Die asiatischen Länder rücken stärker zusammen. Angetrieben von der Volksrepublik China haben 15 Nationen aus dem asiatisch-pazifischen Raum Mitte des Monats das Freihandelsabkommen RCEP unterzeichnet. Acht Jahre wurde um die "Regional Comprehensive Economic Partnership" gerungen, Mitte 2021 tritt sie in Kraft. Sie soll die Beziehungen der Beteiligten verbessern - trotz aller Rivalitäten. Im Wesentlichen geht es dabei um den Abbau von Zöllen. Auf rund zwei Drittel aller gehandelten Waren sollen diese vollständig aufgehoben und auf weitere Produkte gesenkt werden.
Mit dabei in der neuen Freihandelszone sind die bisherigen Asean-Staaten, also Indonesien, Malaysia, die Philippinen, Singapur, Thailand, Vietnam, Kambodscha, Laos, Myanmar und Brunei, dazu Australien und Neuseeland sowie die Wirtschaftsschwergewichte China, Südkorea und Japan. Nicht mit an Bord ist Indien, das sich vor einem Jahr aus dem Projekt zurückgezogen hat. Außerdem fehlt Taiwan, das von der Volksrepublik China nicht als eigenständiges Land anerkannt wird.
RCEP ist damit der größte Handelsblock weltweit. Das Bruttoinlandsprodukt der Beteiligten summiert sich auf gut 26 Billionen Dollar, das sind zehn Billionen mehr als die EU auf die Waage bringt. Das neue Abkommen betrifft 2,2 Milliarden Menschen und deckt 29 Prozent des Welthandels ab. Bis 2030 dürften die Länder des Abkommens über 50 Prozent der Weltwirtschaft ausmachen.
Das ist sicher auch im Sinne von Chinas Präsident Xi Jinping. Der will die Innovationskraft im eigenen Land und den Binnenkonsum anregen. Gleichzeitig will er aber auch ausländisches Kapital anziehen, weswegen der Zugang für ausländische Investoren zu Chinas Kapitalmärkten sukzessive verbessert wird. Aktien aus den Wachstumsbereichen Software, Automatisierung, Gesundheitswesen und Versicherungen sollten davon profitieren.
Elektronikunternehmen vorneweg
Auch Südkorea profitiert mit seinem Tech-Know-how von der neuen Freihandelszone. Das bestätigt auch die Großbank HSBC. Die schätzt, dass neben Südkorea vor allem Japan, Malaysia, Thailand und natürlich der Initiator selbst, also China, am meisten von dem Abkommen profitieren werden. HSBC schätzt, dass die Handelserleichterungen über 180 Milliarden Dollar mehr an Wert zur Weltwirtschaft beitragen werden.
Ein Unternehmen, das gut positioniert ist, ist Samsung Electronics. Der Elektronikhersteller erzielt hohe Margen und kann seine in einigen Bereichen marktführende Position durch steten technologischen Fortschritt festigen. Gerade bei 5G-Handys sollte Samsung enorme Gewinne erzielen, wenn es gelingt, dem chinesischen Konkurrenten Huawei Marktanteile abzujagen. Die liquiden Mittel von gut 100 Milliarden Dollar, der hohe Free Cashflow und die Kapitalrendite sprechen für die Aktie.
Auch Tencent sollte profitieren. Bislang beherrscht man den chinesischen Markt für Onlinespiele. Hier dürften die Umsätze bei zahlungspflichtigen In-Game-Angeboten weiter wachsen. Gerade auch weil man mit Weixin das größte Kommunikations- und soziale Netzwerk Chinas betreibt. Laut Anlagegesellschaft GAM ist man gut diversifiziert: 16 Prozent der Umsätze kommen aus Onlinewerbung, 23 Prozent aus sozialen Netzwerken, 26 Prozent aus dem Bereich Fintech und 34 Prozent aus Onlinespielen. Im Schnitt erwarten die Analysten im laufenden Jahr ein Umsatzplus von 28 Prozent und ein Vorsteuergewinnplus von 27 Prozent. Eine Ausweitung des Gaminggeschäfts auf internationale Märkte ist nur einer von vielen positiven Impulsgebern für eine zukünftige Outperformance.
In Japan ist Keyence ein aussichtsreicher Titel im Bereich des Megatrends Automatisierung. Das Unternehmen ist spezialisiert auf Sensoren, Messsysteme, Beschriftungssysteme, Identifikationssysteme, Mikroskope und Bildverarbeitungssysteme. Keyence ist weltweit spitze, wenn es um Automations- und Qualitätssicherungslösungen geht. Das Coronavirus hat die Geschäfte von Keyence zwar auch nicht verschont, wie die Zahlen für das abgelaufene Quartal zeigen, aber nach dem Krisenjahr 2020 sollten die Ergebnisse in den kommenden Jahren dank der guten Positionierung im Weltmarkt wieder steigen.
Aussichtsreich ist auch Sony. Vor allem im Bereich Spielkonsolen: Die neue Playstation 5 ist jetzt schon ein Renner. Mindestens 100 Millionen Stück will Sony verkaufen. Das Weihnachtsgeschäft sollte gerade auch wegen der Pandemie hervorragend laufen. Mit neuen Produkten wie OLED-Fernsehgeräten buhlt zudem die Elektroniksparte um Kunden. Im ersten Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres hat Sony den Gewinn auf 5,6 Milliarden Euro mehr als verdoppelt. Die Prognose für das Gesamtjahr hat das Management angehoben.