheinlich, nur in Extremphasen hat sich der DAX so weit von seinem durchschnittlichen Kurs der vergangenen 200 Börsentage nach unten abgesetzt.



Chart 5 - Kerzenchart auf Tagesbasis





Unterstützungen und Widerstände




























































Andreas Büchler ist Herausgeber des "Index-Radar", der größte tägliche Börsenstatistik-Report Deutschlands. Der Experte für Handelssysteme ist zudem Vorstand der Qarat AG, einer auf Quantitative Analyse und Algorithmic Trading spezialisierten Forschungsgesellschaft.

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